Testfahrt im McLaren 720S Grob unvernünftiges Vergnügen
16. Teil: Range Rover Velar: Elegant durch den Matsch
Der Range Rover Velar fällt auf mit veganem Inneren und lockt mit Abenteuern im Gelände.
Nur wenige Automarken wagen heute noch den Start einer komplett neuen Baureihe. Bei Range Rover war das jedoch überfällig: Zwischen dem kompakten Evoque und dem großen Range Rover Sport fehlte noch ein Modell, das gegen Audis Q5 oder Porsches Macan antreten kann. Das gibt es nun mit dem Velar, benannt nach dem Tarnnamen des ersten Prototyps, mit dem die Muttermarke Land Rover Ende der 60er Jahre das Konzept der SUVs quasi erfand.
Äußerlich ist der Velar ein typischer Range, schnörkellos designt, ein wenig markanter als seine Brüder: die Scheinwerfer schmaler, die Kanten schärfer, die ansteigende Gürtellinie tiefer. Innen ist er geradezu extravagant, eine Inszenierung: Das Automatikgetriebe wird über einen Drehknopf gesteuert, ansonsten wurden Tasten, Schalter und Regler weitgehend verbannt. Bedienen lässt sich der Velar über zwei große Touchscreens auf und über der Mittelkonsole. Oben für Navi, Hi-Fi und Telefon, unten für Differenzialsperren, Geländeeinstellungen oder Fahrwerkserhöhung. Die hochauflösenden Bildschirme liefern gestochen scharfe Bilder.
Das hilft sogar im Gelände. Da erfüllt der Velar nicht nur physisch alle von ihm verlangten Offroadqualitäten, wühlt sich souverän durch knietiefen Schlamm, bewältigt mit Luftfederung atemberaubende Schräglagen bis 23,5 Grad, kraxelt steilste Skipisten hoch und watet nach einer quälerisch langen Bergabtour mit dampfenden Bremsscheiben tapfer durch einen 65 Zentimeter tiefen, reißenden Gebirgsbach. Das Abenteuer lässt sich über eine spezielle Offroadanzeige im Head-up-Display auch noch genau verfolgen, sie zeigt dem Fahrer die Stellung der Räder und Neigung des Fahrzeugs in jede Richtung an.
D180, Zweiliterdiesel 132 kW
142 g/km CO2-Emission
209 km/h Spitzengeschwindigkeit
Außergewöhnlich auch der Materialmix im Innenraum. Range Rover verzichtet auf Tierhäute und hat mit seinem dänischen Zulieferer Kvadrat einen hochwertigen veganen Wildlederersatz aus Kunststoffrezyklat entwickelt. Das dürfte in Hipsterhochburgen wie Berlin-Mitte, Notting Hill oder Palo Alto ein echtes Verkaufsargument sein.
So raffiniert Bedienkonzept und Polster, so altbacken ist der Antrieb. Den Velar gibt es als Benziner oder Diesel, Vier- oder Sechszylinder, aber nicht als Hybrid oder Elektro. Und die Assistenzsysteme sind zwar auf der Höhe der Zeit (Spurhalter, Abstandstempomat), teilautonome Gimmicks fehlen indes. Dazu passt auch der klobige Zündschlüssel: Der wirkt fast wie das Relikt aus einer anderen Zeit.
- 1. Teil: Grob unvernünftiges Vergnügen
- 2. Teil: Audi SUV-Coupé Q8: Ein Koloss mit 39 Assistenten
- 3. Teil: Ferrari California: Das Gentleman-Geschoss
- 4. Teil: Jaguar i-Pace: Testfahrt in Jaguars erstem Elektromobil
- 5. Teil: Audi A7: Rüttelfreier Hightechcruiser
- 6. Teil: Bentley Continental GT: Grand(ioser) Tourer
- 7. Teil: Porsche Cayenne: Unbändiger Fahrspaß, unbändiger Verbrauch
- 8. Teil: Aston Martin Vantage: Neue Konkurrenz für Porsche und Ferrari
- 9. Teil: Mercedes CLS: Der Hai unter den Coupés
- 10. Teil: BMW Alpina D5 S: Hinten Ruhe, vorne Power
- 11. Teil: Jaguar XF Sportbrake: Großzügiger Fahrspaß
- 12. Teil: Mercedes E-Klasse Coupé: Das raffinierte Dandy-Mobil
- 13. Teil: Rolls-Royce Phantom VIII: Der ultimative, samtweiche Fahrgenuss
- 14. Teil: Audi A8: Flaggschiff auf Silicon-Valley-Niveau
- 15. Teil: Porsche Panamera Sport Turismo: Der Kombi, der keiner sein will
- 16. Teil: Range Rover Velar: Elegant durch den Matsch
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