

Lauftipp des Monats Wie Männern und Frauen der harmonische Paarlauf gelingt
Als Coach kann ich beobachten, dass Männer und Frauen unterschiedliche Herangehensweisen an den Laufsport haben, insbesondere an den ambitionierten, wettkampforientierten Laufsport. Männern muss ich meist helfen, dass ihre Wunsch-und-Wirklichkeit-Schere nicht zu weit auseinander zeigt. Frauen spreche ich oft Mut zu, dass sie sich ruhig ein wenig mehr zutrauen können. Außerdem unterliegen Frauen im zeugungsfähigen Alter zum Teil sehr intensiven Hormonschwankungen, die wie ein Turbo genutzt werden können, wenn der Trainingsplan auf diese Schwankungen abgestimmt ist.
In der richtigen Woche zu regenerieren und im perfekten Moment zum Wettkampf anzutreten kann aus einer Frau nicht nur noch mehr rausholen, als sie sich selbst vielleicht sogar zugetraut hätte, sie hat vor allem auch sehr viel mehr Spaß an der Sache mit dem harten Training, weil sie endlich nicht mehr mit der Brechstange gegen Windmühlen kämpft.
Wie das laufende Miteinander gelingt
Wenn Partner miteinander laufen, offenbaren sich nicht selten Teile ihrer Beziehungsproblematik, auch wenn sie gar nicht wussten, dass sie welche hatten. Plötzlich wird aus dem harmonischen Loslaufen ein emotionaler Krampf, den am Ende keiner so richtig erklären kann. Liebe und Sport ist aber auch ein Minenfeld. Meist ist er körperlich überlegen, was ja auch wieder an der Biologie liegt. Das mag niemand bestreiten. In diesem Fall funktioniert das laufende Miteinander perfekt, wenn er sich liebevoll auf ihr Niveau begibt, um dort an ihrer Seite zu laufen. Ist er ein Gentleman, läuft er exakt neben ihr oder lässt sie sogar stets einen halben Schritt vorne laufen. Das muss man als Mann aber können!
Manchmal ist sie aber die bessere Läuferin von beiden. Vielleicht, weil sie schon seit Jahren erfolgreich und hart trainiert und er gerade erst einsteigt in den Laufsport. Oft ist das eine Kombination, die am meisten Harmonie verspricht, zumindest so lange sie die Nase vorne hat. Nicht selten holt er dann viel zu schnell auf, was sie natürlich ärgert. Sie hat fünf Jahre trainiert, um den Marathon unter 3:30 Stunden zu laufen und er schafft das schon nach einem Jahr Training.
Und plötzlich läuft er wieder voraus
Er freut sich dann so sehr über seine fulminante Entwicklung, dass er den Gentleman beim sonntäglichen Longrun immer öfter vergisst, vor ihr herläuft und sie damit auffordert, sich mit ihm zu battlen. Sie hat aber keine Lust sich vom einstigen Head-Coach der Familie zum Kanonenfutter degradieren zu lassen. Das war es dann mit dem gemeinsamen Laufen. Oft kommt auch vor, dass beide mehr oder weniger auf einem Niveau miteinander laufen können, einer von beiden sich dann aber verletzt. Hier ist familientherapeutisches Fingerspitzengefühl gefragt. Wer mit triumphierendem Blick stolz die Rundenzeiten des traumhaft schönen Dreißigers seinem mit einem Kühlkissen ausgestatteten Kniepatienten verkündet, braucht sich nicht wundern, wenn der Haussegen danach erstmal schief hängt.

Sonja von Opel ist Laufexpertin und Lebensläuferin. Mit einer Marathonbestzeit von 2:52h und als erfolgreiche Ultraläuferin gibt sie ihr Wissen und ihre Liebe zum Laufen in Laufcamps, Vorträgen, Büchern und vor allem als Online-Coach von über 100 Athleten pro Saison mit großer Begeisterung weiter. Als Geschäftsführerin der "Sonja von Opel Sports GmbH" bewegt sie nicht nur ihre Athleten vom Schreibtisch aus, sondern veranstaltet das ganze Jahr hindurch Laufreisen, Trainingscamps und Sportevents: www.sonjavonopel.com
Zugegeben, jetzt wird es ein wenig plakativ. Sie kennen ihn doch sicherlich auch, den Unterschied zwischen Männern und Frauen bei einem Laufwettkampf? Die Männer bekämpfen sich untereinander und gehen hinterher fröhlich miteinander ein Bier trinken. Die Frauen hingegen quasseln den ganz Lauf über und lästern später trotzdem über ihre Mitläuferin. Was ist da los?
Ich habe eine mutige Theorie entwickelt. Das Verhalten der menschlichen Spezies bei einem Wettrennen ist in der Biologie und der unterschiedlichen Möglichkeit zur Fortpflanzung begründet. Männer können immer und überall. Sie müssen sich im Grunde nur gegen ihren Konkurrenten durchsetzen, aber dann besteht für sie die Möglichkeit – sofern sie ein Weibchen finden – ihren genetischen Fußabdruck zu hinterlassen. Sollten diese steinzeitlichen Urinstinkte wirklich auch heute an der Startlinie eines Volkslaufs zum Tragen kommen, könnte das erklären, warum Männer zwar im Moment des Rennens alles geben, um ihren Konkurrenten auszuschalten, im Falle einer Niederlage aber ihre Welt nicht komplett untergeht. Morgen ist ja schließlich auch noch ein Tag. Und übermorgen. Und überübermorgen.
Bei Frauen sieht das aber schon ganz anders aus. Frauen haben nur einmal im Monat ein Zeitfenster, in dem sich ihnen die Chance zu Fortpflanzung bietet. An diesen Tagen geht es um alles oder nichts. Verlieren sie den Kampf gegen ihre Konkurrentin, wird diese ihre Gene weitergeben und die nächste Chance kommt erst wieder im nächsten Zyklus. Denn es ist doch so: Wir haben bei Laufwettbewerben vorne ein paar Frauen, die ihre Sache richtig ernst nehmen. Die kämpfen klug, geben alles und teilen sich ihre Kraft perfekt ein, denn es geht für sie um Leben und Tod. Oder, und das ist meist die Mehrzahl der weiblichen Teilnehmer, sie reihen sich hinten irgendwo ein und schwimmen mit dem Strom, denn hey, Dabeisein ist alles und heute ist kein Tag für große Siegestaten, denn der ist eh relativ selten, also warum unnötig Energie verschwenden.
Natürlich denkt eine Frau bei einem Laufwettkampf nicht ans Kinderkriegen, verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Aber es ist in ihrer DNA, es sind ihre Hormone, die so manches Verhalten steuern und lenken. Genauso wie bei den Männern.
Frauen sind in der Ultradistanz stärker als Männer
Fakt ist: Männer und Frauen sind unterschiedlich. Obwohl es nachvollzieh- und messbar ist, dass Männer stärker sind und damit im Sport oft die Nase vorne haben, gibt es kein "besser" oder "schlechter". Funfact: Wussten Sie, dass Frauen ab einer Ultradistanz von irgendwas um die 260 Kilometern körperlich stärker sind, als Männer? Liegt am Fettgehalt
Was ich damit sagen will: Es wäre toll, wenn wir noch mehr erkennen, wer wir sind, was wir gut können, was wir weniger gut können, warum das so ist und wie wir lernen uns auf die richtigen Dinge zu konzentrieren. Ob im Leben oder einfach nur beim Laufen. So vieles findet erstmal nur im Kopf statt und wenn es da in der richtigen Schublade liegt, klappt es auch mit dem Glücksgefühl beim Laufen. Denken Sie da mal drüber nach.