
So funktioniert positives Denken Endlich Ordnung im Kopf
Ich kann vorhersagen, wie Menschen sich fühlen - und zwar anhand ihrer Gedanken. Sie können das auch, denn unsere Gedanken und Gefühle stehen uns sozusagen ins Gesicht geschrieben. Treffen wir einen Menschen, haben wir in Sekundenschnelle erfasst, ob dieser gut oder schlecht drauf ist, selbst wenn wir ihn nicht kennen.

Die Psychologin Ilona Bürgel zählt zu den führenden Vertretern der Positiven Psychologie im deutschsprachigen Raum. Sie will aufzeigen, wie der Spagat zwischen Lust auf Leistung und Erhalt der eigenen Ressourcen gelingen kann. Nach 15 Jahren in Führungspositionen ist sie heute Referentin, Beraterin, Autorin und Kolumnistin. Ilona Bürgel lebt und arbeitet in Dresden und im dänischen Århus. Hier geht es zu ihrer Website.
Früher dachte man, dass wir als optimistische oder pessimistische Denker geboren würden und nichts dafür könnten, so zu sein. Heute wissen wir, dass zu 50 Prozent unsere Anlagen bestimmen, wie leicht oder schwer es uns fällt, gut drauf zu sein oder/und positiv zu denken. 10 Prozent bestimmen die Lebensumstände. Zu 40 Prozent haben wir es in der Hand, was wir aus unserem Leben machen und wie wohl wir uns fühlen.
Deshalb sagt nicht ein Ereignis an sich unser Wohlbefinden voraus, sondern die eigenen Gedanken und Gefühle, die mit dem Ereignis verbunden sind. Nehmen wir an, Sie haben einen tollen neuen Job. Nun ist es ein Unterschied, ob Sie denken: "Jetzt zeige ich, was ich kann" oder "Wenn ich nur nicht im Großraumbüro sitzen müsste, dann könnte ich viel besser arbeiten". Dasselbe Ereignis kann für jeden von uns eine andere Bedeutung haben.
Genau hier liegt unsere Chance zu trainieren, die positiven Aspekte zu sehen und in eine positive Stimmung zu kommen. Neu ist, dass die positive Sicht auf das Leben für Wohlbefinden und Stressmanagement allein nicht reicht. Es muss die bewusst Auswahl und Gestaltung von Situationen, die gut oder weniger gut für uns sind, hinzukommen. Das heißt, häufiger das zu tun, was gut für uns ist und seltener, was bei allem guten Denken nicht gut tut.
Negatives Denken ist nicht nur unangenehm, sondern schadet
Die Gedanken sind frei: Das wird meist so verstanden, dass wir träumen und denken können, was wir wollen. Dass uns keiner in unserer Gedankenwelt etwas vorschreiben oder verbieten kann. Genauso ist es. Wir nutzen das nur viel zu wenig. Tendenziell beschäftigt sich unser Gehirn eher mit negativen Aspekten einer Situation. Dies diente einstmals unserem Schutz und dem Überleben. Heute wird aus einem biologischen Mechanismus die schlechte Gewohnheit zu grübeln und sich über Dinge Sorgen zu machen, die gar nicht aktuell geschehen. Das könnte man als ungünstige Eigenschaft des Gehirns akzeptieren, wären da nicht die Folgen.
Wenn wir uns sorgen, Angst haben oder uns ärgern, finden wir viel weniger Lösungen. Das ältere Emotionshirn schaltet das jüngere Denkhirn aus. Stattdessen konzentrieren wir uns auf die Sorge, das Problem und geben diesem damit richtig viel negative Energie und nehmen uns gleichzeitig die gute.
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Emiliano Albanese von der Universität Genf hat die kognitiven Fähigkeiten von jungen Erwachsenen ausgewertet. Er hat entdeckt, dass eine generell unfreundliche Einstellung wie zehn Jahre Alterung auf das Gehirn wirken. Die Teilnehmer des Experiments sollten sich an 15 Wörter erinnern. Die aggressivsten Teilnehmenden merkten sich im Schnitt 0,16 Wörter weniger als die am wenigsten aggressiven. Dies ist nicht verwunderlich, da unsere Gefühle und Gedanken unser Gehirn formen.
Negative Emotionen haben außerdem auf unseren Körper einen viel schädlicheren Einfluss, als gute ausgleichen können. Deshalb geht die positive Psychologie davon aus, dass es ein Verhältnis von mindestens drei zu eins von positiven zu negativen Momenten geben sollte, damit Menschen langfristig gesund und Teams erfolgreich sind. Auf ein Mal Ärgern darf sozusagen drei Mal Freuen kommen. Das erreichen Sie dadurch, dass Sie Ihren Fokus verschieben.
Um das positive Denken vor dem Hintergrund aktueller Wissenschaft und Erfahrung neu zu bewerten, können Sie sich an folgende Überlegungen halten:
