America's Cup Alinghi im Siegesrausch
Das Schweizer Segelsyndikat Alinghi hat nach 152 Jahren den America's Cup nach Europa geholt. Der Herausforderer deklassierte Titelverteidiger Neuseeland. Auch das fünfte Rennen entschied das Team des deutschen Sportdirektors Jochen Schümann im Hauraki Golf von Auckland für sich.
Auckland - Alinghi-Skipper Russel Coutts, der am Samstag seinen 41. Geburtstag feierte, geht durch den 5:0-Triumph in die Geschichte des traditionsreichen Segelwettbewerbs ein. Alinghi gewann am Sonntag das entscheidende fünfte Rennen in der Best-of-nine-Serie mit einem Vorsprung von 45 Sekunden.
Tags zuvor hatte es noch eine weitere Verzögerung gegeben. Das Match musste wegen zu schwacher Winde abgesagt werden. "Unsere Träume sind versunken", meldete der "New Zealand Harald" in einer Sonderausgabe. "Wir sind traurig, aber letztlich ist unser Glas halbvoll und nicht halbleer. Wir haben in unserer Stadt eine aufregende Zeit erlebt", sagte Aucklands Bürgermeister John Banks.

Verliererfrust: Dean Barker (r.) vom Team Neuseeland gratuliert mit versteinerter Miene seinem Alinghi-Kontrahenten Russell Coutts
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Eidgenossen im Freudentaumel: Hunderte Schweizer Fans jubeln im Viaduct Harbour der Siegeryacht zu
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Ein Skipper geht baden: Russell Couts darf nach dem nicht ganz freiwilligen Tauchgang im Meer wieder an Bord der Alinghi
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Aufstieg in den Segler-Himmel: Dean Phipps vom Team Alinghi positioniert den Spinnaker neu und führt seine Yacht auf die Siegerstraße
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Kollektive Enttäuschung: Nach dem Debakel winkt die Crew vom Team Neuseeland nicht gerade begeistert den Fans zu
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Duell im Hauraki Golf: Die Yacht vom Team Alinghi (l.) behauptet den Vorsprung gegenüber den Neuseeländern
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Gruppenbild mit Dame: Alinghi-Teamchef Ernesto Bertarelli (r.) mit seiner Frau Kirsty und der begehrten America's Cup-Trophäe
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Kurzzeitiges Kopf-an-Kopf-Rennen: Nur am Anfang lagen die beiden Yachten gleichauf, am Ende gewann die Alinghi mit 45 Sekunden Vorsprung
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Champagnerlaune: Die Sieger duschen mit einem edlen Tropfen
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Gleich im ersten Anlauf hatte das 31-köpfige Alinghi-Team die begehrteste Segeltrophäe der Welt geholt. Dabei steht der Neuseeländer Coutts, der eine Prämie von fünf Millionen Euro erhält, mit seiner Rekordserie von 14 Siegen in America's-Cup-Wettfahrten nun an der Spitze der ewigen Bestenliste. Vor drei Jahren hatte Coutts, damals noch in Diensten seines Heimatlandes, die italienischen Prada Challenge mit 5:0 zurück nach Europa geschickt. Die Schweiz ist erst das vierte Land nach den USA, Australien und Neuseeland, das den America's Cup gewinnen konnte.
Sportdirektor aus Penzberg, Designer aus Hamburg
Mit Sportdirektor Jochen Schümann aus Penzberg gewann erstmals ein deutscher Sportler die begehrteste Segeltrophäe der Welt. Chefdesigner Rolf Vrolijk aus Hamburg hatte den Coup des Schweizer Teams maßgeblich vorbereitet. "Ich freue mich riesig, wir haben zwei Jahre lang hart dafür gearbeitet", jubelte Olympiasieger Schümann.
Vater des Erfolgs ist Multimilliardär Ernesto Bertarelli, Chef des Pharmakonzerns Serono, der rund 100 Millionen US-Dollar in das Unternehmen Alinghi investierte und sich eine erstklassige internationale Crew ins Boot holte. Bei der im Oktober gestarteten Herausforderer-Serie, dem so genannten Louis-Vuitton-Cup, hatte sich Alinghi gegen acht Konkurrenten aus Europa und den USA souverän durchgesetzt.
Favoriten mit technischen Problemen
Für die Segelgroßmacht Neuseeland, vor dem ersten Startschuss bei Buchmachern und Experten als Favorit im Kampf um die berühmte Silberkanne gehandelt, hatte sich der sportliche Untergang bereits im ersten America's-Cup-Rennen angekündigt, als die Gastgeber mit dem erst 29-jährigen Skipper Dean Barker nach schweren Materialproblemen aufgeben mussten.
Insgesamt zwei der fünf Finalregatten konnten die Gastgeber wegen technischer Probleme gar nicht erst beenden. Am Sonntag brach der Spinnakerbaum. "Wir haben viel mehr im Wasser trainiert als die Neuseeländer", sagte Schümann. Am Ende erwies sich die Hightech-Yacht "NZL 82" bei den ständig wechselnden Wetterbedingungen als zu instabil.
"Am Geld lag es nicht", musste Neuseelands Teamchef Tom Schnakenberg einräumen. 41 Millionen Euro standen ihm zur Verfügung. 55 Millionen Euro setzten die Schweizer ein, um die älteste Sporttrophäe der Welt nach 152 Jahren zurück nach Europa zu holen.