Sonnen an der Seine und Baden in Brüssel Europas Metropolen bieten ihren Besuchern im Sommer eine erfrischende Abwechslung: Wer seinen qualmenden Füßen nach einem anstrengenden Sehenswürdigkeiten-Marathon eine Pause gönnen will, kann sich neuerdings auch in Großstädten an den Strand legen.
Paris/Wien - Im Sommer liegt halb Europa am Strand. Für Mittelmeerurlauber ist das Baden in den kühlen Fluten und in der warmen Sonne oft ein wesentlicher Grund für ihre Reise.
Doch auch Stadturlaub lässt sich vielerorts mit einem Strandbesuch verknüpfen. Zürich und Genf etwa locken mit ihren Seen, Barcelona hat die Küste Kataloniens direkt vor der Haustür, Athen die Ägäis. Und wo kein Meer oder See in der Nähe ist, werden Strände an Flussufern eingerichtet und zum Teil sogar künstlich aufgeschüttet.
Hamburger Hafen: Künstliche Strandoase an der Elbe
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Erfrischende Abkühlung: Wer sich nicht in die Elbe traut, nimmt einfach den Pool daneben
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Berlin Beach Club: Am Potsdamer Platz liegen auf 5000 Quadratmetern 1400 Tonnen Sand
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Planschen am Pool: Im Berliner Beach Club können die Gäste nicht nur baden, sondern auch Beach-Volleyball spielen oder Freiluftkino schauen
Eines der bekanntesten künstlich geschaffenen Strandvergnügen ist "Paris-Plage" an der Seine. In den vergangenen Jahren kamen bis zu drei Millionen Menschen, um sich in der Sonne zu aalen, entlang des Flusses zu flanieren, die Füße in Wasserbecken zu stecken oder den Kindern beim Trampolinspringen zuzuschauen. Gebadet werden durfte in der Seine allerdings nicht. In diesem Sommer gibt es die vierte Auflage von "Paris-Plage" vom 20. Juli bis Ende August (www.parisinfo.com).
Abkühlung in den City-Beachclubs Bitte klicken Sie auf ein Bild, um zur Großansicht zu gelangen.
Auch in Prag existiert ein künstlicher Stadtstrand. Im südwestlich gelegenen Stadtviertel Smichov wurden im vergangenen Jahr erstmals rund 450 Tonnen Sand entlang der Moldau verteilt. Der Strand ist etwa 130 Meter lang und bietet Platz für etwa 800 Gäste. Geöffnet ist bis Mitte September täglich von zehn bis 22 Uhr. Der Eintritt beträgt umgerechnet 1,65 Euro inklusive Miete für Liege und Sonnenschirm. Jeden Donnerstag findet eine Beachparty statt. "Es geht uns nicht nur ums Sonnen, sondern auch um ein attraktives Freizeitangebot", sagt Vojtech Hlavacek von der Betreibergesellschaft RZA Media.
In Wien gibt es auf der Donauinsel einen Stadtstrand von 42 Kilometern Länge. Er gilt als der längste Badestrand innerhalb einer europäischen Großstadt. Dazu kommen noch etwa zehn Kilometer Strand - darunter mehrere Kilometer für FKK-Fans - entlang der Alten Donau. An normalen Sommerwochenenden kommen etwa 300.000 Menschen auf die Insel zum Baden, Sport treiben und Erholen. Beim Donauinselfest, das in diesem Jahr vom 24. bis 26. Juni stattfindet, sind es noch bedeutend mehr. Die Strandsaison hat bereits begonnen und dauert noch bis zum 30. September. Geöffnet ist täglich von elf Uhr vormittags bis vier Uhr nachts (www.wien.info , www.donauinselfest.at).
Stadtstrände sind in Südeuropa rar
In Brüssel gab es einen Stadtstrand unter dem Titel "Bruxelles les bains" erstmals im Jahr 2003. In diesem Sommer wird die Aktion vom 22. Juli bis 21. August wiederholt. Geöffnet ist das Strandvergnügen dienstags bis donnerstags von elf bis 20 Uhr, freitags bis sonntags bis 22 Uhr. Geboten wird bei freiem Eintritt ein Kultur-, Sport- und Kinderprogramm (www.bruxelleslesbains.de).
In Südeuropa sind Stadtstrände dagegen kaum bekannt. In Spanien zum Beispiel dürfte das daran liegen, dass viele Flüsse im Sommer ausgetrocknet oder zu Rinnsalen geschrumpft sind. Außerdem suchen die Spanier bei Hitze eher den Schatten auf, als dass sie sich in die Sonne legen. Auch ist das Wasser der Flüsse häufig so verschmutzt, dass es eher abschrecken als anlocken würde. In Madrid verläuft an beiden Ufern des Manzanares außerdem eine Stadtautobahn - ein Strand wäre undenkbar. Allerdings hat auch Madrid seine "playa", und zwar an Stauseen in der Umgebung, die etwa eine Autostunde entfernt sind.
So weit müssen Athen-Besucher nicht fahren: Einige Strände, die von der Griechischen Zentrale für Fremdenverkehr betrieben werden, liegen wie Flisvos und Batis nur rund acht Kilometer vom Zentrum entfernt und sind mit einer Straßenbahn erreichbar. Strände mit besserem Freizeitangebot liegen ein wenig weiter weg: Glyfada, Voula und Vouliagmeni sind 18 bis 22 Kilometer von der Stadtmitte entfernt. Dort kann man surfen und Wasserski fahren sowie tageweise kleine Bungalows mieten. Eintrittskarten zum Strand kosten sechs bis 12 Euro, die Bungalows 20 bis 45 Euro am Tag. Alle Strände sind von sieben Uhr bis Sonnenuntergang geöffnet - und das sogar bis Ende November. Davon können die Touristen in Paris oder Brüssel nur träumen.