Novavax EU-Behörde empfiehlt Zulassung eines fünften Corona-Impfstoffs

Proteinimpfstoff aus den USA: Für Novavax wäre die Zulassung der erste kommerzielle Erfolg in der knapp 35-jährigen Unternehmensgeschichte
Foto: DADO RUVIC / REUTERSDie EU-Arzneimittelbehörde EMA hat den Weg für die Zulassung des Corona-Impfstoffes von Novavax frei gemacht. Die EMA empfehle eine bedingte Marktzulassung des proteinbasierten Impfstoffs Nuvaxovid für Menschen ab 18 Jahren, teilte die Behörde nach Beratungen am Montag mit. Nun muss nur noch die EU-Kommission zustimmen. Das gilt aber als Formsache. Die Aktien des US-Herstellers reagierten bereits am Morgen mit einem Kurssprung von knapp 12 Prozent auf die bevorstehende Zulassung.
Das Unternehmen hatte die Marktzulassung in der EU im November beantragt – die EMA mit Sitz in Amsterdam hatte bereits mehrfach angekündigt, dass eine Entscheidung noch in diesem Jahr erfolgen solle. Bisher sind in der EU mit Biontech/Pfizer, Moderna, Johnson & Johnson und Astrazeneca vier Impfstoffe zugelassen worden. Bei Novavax hat sich die Staatengemeinschaft bis zu 200 Millionen Dosen gesichert. Mit der Auslieferung will das Unternehmen im Januar starten.
Vakzin für Zweifler, aber kein Totimpfstoff
Novavax könnte möglicherweise auch einige nichtgeimpfte Menschen, die Zweifel an den Technologien der übrigen Wirkstoffe haben, doch zur Impfung bewegen. Denn das Präparat ist im Gegensatz zu den bisher zugelassenen Impfstoffen weder ein mRNA-Impfstoff – wie die Präparate von Biontech und Moderna – noch ein Vektor-Impfstoff wie die von Astrazeneca und Johnson & Johnson. Letzterer war als letztes im März freigegeben worden.
Das Vakzin Nuvaxovid ist ein Proteinimpfstoff, der virusähnliche Partikel enthält, die aus einer im Labor hergestellten Version des Spike-Proteins von Sars-CoV-2 bestehen. Die Proteine werden vom Körper als fremd erkannt und das Immunsystem wird hochgefahren – spezifische Antikörper und T-Zellen werden gebildet. Damit ist man vor einer echten Infektion besser gewappnet.
Ein sogenannter Totimpfstoff ist das Vakzin im engeren Sinne allerdings nicht, da es keine abgetöteten Krankheitserreger enthält. Der entscheidende Bestandteil, der die Immunantwort auslösen soll, ist ein gentechnisch hergestelltes Virusprotein. Demnach sind auch alle anderen in der EU zugelassenen Vakzine Totimpfstoffe, da sie keine lebenden, also vermehrungsfähigen Erreger enthalten. "Der Name ist falsch", sagt Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Was viele mit Totimpfstoff meinten, seien "Impfstoffe, die auf Prinzipien beruhten, die man auch bei anderen Impfungen anwendet".
In einer Zulassungsstudie von Novavax lag die Wirksamkeit in Bezug auf Erkrankungen bei 90 Prozent. Allerdings beziehen sich die Ergebnisse hauptsächlich auf die Alpha-Variante, die in Deutschland so gut wie vollständig von Delta verdrängt wurde. Ob sein Impfstoff auch vor der sich rasant ausbreitenden Omikron-Variante schützt, überprüft Novavax gegenwärtig in Labortests und rechnet mit Ergebnissen in den kommenden Wochen. Falls nötig, könnte mit der Herstellung eines angepassten Vakzins im Januar begonnen werden, hatte das Unternehmen vor Kurzem mitgeteilt.
Zwei weiter Impfstoffe bei der EMA zur Begutachtung
Etwa jeder Vierte in Deutschland hat bislang noch keine Erstimpfung gegen das Coronavirus erhalten. Darunter sind allerdings auch kleinere Kinder unter fünf Jahren, die noch nicht geimpft werden dürfen, und ältere Kinder, für die die Impfungen erst vor Kurzem begonnen haben, sowie Menschen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach warnte in einer "Bild"-Sendung allerdings vor der Annahme, dass der neue Impfstoff "ein Game Changer wird". Studien zufolge seien die bereits millionenfach verabreichten Impfstoffe von Moderna und Biontech "eine ganze Spur sicherer".
Neben Novavax sind bei der EMA weitere Produkte im sogenannten Rolling-Review-Verfahren in der Begutachtung, obwohl noch nicht alle Teile des Zulassungsantrags vorliegen. Die Impfstoffe der Hersteller Sinovac und Valneva (Frankreich) enthalten beispielsweise abgetötete Coronaviren.