

Hamburg - Eigentlich wollten Kyle und Liz von Hasseln nur einen Geburtstagskuchen für eine Freundin - drucken. Das technikbegeisterte Studentenehepaar aus Los Angeles hatte sich schon auf verschiedenen Gebieten getummelt: Beide hatten sich mit Molekularbiologie befasst, bevor sie ihre Liebe zum Design entdeckten und schließlich beide ihren Master in Architektur machten. Und 3D-Druck faszinierte sie schon lange.
Warum nicht statt Kunststoff Zucker nehmen, dachten sie sich - und einen Kuchen drucken, statt ihn zu backen? Es folgten zwei Jahre "trouble-shooting", bis es brauchbare Ergebnisse gab. Mittlerweile ist "The Sugar Lab" seit einem halben Jahr ein Vollzeitjob für das Ehepaar.
Die fragilen Zuckergebilde, die es auf seiner Seite präsentiert, sind beeindruckend. Ein Kuchen ist noch nicht dabei (wiewohl eine einen Meter hohe Hochzeitstorte bereits in Arbeit sein soll), aber faszinierende geometrische Formen, deren Erfinder die die schöpferische Freiheit des 3D-Drucks sichtlich mit Wonne auskosten.
Schon in den ersten zwei Monaten, so Liz von Hasseln, habe man "Hunderte von Anfragen" bekommen und arbeite derzeit mit einem Dutzend Kunden aus verschiedenen Bereichen vom Konditor über Hochzeitsplaner bis zum zusammen: "Die Leute sind fasziniert von dieser Schnittstelle zwischen Technologie, Essen und Kunst."
3D-Zuckerdrucker für Konditoreien
Die müssen allerdings ordentlich Geld mitbringen: Die fragilen Objekte, laut Angabe des Sugar Lab "passend für einen etwa 25 Zentimeter großen Kuchen", kosten derzeit zwischen ein paar hundert bis 1000 Dollar. Das Teure daran sei nicht die Produktion, deren Kosten sich in etwa die Waage mit üblichen Materialien wie Gips oder Kunststoff halten würden, sondern die Komplexität der Entwürfe und deren digitale Umsetzung.
Wenn die steht, dauert das Drucken, so Liz von Hasseln, etwa eine Stunde pro 2,5 Zentimeter Höhe. Über die Technik wollen die von Hasselns nicht viel verraten - der Prozess soll in etwa das Aushärten von Zuckerguss nachahmen, geschmeidig gemacht wird der Zucker zunächst mit Wasser und Alkohol, der dann verdampft.
"Das Aufregende am 3D-Zuckerdruck ist für uns, dass wir Zucker in ein strukturelles, skulpurales Medium verwandeln können", so Liz von Hasseln. Der gedruckte Zucker sei natürlich nicht so stabil wie Kunststoff, aber das sei ja auch nicht das Ziel: "Der Optimierungsprozess ist ganz anders als bei anderen Materialien. Die Leute haben Erwartungen, wie Essbares aussehen, schmecken und sich anfühlen sollte. Es ist ungemein wichtig, das zu berücksichtigen - sonst hat man ein cooles Design, aber es sieht einfach nicht nach Dessert aus."
Die Zuckerdrucker träumen nun davon, Konditoreien für individuell angefertigte Torten mit Druckern auszustatten. Derzeit sei man in Verhandlungen mit einem Partner, der dabei helfen soll, den 3D-Zuckerdruck einem "breiten Publikum" zugänglich zu machen - sowohl als Produkt als auch als Technologie.
Komplex: Mehr als zwei Jahre lang ...
... tüftelte das technikbegeisterte Designerduo Kyle und Liz von Hasseln ...
... bis sie diese beeindruckenden Objekte aus Zucker drucken konnten. Genaues zur Technik ...
... wollen die beiden nicht preisgeben - aber sie machen sich denselben Effekt zunutze, der beim Aushärten von Zuckerguss eintritt.
Teurer Spaß: Noch kosten die fragilen Gebilde mehrere hundert Euro. Aber die Macher von "The Sugar Lab" ...
... wollen ihre Technik gern einer breiteren Kundenschicht zur Verfügung stellen. Fernziel: Ein Zuckerdrucker bei jedem Konditor.
Bloß nicht in den Regen damit: Die Zuckergebilde sind empfindlich. Derzeit arbeitet das Sugar Lab an Formen, die sich innerhalb von Sekunden in Tee oder Kaffee auflösen können - kleine Luxusprodukte, mit denen man Kunden beeindrucken kann.
Prachtstück: Auch solche komplexen Formen sind mit dem Zuckerdrucker möglich...
... die Detailaufnahme zeigt die filigrane Verarbeitung...
... auch hier bei dem verschachtelten Polyeder zu sehen...
... das mit seiner transparenten Struktur ...
... die Möglichkeiten der Technik voll ausschöpft.