

Kurzarbeit und wieder 35-Stunden-Woche bei Schaeffler, Jobabbau bei Bosch, mögliche Werksschließungen bei Continental - die schwächelnde Nachfrage in der Automobilindustrie bedeutet für die Zulieferer in Deutschland faktisch weniger Geschäft, und sie ziehen bereits jetzt Konsequenzen.
Dabei trifft es bei weitem nicht nur die Großen, die teils noch flexibler als kleinere Unternehmen auf die sich abzeichnende Krise reagieren können. Die ganze Zuliefererbranche legt eine "Vollbremsung" hin, konzediert eine Studie der Unternehmensberater von Roland Berger und der Investmentbank Lazard, die manager-magazin.de vorliegt.
Während die weltweite Auto-Produktion im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 5 Prozent gesunken ist, müssten die Zulieferer zugleich nicht nur ihre Kapazitäten anpassen, sondern auch empfindliche Einbußen bei der Profitabilität ihres Geschäfts hinnehmen: So werde die operative Umsatzrendite im laufenden Jahr voraussichtlich nur noch bei 6 Prozent liegen im Schnitt - der niedrigste Stand seit 2012. Im Vorjahr waren es noch 7,2 Prozent.
Die Autoren sehen dafür gleich ein ganzes Bündel an Ursachen, die angesichts der teils reflexhaften Reaktionen der Branche zuletzt mehrfach formuliert wurden:
Erfolgsverwöhnte Zulieferer haben auch Fehler gemacht
Die Autoren der Studie sparen allerdings auch nicht mit Kritik. Verwöhnt durch die Rekordjahre 2010 bis 2017 hätten die Zulieferer sich zu sehr auf das gut laufende Tagesgeschäft konzentriert, es dabei aber verpasst, ihre "strukturellen Schwächen anzugehen und sich zukunftsfest aufzustellen". Auch hätten die Zulieferer zu sehr auf vielversprechende Wachstumsprognosen gesetzt und ihre Kapazitäten kräftig ausgebaut. Bei einigen Firmen blieben nun 60 bis 70 Prozent der neuen Kapazitäten ungenutzt, schreiben die Autoren.
Nun könnte man meinen, 6 Prozent Marge seien in einer Abwärtsentwicklung gar nicht so schlecht, und es würden ja auch wieder bessere Zeiten kommen. Doch die Studie warnt: Mit 6,0 Prozent näherten sich die Zulieferer einer Grenze, bei der sowohl die Eigenfinanzierung, als auch die Refinanzierung am Kapitalmarkt schwieriger werde. Mit anderen Worten: Die Liquidität könnte insbesondere für kleinere Marktteilnehmer zum Problem werden.
Dabei erwarteten gerade die Autohersteller von ihren Lieferanten, dass sie sich mit hohen Investitionen an relevanten Zukunftstechnologien beteiligen. Das Problem: Ob sich die Investitionen rechnen, ist keineswegs ausgemacht. Die notwendigen Ausgaben seien für die Zulieferer "oft eine unsichere Wette auf die Technologie der Zukunft".
Aus ihrer Analyse leiten die Autoren eine Reihe von Handlungsempfehlungen ab. So sollten Zulieferer:
Klar sei aber auch, eine universelle Strategie für alle gebe es nicht.
Der Autozulieferer Schaeffler schärft seine Stellenabbau-Pläne nach: Wie die Firma nun bestätigte, sollen in Deutschland weitere 1300 Arbeitsplätze wegfallen. Für den Stellenabbau gilt das Prinzip der doppelten Freiwilligkeit: Mitarbeiter und Unternehmen müssen mit dem Ausscheiden und den Konditionen dafür einverstanden sein. Bereits Anfang des Jahres hatte Schaeffler einen moderaten Jobabbau bekanntgegeben ...
... seinerzeit erklärte Schaeffler, dass bis 2024 900 Jobs insbesondere in der Autozulieferersparte wegfallen, 700 davon in Deutschland. Betriebsbedingte Kündigungen und Standortschließungen will Schaeffler jedoch vermeiden. Weltweit beschäftigt das Familienunternehmen 92.500 Mitarbeiter.
Continental steigt wegen der nachlassenden Konjunktur und der Digitalisierung kräftig in die Eisen. Der Gewinn des Autozulieferers ist zuletzt deutlich eingebrochen, nun gibt es auch ein großes Stellenabbau-Programm. Bis Ende 2023 sollen weltweit bis zu 20.000 Stellen wegfallen, davon 7000 in Deutschland. Auch betriebsbedingte Kündigungen schließt der Konzern als "allerletztes Mittel" nicht aus.
Im Gegenzug will Continental eine "hohe Zahl" neuer Stellen schaffen, beziffert diese jedoch nicht. Sechs Werke will Conti schließen - vor allem solche, wo Bestandteile für Verbrennungsmotoren hergestellt werden. Gewerkschafter laufen Sturm gegen die Pläne - Contis harter Sparkurs könnte der Gradmesser für die Konkurrenten werden. Insgesamt will Conti 8 Prozent seiner aktuell rund 244.000 Stellen weltweit kürzen.
Auch der weltgrößte Autozulieferer Bosch sieht schwierige Zeiten auf sich zukommen. Der Umsatz wird in diesem Jahr nur auf Vorjahresniveau liegen. Laut Bosch-Vorstandschef Volkmar Denner ist nun vor allem an den Diesel-Standorten ein deutlicher Jobabbau geplant. Der Umfang stehe noch nicht fest, die Streichungen sollen aber sozialverträglich erfolgen.
Bereits 2018 hatte Bosch 600 Arbeitsplätze in seiner Dieselsparte abgebaut, in diesem Jahr sollen mindestens 500 weitere Stellen in der Sparte wegfallen. Weltweit beschäftigt Bosch in seinem Unternehmensbereich Mobility Solutions, zu dem die Dieselsparte zählt, 232.000 Mitarbeiter.
Die aktuellen Marktunsicherheiten schlagen auch bei Benteler durch. Der auf Leichtbau spezialisierte mittelständische Zulieferer muss sparen und will dafür auch Arbeitsplätze abbauen, berichtet die "Neue Westfälische". Ziel sei es, den Stellenabbau sozialverträglich zu gestalten, also betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Wie viele Stellen wegfallen, steht derzeit noch nicht fest. Benteler hat weltweit rund 30.000 Mitarbeiter, in Ostwestfalen alleine sind es 7000. Im Bild die Benteler-Arena in Paderborn.
Beim bayerischen Autohersteller BMW stehen ebenfalls Stellenstreichungen an: Der Autobauer will laut Informationen von manager magazin 5000 bis 6000 Stellen streichen, die meisten davon in der Zentrale in München und dort in der Verwaltung. Abbauen will BMW die Stellen über Nicht-Nachbesetzungen, betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen, solange BMW schwarze Zahlen schreibt.
Audi: Die Volkswagen-Konzerntochter will Stellen streichen, die exakten Pläne dazu diskutiert Audi-CEO Bram Schot aber noch mit den Betriebsräten. Laut Schot gilt bei Audi eine Beschäftigungsgarantie bis 2025. Abbauen will er Stellen etwa durch Nicht-Nachbesetzung. Laut Medienberichten sind bis zu 10.000 Arbeitsplätze davon betroffen.
Betriebsbedingte Kündigungen wird es dabei aber nicht geben. Konkrete Zeitpläne wurden auf einer Betriebsversammlung Ende Juni aber nicht genannt. Ein konkreter Einschnitt ist allerdings bereits beschlossen: Audi streicht in Ingolstadt eine gut bezahlte Dauernachtschicht. Weltweit beschäftigt Audi 90.000 Mitarbeiter. Auch bei Massen-Schwestermarke VW steht ein Jobabbau bevor ...
Volkswagen: Der weltgrößte Autohersteller setzt nun bei seiner Kernmarke VW den Rotstift an. In den kommenden fünf Jahren sollen 5000 bis 7000 Stellen wegfallen - zusätzlich zum im Herbst 2016 vereinbarten Zukunftspakt, der die Streichung von bis zu 30.000 Stellen bis 2025 vorsieht. In Deutschland sollen dabei netto allerdings nur 14.000 Stellen wegfallen. Weltweit hat der Volkswagen-Konzern aktuell 665.000 Mitarbeiter.
Die zusätzlichen 7000 Stellen sollen in der Verwaltung wegfallen, wo die Kernmarke VW rund 54.000 Mitarbeiter beschäftigt. Abgebaut werden die Jobs sozialverträglich, Stellen sollen nicht neu besetzt werden. VW verschärft seinen Sparkurs angesichts der geplanten Milliarden-Investitionen in Elektromobilität und Digitalisierung. Bei einer Betriebsversammlung am Mittwoch will VW über die Pläne informieren, bis zu 20.000 Mitarbeiter werden erwartet.
Ford: Die Europa-Sparte des US-Autoherstellers schreibt Verluste. Seit Monaten bereitet Ford in Europa, wo der Autohersteller 53.000 Mitarbeiter beschäftigt, ein Sparprogramm vor. Seit kurzem ist klar, dass dies die deutschen Standorte empfindlich treffen wird: Insgesamt 5000 Stellen sollen hierzulande wegfallen, also gut 21 Prozent der Belegschaft. In Köln, Saarlouis und Aachen beschäftigt Ford 24.000 Mitarbeiter.
Europaweit fallen bei Ford ganze 12.000 Stellen weg, das soll Einsparungen von mindestens 500 Millionen Dollar bringen. Ford will jedoch betriebsbedingte Kündigungen vermeiden. Der Jobabbau soll über Abfindungen und Frühverrentungen laufen. Im vergangenen Jahr hatte Ford of Europe einen operativen Verlust von 400 Millionen Dollar eingefahren.
Jaguar Land Rover: Die Briten kämpfen mit Absatzrückgängen in China, den Unsicherheiten durch Handelsstreitigkeiten und en Brexit und sinkenden Diesel-Zulassungszahlen. Nun setzen sie in ihren britischen Werken den Rotstift an: Jaguar Land Rover will insgesamt 4500 Stellen streichen, was knapp einem Zehntel der Belegschaft (zuletzt 43.200 Mitarbeiter) entspricht.
Beim Autozulieferer und Kabelzulieferer Leoni sind die Aussichten so düster, dass der neue Vorstandschef Aldo Kamper hart durchgreift - und kräftig spart: 2000 Arbeitsplätze sollen bei Leoni bis 2022 vor allem in der Verwaltung wegfallen, davon 500 in Hochlohnländern. Das soll die strukturellen Kosten binnen drei Jahren um 500 Millionen Euro senken. Weltweit beschäftigt Leoni über 90.000 Mitarbeiter.
Der Autozulieferer Schaeffler schärft seine Stellenabbau-Pläne nach: Wie die Firma nun bestätigte, sollen in Deutschland weitere 1300 Arbeitsplätze wegfallen. Für den Stellenabbau gilt das Prinzip der doppelten Freiwilligkeit: Mitarbeiter und Unternehmen müssen mit dem Ausscheiden und den Konditionen dafür einverstanden sein. Bereits Anfang des Jahres hatte Schaeffler einen moderaten Jobabbau bekanntgegeben ...
Foto: Daniel Karmann/ picture allianceAuch der weltgrößte Autozulieferer Bosch sieht schwierige Zeiten auf sich zukommen. Der Umsatz wird in diesem Jahr nur auf Vorjahresniveau liegen. Laut Bosch-Vorstandschef Volkmar Denner ist nun vor allem an den Diesel-Standorten ein deutlicher Jobabbau geplant. Der Umfang stehe noch nicht fest, die Streichungen sollen aber sozialverträglich erfolgen.
Foto: Sebastian Kahnert/ dpaBereits 2018 hatte Bosch 600 Arbeitsplätze in seiner Dieselsparte abgebaut, in diesem Jahr sollen mindestens 500 weitere Stellen in der Sparte wegfallen. Weltweit beschäftigt Bosch in seinem Unternehmensbereich Mobility Solutions, zu dem die Dieselsparte zählt, 232.000 Mitarbeiter.
Foto: Sebastian Gollnow/dpaBeim bayerischen Autohersteller BMW stehen ebenfalls Stellenstreichungen an: Der Autobauer will laut Informationen von manager magazin 5000 bis 6000 Stellen streichen, die meisten davon in der Zentrale in München und dort in der Verwaltung. Abbauen will BMW die Stellen über Nicht-Nachbesetzungen, betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen, solange BMW schwarze Zahlen schreibt.
Foto: DPAAudi: Die Volkswagen-Konzerntochter will Stellen streichen, die exakten Pläne dazu diskutiert Audi-CEO Bram Schot aber noch mit den Betriebsräten. Laut Schot gilt bei Audi eine Beschäftigungsgarantie bis 2025. Abbauen will er Stellen etwa durch Nicht-Nachbesetzung. Laut Medienberichten sind bis zu 10.000 Arbeitsplätze davon betroffen.
Foto: Armin Weigel/ dpaDie zusätzlichen 7000 Stellen sollen in der Verwaltung wegfallen, wo die Kernmarke VW rund 54.000 Mitarbeiter beschäftigt. Abgebaut werden die Jobs sozialverträglich, Stellen sollen nicht neu besetzt werden. VW verschärft seinen Sparkurs angesichts der geplanten Milliarden-Investitionen in Elektromobilität und Digitalisierung. Bei einer Betriebsversammlung am Mittwoch will VW über die Pläne informieren, bis zu 20.000 Mitarbeiter werden erwartet.
Foto: Rainer Jensen/ dpaJaguar Land Rover: Die Briten kämpfen mit Absatzrückgängen in China, den Unsicherheiten durch Handelsstreitigkeiten und en Brexit und sinkenden Diesel-Zulassungszahlen. Nun setzen sie in ihren britischen Werken den Rotstift an: Jaguar Land Rover will insgesamt 4500 Stellen streichen, was knapp einem Zehntel der Belegschaft (zuletzt 43.200 Mitarbeiter) entspricht.
Foto: Phil Noble/ REUTERS