Bodyflying "Jetzt bin ich ein Pfeil"
4. Teil: "Wir handeln mit reiner Emotion"
mm.de: Okay, so funktioniert die Maschine. Aber was kommt heraus? Was planen Sie konkret?
Oder, andere Idee: Sie kennen doch die ganzen amerikanischen Stuntfilme, bei denen Leute von Hochhäusern fallen. Was man dafür einsetzt, ist eine konisch zulaufende Winde, wo man auf den Zentimeter genau abgebremst werden kann. Großartige Sache.
Oder, noch etwas anderes: In Klettergärten gibt es den Flying Fox - ein schräg gespanntes Seil, da hängen Sie einen Karabiner ein und rauschen schräg runter. So etwas geht auch 1,5 Kilometer lang. Da werden Sie 180 Stundenkilometer schnell.
mm.de: Hui.
Schweizer: Wir bauen es von einem Berg ins Tal.
mm.de: Gibt es noch mehr Ideen?
Schweizer: Ja (lächelt und schweigt).
mm.de: Wie hat sich der Markt in Ihrem Metier verändert? Sie sind seit 20 Jahren im Geschäft ...
Schweizer: Der gesellschaftliche Trend geht hin zu der Frage: Besitzen oder erleben? Erlebnisse sind unvergänglich. Eines der sehr erfolgreichen Produkte, die wir vermarkten, ist Helikopter-selber-fliegen. Eine typische Situation wäre, dass ein Paar im Auto im Stau sitzt, ein Helikopter fliegt über die Autobahn, und der Mann sagt: "Das wäre doch jetzt toll, im Heli zu fliegen." Die Frau speichert das ab.
Unsere Käufer sind überwiegend Frauen, die Erlebnisse an Männer verschenken. So funktioniert unser Geschäft. Erlebnisgeschenke sind ein Produkt, das vor zehn Jahren noch nicht funktioniert hätte. Wir haben aus unserem Know-how für individuelle Großevents das Event übersetzt in ein Einzelerlebnis für eine individuelle Person und haben daraus ein handelbares Produkt gemacht. Wir handeln mit reiner Emotion.
mm.de: Warum hätte das vor zehn Jahren noch nicht funktioniert?
Schweizer: Weil die Menschen vor zehn Jahren noch nicht so weit waren. Es hätte natürlich funktioniert im Sinusmilieu oben rechts: Hochgebildete, avantgardistische Menschen mit gehobenem Einkommen. Die haben auch vor zehn Jahren schon Erlebnisse gekauft, allerdings sehr individuelle. Die systematische industrielle Konfektionierung von Erlebnissen ist neu. Wir verkaufen dieses Jahr 300.000 Erlebnisse. Diesen Markt gab es vor zehn Jahren nicht.
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