Zum ersten Mal in der Geschichte des Segelsports will ein deutsches Syndikat die populärste Segeltrophäe der Welt gewinnen. Das Projekt ist ehrgeizig. Bis Ende November dieses Jahres sollen 45 Millionen Euro eingesammelt werden.
Hamburg - Erstmals in der schon 153-Jährigen Geschichte des prestigeträchtigen America's Cup (AC) könnte es ein deutsches Segelteam geben, das den Kampf um die älteste Sporttrophäe der Welt, unter Seglern auch "Kanne" genannt, aufnimmt. Seit zehn Monaten arbeitet eine Gruppe von Investoren, Marketingspezialisten und Segelexperten an einer deutschen Herausforderung zum 32. AC, der 2007 vor der Küste der spanischen Metropole Valencia stattfindet.
Die Kampagne will mit jungen, vornehmlich einheimischen Seglern unter dem Namen Fresh Seventeen an den Start gehen. Bis Ende November diesen Jahres sollen 45 Millionen Euro akquiriert werden - ein ehrgeiziger Plan, bisher steht noch kein Sponsor fest. Diverse Vorgespräche mit potenziellen Partnern liefen nach Angeben der Planer aber ausgesprochen verheißungsvoll.
Das Projekt Fresh Seventeen wurde von der Deutsche Challenge 2007 AG (DC
2007 AG) ins Leben gerufen. Die DC 2007 AG verantwortet die Projektstruktur
und stellt die Finanzierung sicher. Mit der Vermarktung wurde die Schweizer
Spezialagentur Prince Henry TV & Sponsoring AG (Zug) beauftragt. Im steuergünstigen Zug sitzt auch die Fußballrechtevermarkter Infront, an dem unter anderem Günter Netzer und Robert Louis Dreyfuß beteiligt sind.
Illustres Team
Finanzvorstand der DC 2007 AG ist Thomas Robl. Ihm zur Seite stehen die Segelexperten Andreas John (Vorstand Sport) aus Hamburg und Eberhard Magg
(Vorstand Technik) aus Kressbronn am Bodensee. John sichtet die Crew und
will sie mit Hilfe internationaler Größen aus der Segelszene an die
Weltspitze heranführen. Magg stellt ein Designteam für die Konstruktion
zusammen und koordiniert den Bau einer neuen AC-Yacht für den Cup 2007.
Segel über Bord: Das erste America's-Cup-Rennen endete für Titelverteidiger Neuseeland als Gau
Foto: AP
Kopf-an-Kopf-Rennen: Die zweite Regatta entschied Alinghi mit nur sieben Sekunden Vorsprung für sich
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Nichts ist unmöglich: Doch nach der zweiten verlorenen Wettkampf lässt die neuseeländische Crew die Köpfe hängen
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Men at work: Das zweite Rennen verloren die Titelverteidiger mit nur sieben Sekunden Rückstand
Foto: AP / Fotopress
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Die Macher um das deutsche Syndikat haben umfangreiche Aufgaben zu lösen. Noch fehlen Manager, Techniker, Koordinatoren und Sponsoren. In der Geschichte des deutschen Segelsports ist es bisher noch niemandem gelungen, ein Amerca's-Cup-Syndikat zu realisieren. Zuletzt scheiterte der Mittelständler Michael Illbruck. Der Rumpf des AC-Racers war bereits fertig, doch dann musste das Projekt wegen fehlender Sponsoren eingestellt werden.
"Deutschland braucht ein eigenes America's Cup-Team, um endlich in der
Königsklasse des schönsten Sports der Welt dabei zu sein", sagt der
Segel-Olympiasieger von 1964, Willy Kuhweide. Der 61-Jährige, ist Kommodore und Sprecher
des neu gegründeten Vereins Deutscher Challenger Yacht Club (DCYC), der
formal die Anmeldung des deutschen Teams beim amtierenden Cup-Verteidiger
Société Nautique de Genève (SNG) in Genf/Schweiz einreicht. SNG ist der
Verein des AC-Gewinners von 2003, Alinghi. Außerdem berät Kuhweide den
Vorstand der DC 2007 AG.
Zu den DCYC-Gründungsmitgliedern gehören drei der ältesten deutschen Yachtclubs, der Verein Seglerhaus am Wannsee (Berlin),
der Bayerische Yacht-Club München (Starnberg) und der Norddeutsche Regatta Verein
(Hamburg). Der Deutsche Segler-Verband (DSV) hat seine Unterstützung
zugesagt.
Auch Jochen Schümann (50), dreimaliger Olympiasieger und America's Cup-Verteidiger mit Alinghi, spendet Beifall: "Ich freue mich, dass es auch in Deutschland
endlich losgeht." Schümanns letztes Engagement in Sachen Segeln scheiterte allerdings. Als sportlicher Leiter der deutschen Olympiamannschaft musste er hilflos zusehen, wie die deutschen Akteure Regatta auf Regatta scheiterten.
Auch bei der Jagd auf die Kanne kann Schümann die deutschen Segler nicht unterstützen. Als Sportdirektor des Schweizer Sieger-Syndikats Alinghi fällt der erfahrener AC-Profi für das Fresh-Seventeen-Team aus.