
Lauftipp des Monats Mit über 50 besser und schneller werden


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Berlin im April 2022. Welch großartiges Rennen. Es ist kalt, aber die Sonne scheint. Ich fühle mich gut. Der Startschuss fällt pünktlich um 09:00 Uhr. Ich genieße den Trubel am Start auf der Straße des 17. Juni und finde schnell meinen Rhythmus. Ich bin einer von über 22.000 Halbmarathonläufern beim größten Halbmarathon Deutschlands, dem Generali Berliner Halbmarathon. Ich fühle mich top vorbereitet.
Oder doch nicht? Der rechte Schuh sitzt locker. Und wird immer lockerer. Mist, die Schnürsenkel sind offen. Ich laufe an den Streckenrand, hebe den Arm zur Warnung der hinter mir laufenden Athleten, gehe langsam in die Hocke, achte drauf, dass mich niemand umläuft und binde die Schuhe erneut. Diesmal mit Doppelschleife. Welch dummer Anfängerfehler bereits nach 500 Metern. Und dieser passiert mir, einem der erfahrensten Lauftrainer der Republik, auf Laufdistanzen zwischen 5 und 100 Kilometer zu Hause.
Doch ich ahne, dass ich nach der kleinen Pause nun der Überholende sein werde. Und dies kann richtig Spaß machen. Ich nehme mein Tempo wieder auf und beginne meine Jagd erneut. Ohne Stress laufe ich gleichmäßig, bringe Kilometer für Kilometer meine Leistung auf den Asphalt und als ich das Brandenburger Tor sehe, kurz vor dem Halbmarathonziel nach 21,097 Kilometern, schaffe ich es noch zu einem starken Schlussspurt anzusetzen.
Ich stoppe meine Uhr und erkenne nach einem flüchtigen Blick sofort: Neue persönliche Bestleistung über die Halbmarathondistanz. Und dies, obwohl ich inzwischen 56 Jahre alt bin und seit beinah 30 Jahren an Wettkämpfen teilnehme.

Andreas Butz ist einer der gefragtesten Laufexperten in Deutschland. Der gelernte Banker, über 140-fache Marathonläufer und Gründer der Laufcampus Akademie trainiert und motiviert mit seinem Trainerteam Menschen und Unternehmen. Sein Credo: "Laufen ist der kürzeste Weg zu allem, was Menschen erfolgreich macht. Er hat zahlreiche Laufbücher geschrieben. 2015 erschien "Schwitzen für Erfolg – In Laufschuhen Karriere machen".
Auf seiner Facebook-Seite gibt Andreas Butz regelmäßig Live-Coachings .
Mein Ergebnis: 957. Platz in 1:26:10 Stunden. Das ist ziemlich gut. Noch besser ist, dass ich 18. von 1.213 Männern in meiner Altersklasse M55 geworden bin. Viel besser aber ist eine andere Rechnung. Age graded betrachtet, meine Leistung im Spiegel des Alters betrachtet, ist die gemessene Zeit sogar 1:12:52 Stunden wert. Und damit habe ich – rechnerisch betrachtet – eine neue Bestleistung erzielt, auch wenn ich mit 38 Jahren und 1:22:31 Stunden meine schnellste Zeit gelaufen bin.
"Age graded" – Ein neuer Blick auf die eigene Leistung
Ich nutze den Altersklassenrechner des Masters Long Distance Running Council (MLDR) des amerikanischen Leichtathletikverbands. Dieser kennt nicht nur alle absoluten Weltrekorde, sondern auch die Bestzeiten pro Jahrgang und setzt diese zueinander in Relation. Das heißt, als Seniorensportler kann ich meine Leistung objektiv bewerten und mir einige interessante Fragen beantworten. Welche Leistung hätte ich wohl erzielt, wenn ich heute 30 Jahre alt wäre? In meinem oben genannten Beispiel 1:12:52 Stunden. Oder wie stehe ich als 56-jähriger im Vergleich zu meinen jüngeren Freunden.
Der größte Motivationsfaktor ist für mich, dass ich weiterhin Bestleistungen erreichen kann, obwohl ich altersbedingt langsamer werde. Ich muss nicht verzagen, dass ich heute langsamer bin als vor zwanzig Jahren. Ich kann mich damit motivieren, heute leistungsfähiger zu sein, als ich es früher war. Ich ziehe mir daraus die Lust weiterhin Gedanken darüber zu machen, wie ich mein Training optimiere kann, wie ich genau die Trainingsreize setze, die ich aktuell benötige, und was ich verändern sollte, um noch schneller zu regenerieren und damit wieder bereit zu werden für mein nächstes Training, für mein nächstes Rennen.
Und nun sind Sie dran
Mit Klick auf den nachfolgenden Link öffnet sich auf einer neuen Seite der Age Graded Calculator , den Howard Grupp im Auftrag des MLDR pflegt. Dieser stellt die Basis auch für andere Rechner dar, die man auf deutschsprachigen Internetseiten findet. Wählen Sie unter "Event" Ihre Laufdistanz oder tragen Sie die gelaufene Distanz ein. Tragen Sie in das Feld "Your time" Ihre erreichte Zeit ein. Klicken Sie dann auf den Button "Age-graded". Der "Age standard" ist die aktuelle Jahrgangsbestzeit. Der "Open standard" ist die Weltbestzeit in der Hauptklasse.
Ihre Werte finden Sie mit dem Ergebnis unter "Age graded". Das ist Ihre rechnerische Leistung in jungen Jahren. Der Prozentsatz "Age-perf%" ermittelt Ihren Leistungsstand in Relation zur Weltspitze. Der "Faktor" setzt die beiden Weltbestzeiten Hauptklasse zu Jahrgang in Relation. Ein Spielzeug, aber ein sinnvolles Spielzeug.
Ich treffe nicht wenige Menschen, die damit hadern nicht mehr so fit wie mit Zwanzig zu sein. Ein Gedanke, der uns nicht weiterbringt. Viel besser ist der Versuch der fitteste Sportler zu sein, den man genau jetzt sein kann. Seine Ernährung zu optimieren, sein Training zu verbessern, weniger Trainingsfehler zu machen. Und genau dabei möchte ich Sie unterstützen, zum Beispiel mit meinem nächsten Beitrag, in dem ich über altersgerechtes Lauftraining schreiben werde, damit auch Sie bald wieder sagen können. "Oldies but Goldies. Schon wieder besser geworden. Läuft bei mir".