Golf-Kolumne Spaziergang zum World Cup
Kiawah Island - Der Sonntag war ein bisschen arg langweilig auf Kiawah Island im US-Bundesstaat South Carolina. Denn bevor die 23 Zweier-Nationalteams bei Sonnenschein und lächerlich schwachen Winden auf ihre Schlussrunde marschierten, stand der Sieger beim World Cup längst fest.
Dank einer herausragenden 63er-Runde am Samstag gingen Trevor Immelman und Rory Sabbatini mit einem Vorsprung von sieben Punkten auf die letzten 18 Löcher des Ocean Course (Par 72). Und es hätte schon eines, wie der Engländer Justin Rose es hinterher nannte, "Albtraumes" für die beiden bedurft, dass eine andere Mannschaft das Team Südafrika in den abschließenden Foursomes noch hätte abfangen können.
Und obwohl Immelman und Sabbatini auf den letzten 18 Löchern mit ungenauem Spiel einiges dafür taten, die anderen bis auf zwischenzeitlich drei Schläge herankommen zu lassen, reichte den beiden schließlich ihre schlechteste von insgesamt vier Runden, eine 73, um den Titel einzustreichen - den fünften für ihr Land in der fünfzigjährigen Geschichte dieses Teamwettbewerbs.
"Außergewöhnliche Ehre
Vier Schläge Vorsprung wiesen Immelman und Sabbatini am Ende auf die beiden Engländer Justin Rose und Paul Casey auf. Das jüngste Team in Kiawah Island wusste am Sonntag noch gewaltig zuzulegen und kam mit einer 67 auf einen finalen Score von -9. Dritte wurden die Franzosen Thomas Levet und Raphael Jacquelin (-8).
Immelman und Sabbatini erhielten jeweils 700.000 US-Dollar Preisgeld. Und European-Tour-Spieler Immelman schien es offenbar nur wenig zu interessieren, dass er soeben den größten Siegerscheck seiner Karriere entgegengenommen hatte: "Es ist immer schön zu gewinnen", hob er an, "aber einen Titel für sein Land zu gewinnen, ist eine ganz außergewöhnliche Ehre."
Ähnlich wie Immelmann dürfte sich auch Marcel Siem gefühlt haben - auch wenn für den jungen Ratinger an der Seite seines Partners Alex Cejka statt des Sieges nur ein vierter Platz heraussprang. "Es war Marcels erstes großes Turnier", sagte der erfahrene Cejka, "und ich glaube, er hat gezeigt, dass er gut spielen kann."
Großes Golf vom Team Deutschland
Auf dem Austragungsort des Ryder Cup von 1991 zeigte Team Deutschland vor allem am ersten Tag großes Golf. Der Score von fünf unter Par für Cejka und Siem wurde am Donnerstag schließlich sogar mit Platz eins des Leaderboards belohnt.
Nach einer schwachen 77er-Runde am Freitag jedoch, bei der Cejka/Siem allergrößte Probleme mit den Bunkern des Platzes bekamen, retteten die beiden sich mit Wochenendrunden von 67 und 71 schließlich ein mehr als gutes Resultat. Immerhin kamen die "Germans" einen Rang und zwei Schläge besser ins Ziel als Gastgeber und Favorit USA mit Jim Furyk und Justin Leonard. Für ihre gute Leistung erhielten die beiden Deutschen jeweils 100.000 US-Dollar überreicht. Und hier schließt sich der Kreis zu Immelman: Denn so viel an Preisgeld hatte der 23-jährige Siem noch nie in seiner Karriere erhalten.
Kleiner, intensiver Kampf um Platz zwei
Während nach ganz oben nichts mehr ging, entbrannte im Laufe des Sonntags ein kleiner, intensiver Kampf um Platz zwei, den schließlich die Engländer mit sieben Birdies und einem Schlag Vorsprung auf die Franzosen zu ihren Gunsten entschieden. Was insbesondere den Franzosen Raphael Jacquelin ärgerte, der am letzten Loch einen 5-Meter-Birdie-Putt nicht lochen konnte.
"Das ist jetzt das zweite Mal, dass Frankreich gegen England an diesem Tag verliert", sagte Jacquelin und erklärte den umstehenden Unwissenden: "Wir haben das Rugby-WM-Halbfinale gegen England verloren, und jetzt haben sie uns den zweiten Platz in diesem Turnier gestohlen." Gut, dass Jacquelin bei aller Enttäuschung den grandiosen 3:0-Sieg seines Landes im Fußball über Deutschland vergaß.