
Feintrinker-Tipp: Zwölf besondere Weine aus der Toskana
Neue Weine aus der Toskana Gute Aromen
Montalcino - Wenn in der Toskana Anfang des Jahres die neuen, für den Markt freigegebenen Jahrgänge aus dem Chianti Classico-Gebiet, aus Montalcino und Montepulciano präsentiert werden, treffen sich an die hundert Weinjournalisten aus aller Welt, um die Weine zu degustieren.
Dominierten noch vor wenigen Jahren die Weinschreiber aus der sogenannten "Alten Welt" den bunten Haufen, bilden - eine Folge der veränderten Absatzmärkte - die Journalisten aus Russland, China, Japan, Thailand, Indien, Südamerika inzwischen die Mehrheit. Präsentiert wurden in diesem Jahr Chianti Classico aus den Jahrgängen 2010, 2009 sowie Riservas und Chianti Classicos aus früheren, Brunello aus 2007, Riservas aus 2006 und Rosso di Montalcino aus 2010, in Montepulciano war es der Vino Nobile des Jahrgangs 2009 und Riservas aus früheren Jahrgängen.
Auf den Weingütern konnte man mit Fassproben auch einen ersten Eindruck der neuen Jahrgänge 2011 bekommen: Die Weine machen in allen Gebieten einen vielversprechenden Eindruck, kräftige Farben, weiche Tannine und bereits guteintwickelte Aromen. Der Gesamteindruck war gut bis sehr gut. Das widerspiegelt sich auch in den Bewertungen, welche die Consorzien den Weinen gegeben haben: 4 von 5 möglichen Sternen beim Brunello, ebenso bei Vino Nobile di Montepulciano. Auch die Chianti-Produzenten sind sehr zufrieden mit dem neuen Jahrgang, ebenso die Winzer der Weissweine aus San Giminiano.
Seit die noch aus dem vergangenen Jahrhundert stammende Formel für den Chianti großzügiger ausgelegt werden darf (bis zu 100 Prozent Sangiovese dürfen, 85 Prozent müssen verwendet werden) erlebt der Weinbau, dessen Erzeugnisse viele Jahre in strohumwickelten bauchigen Flaschen mit dem doppeldeutigen Namen Fiasco verkauft wurden und der Inhalt bis auf wenige Ausnahmen gleichbedeutend war mit säuerlich, dünn, blaß und einer fatalen Neigung zur schnellen Oxydation, einen Neubeginn.
Wein-Abenteuer an der Küste
Alle Chianti sind DOCGs (geschützte, kontrollierte und garantierte Herkunftsbezeichnung), aber nur Weine aus der zentralen Zone an der Strada Chiantigiana dürfen sich "Chianti Classico" nennen. Die Grenzen des Anbaugebiets mit Höhenlagen zwischen 200 und 800 Metern wurden 1932 festgelegt und sind seither unverändert. Die bekannten Gemeindegebiete und Dörfer heissen Greve, Panzano, Castellina, Radda, Gaiole sowie einen Teil von Barberino Val d'Elsa, Castelnuovo Berardegna, Poggibonsi, San Casciano Val di Pesa und Tavarnelle Val di Pesa.
Von den 70.000 Hektar der Chianti-Classico-Zone stehen rund 10.000 unter Wein, 7.200 Hektar sind im CC-Weinbergsregister eingetragen. In 2010 betrug die Chianti-Classico-Gesamtproduktion 265.000 Hektoliter, was rund 35 Millionen Flaschen entspricht. 570 Betriebe sind Mitglied im Consorium, davon füllen 350 selber ab. Montalcino produziert auf 2.400 Hektar gut 8 Millionen Flaschen "Brunello" und "Rosso di Montalcino", Montepulciano jährlich rund 7,5 Millionen Flaschen "Vino Nobile di Montepulciano" und den einfacheren "Rosso di Montepulciano". Weiter südlich, aus San Giminiano kommt der weiße "Vernaccia".
Seit einigen Jahren ist sind neue interessante Weinzonen dazu gekommen: An der toskanischen Küste, der Maremma, haben sich nach den Pionieren "Ornellaia","Sassicaia" und "Tignanello" nicht nur zahlreiche Winzer aus der klassischen Toskana ins Abenteuer in der unwirtlichen Gegend gestürzt, sondern auch Produzenten aus dem Norden Italiens: Die Piemonteser Angelo Gaja und Giorgio Rivetti oder aus der Franciacorta der "Bellavista"-Erzeuger Vittorio Moretti.
Aus Mischsätzen mit Merlot, Cabernet Sauvignon oder Syrah oder reinem Sangiovese entstehen moderne und meist teure Weine, die sogenannten Supertuscans, die jedes Jahr in Lucca unter der Bezeichnung "Grandi Cru della Costa Toscana" zur Degustation vorgestellt werden. Aus den mehr als 800 degustierten Weinen der drei Zonen Chianti Classico, Vino Nobile di Montepulciano und Brunello di Montalcino ist hier eine Auswahl von zwölf Weinen, die dem Autor bei den diesjährigen Degustationen besonders aufgefallen sind.