Rekorddeal perfekt US-Milliardär Todd Boehly an der Spitze der neuen Chelsea-Eigner

Erst Dodgers, jetzt noch Chelsea: Todd Boehly vergrößert mit dem Deal in der Premier League sein Sportportfolio
Foto: IMAGO/JAVIER ROJAS / IMAGO/ZUMA WireAufatmen an der Stamford Bridge, ganz neue Perspektive für Thomas Tuchel und seine teuren Stars: Ein Milliardendeal in Rekordhöhe beschert dem FC Chelsea wieder glänzende Aussichten. Nach Wochen des Bangens einigte sich der Spitzenverein aus London nun mit einem neuen Investor auf das Erbe des bisherigen Klubbesitzers Roman Abramowitsch, die Übernahme des Champions-League-Siegers steht unmittelbar bevor.
Stimmen die britische Regierung und die Premier League der Übernahme durch die Investorengruppe um den in der Sportwelt bekannten US-Milliardär Todd Boehly zu, könnte das frische Kapital schon im Mai fließen. Der laut englischen Medienberichten unterzeichnete Vertrag hat ein Finanzvolumen von 4,25 Milliarden Pfund (rund fünf Milliarden Euro) – es ist die höchste Summe, die jemals für einen Sportverein ausgegeben worden ist.
Todd Boehly ist Mitgründer und Chief Executive Officer von Eldridge Industries, einer Holdinggesellschaft mit Hauptsitz in Greenwich, Connecticut, die in Unternehmen verschiedener Branchen investiert, von Versicherungen über Investmentfirmen bis hin zu Sport-, Medien- und Konsumgüterunternehmen. Dazu besitzt er auch Anteile an den Sportklubs Los Angeles Dodgers, Los Angeles Lakers, Los Angeles Sparks, Cloud 9 und DraftKings. "Forbes" beziffert Boehlys Privatvermögen derzeit auf 4,5 Milliarden Dollar.
"Der Verkauf wird voraussichtlich Ende Mai abgeschlossen sein, vorbehaltlich der Erlangung aller erforderlichen behördlichen Genehmigungen", heißt es in einem Klub-Statement des Chelsea FC, das am frühen Samstagmorgen veröffentlicht wurde. Drei Konsortien hatten zuletzt Angebote abgegeben, die Wahl fiel auf die Gruppe um Boehly.
Neben Boehly und Mark Walter, die Mitbesitzer des Baseball-Clubs Los Angeles Dodgers sind, gehört dem Konsortium auch der Schweizer Multimilliardär Hansjörg Wyss an. Der größte Anteil an dem Londoner Klub dürfte aber künftig vom US-Investor Clearlake Capital gehalten werden. Mit einem Konkurrenz-Angebot waren der britische Chemiekonzern Ineos und sein Chef Jim Ratcliffe wohl zu spät in das Wettbieten eingestiegen.
Die Geldgeber um Boehly waren von der New Yorker Handelsbank Raine auserkoren worden, in sogenannte bevorzugte Gespräche mit dem englischen Spitzenklub zu gehen. Wegen der Sanktionen gegen den russischen Oligarchen Abramowitsch darf der FC Chelsea derzeit keine neuen Spieler verpflichten oder Verträge verlängern. Zudem gelten für den Club strikte Finanzauflagen.
Deutsche Profis können aufatmen
Laut Klubangaben sollen 2,5 Milliarden Pfund (drei Milliarden Euro) des Geldes auf ein derzeit eingefrorenes Konto überwiesen werden, dessen Transaktionen von der britischen Regierung überwacht werden. Es soll vor allem sichergestellt werden, dass der russische Oligarch Abramowitsch beim Verkauf nicht persönlich profitiert. Weitere 1,75 Milliarden Pfund (zwei Milliarden Euro) sollen direkt in den Verein um den früheren Bundesliga-Coach Tuchel investiert werden.
Wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine waren die Vermögenswerte von Abramowitsch (seit 2003 Klubbesitzer) durch Großbritannien zuletzt eingefroren worden – Chelsea wurde damit vor massive Probleme gestellt. Die Londoner um die deutschen Nationalspieler Kai Havertz, Timo Werner und Antonio Rüdiger verloren ihren Hauptsponsor und durften zuletzt nur noch dank einer speziellen Lizenz in der Liga bleiben.
Bereits am Freitag zeichnete sich aber eine Wende ab, als Tuchel die Einigung mit einem neuen Eigentümer öffentlich andeutete. "Ich habe gehört, dass es einen bevorzugten Bieter gibt und die Sache gut verläuft", sagte er: "Wenn die Situation klar ist, sind wir handlungsfähig und können Entscheidungen treffen."
Momentan, das betonte Tuchel, der den Klub im vergangenen Jahr zum Königsklassen-Triumph geführt hatte, sei der Verein "in einer passiven Rolle" und damit in keiner guten Position. Dass Nationalspieler Antonio Rüdiger die Blues verlassen wird, sieht der Coach als direkte Folge der gegen Abramowitsch verhängten Sanktionen.
Die unklare Situation sei für seine Spieler belastend und habe Folgen für sämtliche Planungen. "Wir haben versucht, die Angelegenheit möglichst nicht in den Fokus zu rücken. Aber natürlich ist sie allgegenwärtig", meinte Tuchel.
Nun können er und seine Stars wohl aufatmen.