Museum Ritter Kunst zum Quadrat
Waldenbuch - Der Schokoladenfabrikant Alfred Ritter hat mit seinen quadratischen Süßtafeln vor allem eins im Blick gehabt: Das Quadrat sollte nach einer Idee seiner Frau ganz bequem in jede Hemdtasche passen. Auch die Enkelin des Firmengründers, Marli Hoppe-Ritter, hat sich dem Viereck mit vier rechten Winkeln verschrieben.
Das Format von Ritter Sport ist Leitthema ihres Kunstmuseums. Gleich neben dem Firmensitz in Waldenbuch (Kreis Böblingen), 20 Kilometer von Stuttgart, wird das "Museum Ritter" des Schweizer Architekten Max Dudler am 18. September eröffnet.
Eine "Hommage an das Quadrat" nennt Kurator Martin Stather die Ausstellung über die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Vom frühen Konstruktivismus über die italienische Arte Programmata bis hin zu aktuellen Strömungen sind Kunstwerke vertreten. Der Mannheimer Kunstverein zeigte bereits 2000 einen Teil von Hoppe-Ritters rund 600 Kunstwerken. "Die Sammlung sollte einen festen Standort haben", sagt die Sammlerin, die 2004 eine Stiftung zur Förderung von Kunst gegründet hat.
Für rund zehn Millionen Euro entstand in der 9000-Einwohner-Stadt im Aichtal ein riesiger Kunstkubus aus hellem Kalkstein. Wie in kaum einem anderen Museum fußt die Versorgung des Bauwerks auf erneuerbaren Energien - von der Nutzung der Erdwärme durch Energiepfähle im Fundament über die Heizung mit Holzpellets bis zu Sonnenkollektoren auf dem Dach. "Viele Museumsbauten zahlen heute mehr für Betriebskosten als für die Miete", sagt Architekt Dudler.
Im Innern sind Positionen zum Quadrat von Kasimir Malewitsch, der mit einer winzigen unscheinbaren Bleistiftzeichnung vertreten ist, von den Züricher Konkreten wie Max Bill sowie von Bauhaus-Künstlern wie Andor Weininger zu sehen. Seit 1993 sammelt die 57 Jahre alte Rechtsanwältin Hoppe-Ritter Kunst, die allerdings alles andere ist als "quadratisch, praktisch, gut", wie es der Werbespruch für die Süßtafeln verspricht.
Neben den quadratischen Bildformaten ist das Viereck vor allem Thema und Teil der Bilder - mal pur, mal offen oder mit zahlreichen optischen Verschiebungen und Verzerrungen oder Aufsprengungen. Auf einer Fläche von 700 Quadratmetern sind nun zunächst etwa 120 Stücke mit geometrisch-abstrakter Kunst zu sehen.
Der Besucher betritt den Kubus über einen überdachten Hof, rechts vom Eingang liegt ein Café, links werden in einem Shop auch Drucke der Künstler verkauft. Beat Zoderer hat zu Beginn der Eröffnungsschau "Square" (bis 26. Februar) einen riesigen Plattenwürfel aufgestellt.
Verena Loewensberg, eine der überdurchschnittlich vielen Frauen der Sammlung, ist mit einem großen Gemälde vertreten und Gerhard Richter mit einem grauen Quadrat aus seiner Frühzeit.
Private Kunstmuseen haben im Südwesten Tradition - wie etwa die Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall. Im Gegensatz zu vielen öffentlichen Museen müssen sie sich nicht an Besucherzahlen messen lassen. Dennoch hoffen die Waldenbucher auf regen Zuspruch. Immerhin hat allein der im Neubau untergebrachte "SchokoLaden"-Fabrikverkauf rund 200.000 Kunden pro Jahr.
Dudlers Kubus ist durch den Hof in der Mitte geteilt, in einem Gebäudeteil steckt die Kunstsammlung. In dem anderem gibt es neben dem "SchokoLaden" eine Ausstellung mit Filmen zur Firmengeschichte und zum Kakaoanbau. In einer Werkstatt können Kinder selbst Schokolade gießen und ihre eigenen Verpackungen künstlerisch gestalten. "Wir bieten viel Kunstvermittlung mit pädagogischen Angeboten", sagt Museumsleiterin Gerda Ridler. Sie will in drei bis vier Sonderschauen das Motiv Quadrat auch über die Sammlungsbestände hinaus verfolgen.
Ulf Mauder, DPA