Elektromotorrad vorgestellt Harley-Davidson packt Strom in den Tank

Schluss mit Knattern: Harley-Davidson hat ein Motorrad mit Elektromotor vorgestellt, das in 4 Sekunden auf 100 km/h beschleunigt. Dem fehlt jedoch der typische Harley-Sound. Das Unternehmen beschreibt das Fahrgeräusch deshalb mit einer martialischen Analogie.
Von Wilfried Eckl-Dorna
Project LiveWire: Harleys Elektromotorrad-Prototyp soll mit einer Akkuladung knapp 90 Kilometer weit kommen

Project LiveWire: Harleys Elektromotorrad-Prototyp soll mit einer Akkuladung knapp 90 Kilometer weit kommen

Foto: Harley-Davidson

Hamburg - Zu überhören waren die Produkte des Hauses Harley-Davidson bisher kaum: Laut knatternde Motoren sind eines der Markenzeichen des US-Motorradherstellers. Seit Jahrzehnten pflegt Harley hingebungsvoll sein Image als bevorzugtes Transportmittel wilder, harter Jungs und Mädels.

Harley hat aber wie andere Motorradhersteller auch ein Altersproblem: Die typischen Harley-Käufer sind keine jungen Heißsporne mehr, sondern Männer im gesetzteren Alter. Mit billigeren und leichteren Modellen wie der vor kurzem gestarteten Street-Serie will Harley vermehrt jüngere und weibliche Kunden ansprechen.

Nun wagen sich die Amerikaner aber noch weiter von ihren Wurzeln weg. Sie schicken in wenigen Tagen ein Motorrad auf US-Tournee, dass nur mehr wenig gemein hat mit den schweren, laut knatternden Harley-Choppern. Project LiveWire nennt Harley sein erstes Elektro-Motorrad, zu dem der Konzern gestern erste Details bekanntgegeben hat.

In weniger als vier Sekunden soll das Harley-Zweirad auf 100 km/h beschleunigen, der Motor leistet rund 74 PS. Mit einer Akkuladung sind rund 85 Kilometer Reichweite drinnen, in 3,5 Stunden soll sich die Batterie an einer handelsüblichen Steckdose komplett aufladen lassen. Auspuffrohre oder Schaltgetriebe fehlen natürlich, als braver Zweisitzer geht das Bike optisch nicht durch. Denn Harley verpasst seinem Elektro-Prototypen einen mattschwarzen Anstrich mit roten Felgen - und eine imposante Gestängekonstruktion rund um den Tank.

Harley testet Akzeptanz mit Prototyp-Testfahrten

Zu kaufen gibt es das Bike aber wohl erst Ende 2016 - denn zunächst schickt Harley sein Elektromotorrad auf eine ausgiebige Tour durch die USA. Interessenten sollen mit dem LiveWire-Prototyen Probefahrten machen können, die so gesammelten Erfahrungen will Harley zur Weiterentwicklung des Bikes nützen. Ab 2015 will Harley das E-Bike auch durch Europa schicken.

Gegen einen der wahrscheinlichen Hauptkritikpunkte bauen die Harley-Manager aber schon jetzt vor: Den fehlenden Motorenklang. "Der Sound ist ein wichtiger Teil des Nervenkitzels", sagt etwa Harley-Marketingchef Mark-Hans Richer gegenüber dem US-Magazin Forbes . Das Fahrgeräusch der Elektro-Harley unterscheidet sich deshalb bewusst von Verbrennungsmotoren und anderen E-Bikes. Videoaufnahmen zufolge klingt es wie das Jaulen einer Turbine - und das auch gewünscht. Richer zufolge solle man dabei an einen Düsenjet auf einem Flugzeugträger denken - allerdings ist die Harley deutlich leiser als das Militärgerät.

Ob solche martialischen Vergleiche wohl die Harley-Fans zu einer Probefahrt verführen können? Zu Bei der Vorstellung des Project LiveWire wählte Harley zur Sicherheit die ganz großen Worte: "Freiheit und Einfallsreichtum hat immer unsere Nation und unseren Platz in ihr geformt", hieß es bei der Vorstellung. "Wie Amerika hat sich Harley-Davidson viele Male neu erfunden", formulierte es Harley-Präsident Matt Levatich. "Project LiveWire ist ein weiterer spannender, von Konsumenten geführter Moment in unserer Geschichte". Mal sehen, ob das seine Kunden auch so sehen.

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