Winterdüfte Süßholz für die Seele
Recklinghausen/Berlin - Wenn es draußen kalt und ungemütlich ist, greifen die Duftdesigner zu intensiveren Inhaltsstoffen: Warme Vanille- und Süßholzaromen, würziger Pfeffer und Lavendelnoten bestimmen in diesem Jahr die neuen Herbst- und Winterdüfte. Orientalisch-würzige Duftnoten und Schokoladenaromen erinnern an die bevorstehenden Festtage mit Kerzenschein und kulinarischen Genüssen.
Mit den neuen Kreationen betonen die Parfümeure die elegante, verführerische und provokante Seite der Frau. Bei den Herren-Düften wird die herbe Männlichkeit betont - mit Edelhölzern, Gewürz- und Ledernoten.
"Der Trend geht zu Kuscheldüften", sagt Elmar Keldenich vom Bundesverband Parfümerien in Recklinghausen. Der Trend zur Häuslichkeit und zum Rückzug in die eigenen vier Wände sei eine Folge der Wirtschaftskrise. Für die neuen Parfüms werden klassische Aromen neu kombiniert: Arabische Harze wie Ambra, Weihrauch und Gewürze treffen auf Iris, Veilchen, Rose und Jasmin. "Die Parfüms wirken so zurückhaltender und sind auch tagsüber gut tragbar."
Opulente florale Elemente
"Damendüfte haben jetzt einen frischeren, grüneren Auftakt, der jedoch durch opulente florale Elemente in der Herznote abgelöst wird", erläutert Britta John von der Parfümeriekooperation Beauty Alliance in Bielefeld. Blüten wie Iris oder Heliotrop haben oft auch einen pudrigen, sinnlichen Touch. "Die Basis zeigt sich wieder mit Moschus-, aber auch holzigen Noten, die jedoch weicher und dezenter als in vergangenen Saisons ausfallen." Vielfach findet sich bei den neuen Damendüften auch ein Hauch Vanille, gerne kombiniert mit Amber oder Patchouli.
Bei den orientalischen Düften spielt "Desire me" von Escada mit den süßen Schokoladenaromen Vanille und Tonkabohne, kombiniert mit Orchidee, Pfingstrose und der spritzigen Note von Clementinen. "BLV Eau de Parfum II" von Bulgari verbindet Mandarine, Veilchen und Süßholz in der Kopfnote mit Iris, Vetiver, Patchouli im Herzen und Amber, Benzoe und Moschus in der Basis: "Einen positiven, beruhigenden Duft" wollte Bulgari-Parfümeur Jacques Cavallier komponieren. Christina Aguileras "By Night" soll "die Vorfreude auf eine ganz besondere Nacht" wecken. Der orientalisch-fruchtige Duft präsentiert sich im Auftakt mit Freesien, Apfel- und Mandarinennoten, geht über in einen süßen Pfirsichmix bis hin zur warmen Amber-Vanille-Basis.
Auch blumige Parfüms sind in dieser Saison in allen Facetten vertreten. Shiseido interpretiert mit "Zen Concentrated" den Duft "Zen" neu und setzt auf ein üppig-süßes Blumen-Bouquet aus Magnolie, blauer Rose und arabischem Jasmin, abgerundet mit Vanille. Gianfranco Ferré will mit "In the mood for love" den Beginn einer Liebesgeschichte in einem Duft festhalten. Tamarinde, Rose und Magnolie mischen sich mit Bergamotte und Bitterorange zu einem frischen Akkord.
Kopfnote mit Ingwer, Orange und Grapefruit
Etwas frischer kommt das grün-florale "Private Collection Jasmin White Moss" von Estée Lauder daher. Der Chypre-Duft erinnert an mediterrane Landschaften. "Typisch für einen Chypre-Duft sind die Aromen von Pinien und Gewürzen, wie man sie von Zypern kennt", sagt Keldenich. Designerin Aerin Lauder, die Enkelin von Estée Lauder, komponierte den Duft, dessen Kopfnote durch schwarze Johannisbeere, Mandarine und Basilikum erfrischt. Die Herznote ist geprägt von einem Jasminmix, Ylang Ylang und Ginster. Die würzige Basis besteht aus Zedernholz, Vetiver und Weißmoos.
Blumarine geht mit "Bellissima" noch einen Schritt weiter. Die Kopfnote soll durch Ingwer, Orange und Grapefruit ein intensives Wellness-Gefühl vermitteln, aufgefangen von Passionsblume und Sommerblumen-Noten bis zur Basisnote mit Sandelholz und Vanille.
"Auch bei den Herren zeigt sich die Kopfnote betont frischer", sagt John. Warme Holznoten sind charakteristisch für den Ausklang. Auffällig ist die Kombination von Früchten und Lavendel in der Kopfnote. Keldenich spricht sogar von einem Retrotrend: "Lavendel stand bei uns lange für die Mottenkugeln in Omas Kleiderschrank." Die Franzosen hätten dagegen seit jeher eine Vorliebe für das Aroma, das an den Urlaub in der Provence erinnere. Bereits in den 30er Jahren war "Pour un homme" von Caron ein Herrenklassiker mit Lavendelnoten.
Schwarzer Pfeffer und Koriander
"F by Ferragamo pour homme Black" kombiniert Apfel und Lavendel mit schwarzem Pfeffer und Koriander. In Verbindung mit Labdanum und Tonkabohne will Parfümeur Olivier Polge dem Herren eine mysteriöse und unvergessliche Aura verpassen. La Martina erweitert das Spektrum mit "Cuero" um eine ledrig-hölzerne Note: Lavendel, Bergamotte und Zitrone im Auftakt treffen auf eine warme, intensive Mixtur aus Styrax, Zedernholz, Kumarin, Vanille und Leder.
Wer einen neuen Duft auswählen möchte, sollte das morgens tun - dann ist die menschliche Nase besonders empfänglich. Denn dann ist das Organ noch völlig unbelastet von alltäglichen Gerüchen. Wichtig sei aber vor allem, dass man bei der Auswahl entspannt ist, rät der Kosmetikverband VKE in Berlin. Etwas Zeit sollte auch eingeplant werden. Herz- und Kopfnote entwickeln sich schon nach ein paar Minuten, die Basisnote etwa nach einer Stunde.
Die Hautpartie, auf der der Duft getestet wird, sollte sauber und nicht eingecremt sein. Und wer am Abend vorher Curry oder Knoblauch gegessen hatte, verschiebt die Duftprobe besser. Denn diese Geruchsstoffe werden auch über die Haut ausgeschieden. Maximal drei Düfte kann die Nase nacheinander vergleichen. Aufgesprüht wird am besten in der Armbeuge oder auf dem Handgelenk. Dabei darf das Parfüm nicht verrieben werden, weil das die Duftmoleküle zerstört.
Anne Gottschalk, dpa
Wie das duftet: Die neuen Winterparfüms in Bildern