

Berlin - Die Entwicklung und Verbreitung von Bier rings um den Erdball verweist oft auf kolonialgeschichtliche Zusammenhänge. So auch das India Pale Ale, kurz IPA. Zur Versorgung der britischen Kolonialtruppen in Indien fertigten die Brauer in Großbritannien ihre klassischen obergärigen Pale Ales auf eine Weise, die ihr Bier für die lange Seereise um das Kap der Guten Hoffnung wappnen sollte, die zuweilen sechs Monate dauern konnte.
Das Bier besaß einen höheren Alkoholgehalt und war stärker eingebraut, um die Haltbarkeit zu erhöhen. In den 1780er-Jahren ist die Versorgung im fernen Asien schon ordentlich sichergestellt, und allmählich machen sich erste Marken einen Namen.
Allen voran die Brauerei von George Hodgson, dessen Unternehmen an der Themse in East London, unweit der Verladedocks gen Indien, produzierte. Vor Ort galt Porter zu jener Zeit als beliebtestes Bier, aber Hodgson erfuhr von der Nachfrage und den Verdienstmöglichkeiten beim Bierhandel in Richtung Indien. 1809 erscheinen in der Calcutta Gazette erste Hinweise auf den Erfolg seines Bieres.
East India Pale Ale
Ab den 1830er-Jahren taucht der Begriff "East India Pale Ale" erstmals in Großbritannien selbst auf. Familien, die aus der Kolonie zurückkehrten, vermissten jenes Bier, das sie in Übersee überaus schätzen gelernt hatten und sorgten für eine Nachfrage, welche die Brauereien nun in der Heimat erfüllten.
Prohibition, sinkende Nachfrage in Übersee und der Siegeszug untergäriger Lagerbiere verdrängten IPA aus den Gläsern, bis US-amerikanische Brauer den Stil Mitte der 1990er-Jahre wiederentdeckten, die Möglichkeiten im Umgang mit unterschiedlichen Aromahopfen wie Cascade, Amarillo, Citra oder Chinook erfolgreich erprobten und Biere mit ungewöhnlicher Hopfenaromatik, Bitterkeit und Fruchtnoten herstellten.
Eine wiederentdeckte Rezeptur der Ballantines Brewery, dessen Gründer Peter Ballantine 1830 in die USA emigriert war, bildete die Grundlage für neue IPAs, die später immer weiter gehopft, zuweilen sogar extrem im Geschmack, zu Abwandlungen wie Double IPA oder Imperial IPA führten.
Spannende Marken, die diesen US-Stil verkörpern, wären Firestone Walker, Dogfish Head, Sierra Nevada, Brooklyn Brewery, Russian River, Stone Brewing oder Flying Dog. Aktuelle englische IPAs wie Fuller's oder Greene King weisen meist eine geringere Kohlensäure und milderen Alkoholgehalt auf.
Und was braut sich in deutschsprachigen Landen zusammen? Hier geht es zu zehn verkostungswürdigen IPAs aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Fritz Ale IPA
Der Bonner Wanderbrauer Fritz Wülfing verfügt über keine eigene
Brauerei, sondern arbeitet mit wechselnden Braustätten zusammen,
mit denen er ungewöhnliche Sude fertigt. Sein IPA mit drei
Malzsorten und drei Hopfenarten und 5,8 % Vol. besticht durch
angenehme Grapefruitnoten und eine harmonische Bittere.
fritzale.de
Crew Ale Werkstatt IPA
In der Bierhauptstadt und Oktoberfestmetropole München wagen
zwei junge Unternehmer den mutigen Schritt, gegen Helles,
Weißbier und Bayerisch Dunkel aufzubegehren und ein ausgewogenes
und relativ mildes IPA anzubieten, das die Komplexität des
Bierstiles auch für Neulinge ideal zugänglich macht.
crewale.de
BrauKunstKeller Mandarina IPA
Die Entwicklung neuer Aromahopfen boomt, und so erblickte
2012 mit Mandarina Bavaria eine neue Hopfenvariante das Licht
der Welt. Alexander Himburg aus Michelstadt experimentierte als
einer der ersten mit der neuen fruchtigen Zutat und entwarf ein
opulentes IPA, bei dem die namensgebende Mandarine
deutliche Akzente setzt. Die Sondersorte ist allerdings erst ab der neuen Hopfenernte im September wieder verfügbar.
braukunstkeller.de
Camba Bavaria.
Erics IPA
Die Marke Camba Bavaria versammelt einen bunten Reigen
von Brauern an den Kesseln, damit diese einen individuellen
Sud entwickeln und die Vielfalt der Bierwelt aufzeigen. Eric Toft,
Braumeister der Brauerei Schönram, griff gerne den Stil seiner
US-Heimat auf und kreierte ein kraftvolles IPA mit stolzen 8,0 %
Vol. Erdbeere und weitere Früchte umgarnen eine Hopfenbitter-
Note, und ein angenehmes, cremiges Mundgefühl mündet
in einen langen Nachhall.
cambabavaria.de
Trois Dames IPA
Bei Neuchâtel nahe der französischen Grenze
sorgt Raphael Mettler für IPA für die Schweizer
Bierfreunde. Sein Brauunternehmen widmet er
drei Damen, seiner Frau und den beiden Töchtern.
Sein IPA widmet er dem US-Vorbild, indem
er die Kulthopfensorten Columbus, Chinook und
Simcoe einsetzt. Das kraftvolle und würzige
Bier kommt zudem einmal im Jahr in einer
Barrique-Version heraus.
brasserietroisdames.ch
Braufactum Progusta
Die Marke Braufactum Feine Bierkultur zählt
zu den Wegbereitern und Pionieren der neuen
Bierstile in Deutschland. Einen Ruf als ideales
IPA für Einsteiger und gleichsam köstlicher
Stammtropfen für Fortgeschrittene erwarb sich
das Progusta. Eine solide Bitternote begleitet
dezente Gewürznoten und aromatische Fruchtnuancen
von Aprikose und Orange, eingebettet
in 6,8 % Vol. Die Hopfensorten Magnum,
Hallertauer Mittelfrüh und Citra kommen dabei
ideal zur Entfaltung.
braufactum.de
Schoppe Bräu XPA
In der deutschen Hauptstadt wendet Braumeister Thorsten
Schoppe für sein IPA die Verfahren Aromahopfung und Kalthopfung
an. Er will uns kein X für ein I vormachen, verweist im
Namen aber auf seine Heimat im Berliner Ortsteil Kreuzberg. Ein
fruchtig-balanciertes Bier mit kraftvollem Unterton und einem
herrlichen Duft bei 6,5 % Vol. Mit seinem Holy Shit Double IPA
setzt Schoppe noch eine Schippe Bitteraromen drauf und fordert
den Gaumen bei 10,0 % Vol.
schoppebraeu.de
Nicobar India Pale Ale
Aus dem Salzburger Bio-Brauhaus Gusswerk, von Conrad Seidel
2012 zur Brauerei des Jahres gekürt, kommt dieses fruchtaromatische
IPA, in dem Malz und Hopfen ausgezeichnet balanciert
die Eindrücke von Mango, Zitrone und Grapefruit umgarnen. Der
Name erinnert an die eindrucksvolle Kolonialepoche Österreichs
und an das Jahr 1778, als Kaiserin Maria Theresia erstmals
Schiffe mit Bier an Bord von Triest in Richtung Nikobaren Inseln
im Golf von Bengalen entsandte.
brauhaus-gusswerk.at
Maisels & Friends Stefan’s
Indian Ale
Tradition und Innovation muss kein Widerspruch sein,
dachte sich Jeff Maisel, dessen 200-jährige Familiengeschichte
im Brauwesen für ausgezeichnete Weizenbiere garantiert. Für
eine neue Edition lud er befreundete Bierexperten ein, wie den
Weinfachmann Stefan Sattran. Ob die ungewohnte Schreibweise
seines IPAs auf den indianischen Markt abzielt, ist nicht überliefert.
Das erfrischende Bier mit floralen und Honignoten ist
eine Empfehlung wert.
maiselandfriends.com
Hopfenstopfer Comet IPA
Weg von langweiligen Massenbieren fordert Thomas Wachno bei
Häffner Bräu in Bad Rappenau, östlich von Heidelberg. Im Namen
verrät das Unternehmen die Philosophie, mit Hopfen sensationell
aromatisch zu arbeiten und nach der letzten Gärung zusätzlichen
Hopfen in den Lagertank zu geben. In diesem Fall kommt neben
den Sorten Saphir und Taurus vor allem der namensgebende
Hallertauer Comet zum Einsatz.
hopfenstopfer.de