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Test: Die 25 besten Rosé-Stillweine

Foto: Christian Wenger

Großer Weintest La vie en Rosé

Im Sommer will man leichte Weine. Am liebsten einen fruchtigen Rosé. Es darf im Glas auch gern etwas prickeln. mmo-Autor Christian Wenger stellt die besten stillen und perlenden Rosés dieses Sommers vor.
Von Christian Wenger

Hamburg - In den Lokalen am französischen Mittelmeer und in den gerade trendigen After-Work-Partys in Berlin werden Roséweine in diesem Sommer aus imposanten Magnumflaschen ausgeschenkt. Kühl wie Weißwein oder Champagner aus dem Eiskübel oder - auch das ist bei Rosés erlaubt, wenn es sehr heiss ist - mit einem Eiswürfel im Glas.

Auch in der riesigen Weinabteilung des Kaufhauses Lafayette in Paris begrüßt den Besucher eine üppige Rosé-Auslage. In deren Zentrum Magnumflaschen vom Weingut "Château Miraval" in der Provence, wo Angelina Jolie und Brad Pitt Roséwein vom einheimischen Könner Marc Perrin (Château de Beaucastel) produzieren lassen. Die 1,5-Liter-Flasche für 35 Euro.

Es gibt nichts Passenderes zum Picknick mit knusprigem Huhn, würziger Wurst, Pasteten und ofenfrischem Brot. Auch für den Herbst und den Indian Summer sind Rosés ideal. Rosés passen gut zu hellen Saucen, zu Fisch, zu Räucherlachs, zum Dessert und sind vor allem zum Apéritif perfekt.

Rosé wird kühl getrunken, angepasst an die gerade herrschenden Außentemperaturen, zwischen 6 und 10 Grad. Rosé sollte leicht sein, also lieber um 10 Prozent Alkohol haben als satte 14 Prozent. Abhängig von den verwendeten Traubensorten duftet ein Rosé nach feinen Blüten wie Rosen, nach Früchten wie Himbeeren, Erdbeeren, Waldbeeren, nach Süß- und Sauerkirschen, Cassis, Cavaillonmelonen, Pfirsich, Rhabarber, manchmal auch nach Litchi und Maracuja und wirkt frisch und spritzig. Betont tanninhaltige Traubensorten oder ein Ausbau im Barrique entsprechen nicht dem typischen Geschmacksbild.

Schwächen werden gern mit Restzucker kaschiert

Bei einem Sommerwein harmonieren Süße und Säure, aber auch Frucht und sanfte Gerbstoffe. Der ideale Sommerrosé hat Eigenständigkeit und Charakter, zeigt seine Identität durch Mineralik, Typizität der Traubensorte(n) und hat Tiefe, Finesse und Eleganz, ist gut strukturiert und komplex. Er soll sich auch ohne eine Mahlzeit trinken lassen, Lust auf einen nächsten Schluck machen, erfrischen und am nächsten Tag keinen dumpfen Kopf hinterlassen.

Weine mit Restsüße, die klebrige Finger hinterlassen und im Gaumen ein pappig-süßen Eindruck, sind keine Sommerrosés - zumal mit Restzucker gerne Schwächen des Weins kaschiert werden. Auch Weine, bei denen mit einem Schuss Kohlensäure eine nichtvorhandene Frische vorgetäuscht wird oder eine Feuchtigkeit dominiert, die hauptsächlich von Reinzuchthefen oder der Kaltmazeration herrührt, machen noch keinen Sommerrosé.

Für die Probe von manager magazin online waren nur Roséweine zugelassen - Stillweine und prickelnde. Das Interesse von Händlern, Importeuren und Winzern war groß: Über 300 Weine wurden eingereicht. Herkunft, Traubensorte oder Mischsatz spielten keine Rolle, ebenso wenig der Preis - Hauptsache der Wein war rosafarben.

Probiert wurden Weine mit Flaschenpreisen (0.75 Liter) zwischen 3,99 und 73 Euro, der Durchschnitt lag bei 7,21 Euro. Die genannten Bezugsquellen führen entweder den Wein oder geben Auskunft, wo er erhältlich ist. Die Preise sind empfohlene Endverbraucherpreise, sie können im Einzelhandel abweichen. Wie jede sensorische Verkostung widerspiegelt auch diese Degustation den persönlichen Geschmack der Juroren, den Zustand der Flaschen und die Gunst des Tages.

Unter den mehr als 300 eingereichten Weinen bei unserem Test war der Anteil an schlichten, platten, eindimensionalen und simplen Roséweinen erstaunlich groß. Auch fehlerhafte Weine waren darunter, die außer der Farbe wenig oder nichts mit einem Roséwein zu tun hatten. Es scheint, dass die Weinindustrie mit der Herstellung von besonders preisgünstigen Rosés ein neues, lukratives Spielfeld entdeckt hat. Schade. Die Favoriten der Jury kommen deshalb nicht zufällig mehrheitlich aus handwirtschaftlicher Erzeugung und liegen im mittleren Preissegment. Erfreulich immerhin war der hohe Anteil an modernen Drehverschlüssen.

Hier geht es zur Fotostrecke mit den Stillwein-Rosés:
Hier geht es zur Fotostrecke mit den Schaumwein-Rosés:

Wie wird Rosé hergestellt?

Klassisch werden Rosés im Mazerationsverfahren hergestellt, d.h. der weiße Traubenmost hat einigeStunden Kontakt mit den roten oder blauen Traubenschalen. Der Wein übernimmt dabei auch Eigenschaften der Beerenhäute z.B. wenn er aus Pinot noir hergestellt wird. Er wird füllig, körperreich, aromatisch, unterstrichen von einem Hauch von Tanninen aus den Beerenhäuten.

In Schaumweingegenden und ausserhalb der EU dürfen Roséweine auch durch Zugabe von Rotwein aus der Gegend hergestellt werden. In der Champagne zum Beispiel werden beide Verfahren praktiziert und jede Seite ist der felsenfesten Überzeugung, die eigene Methode sei die wahre. Richtig ist auf jeden Fall: Wenn der Schaumwein-Winzer die Nachfrage nach Rosé im Erzeugungsjahr falsch eingeschätzt hat, kann er beim Mischverfahren einige Jahre später noch ausgleichen und mehr oder weniger Rosé herstellen. Das ist unmöglich, wenn der Roséton bereits beim Abpressen erzeugt wurde.

Spannende und erstklassige Roséchampagner können auf beide Arten erzeugt werden. Wenn Assemblagen zur Gänze oder zu einem hohen Anteil aus weissen Trauben bestehen (z.B. Saint Gall, Gosset, Vranken, Dampierre) dominieren auch die typischen Eigenschaften des Chardonnay: frisch, spritzig, leicht und elegant. Kurz: Ein durch Zugabe von Rotwein gefärbter Rosé kann fast so schmecken wie sein weisser Bruder aus dem gleichen Haus, während sich ein mazerierter Rosé fülliger und fruchtiger präsentieren wird.

Roséweine können auch im sogenannten Saignéeverfahren hergestellt werden. Das geschieht in Rotweingegenden, wo der Rosé dann ein Nebenprodukt des dadurch konzentrierten Rotweines ist. Aus dem auf der Maische gärenden Wein wird ein kleiner Teil Most ohne Pressung abgelassen (Saignée bedeutet Aderlass) und wird zu Roséwein verarbeitet. Diese Rosés sind in der Regel zuckerhaltiger und damit alkoholreicher und haben oft spürbare Tannine anstelle der beim Rosé mehr erwünschten Fruchttöne.

Rosés aus Traubensorten mit nur leicht rotfarbigen Schalen wie Gamay, Cinsaut oder Grenache gris werden wie Weisswein ohne Maischekontakt sofort abgepresst. Diese Rosés haben ein sehr helles pink, sind kaum koloriert und heissen in Frankreich Vin gris.

Eine neue und industrielle Methode ist die Entfärbung: Rotweine werden mit Aktivkohle und anderen zugelassenen "Entfärbern" auf rosa getrimmt. Meist wird dabei nicht nur die Farbe reduziert, sondern auch Geschmacksstoffe, die der Wein eigentlich brauchen würde.

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