Der Preishammer auf Rädern kommt aus Indien - und soll das Straßenbild Asiens verändern: Mit dem Viersitzer Nano will der Konzern Tata Motors Millionen Menschen den Traum vom Fahren erfüllen, die bisher auf Motorrollern und Fahrrädern unterwegs waren. Für 1700 Euro gibt es 33 PS auf vier Rädern.
Neu Delhi - Der indische Autobauer Tata Motors hat am Donnerstag in Neu Delhi das billigste Auto der Welt vorgestellt. Der Chef des Tata-Konzerns, Ratan Tata, sagte auf der Autoexpo in der indischen Hauptstadt Neu Delhi, der Tata Nano werde wie geplant 100.000 Rupien oder umgerechnet rund 1.700 Euro kosten.
Tata Motors hatte den "indischen Volkswagen" für die breite Bevölkerung bereits vor fünf Jahren angekündigt und damals den Preis festgelegt. Trotz gestiegener Rohstoffpreise will der Konzern an dem Verkaufspreis festhalten: "Und zwar deshalb, weil ein Versprechen eben ein Versprechen ist", sagte Ratan Tata bei der Automobilmesse in Delhi. Mit dem Autobauer Ford verhandelt Tata derzeit über den Kauf der Nobelmarken Jaguar und Landrover.
Nach Tata-Angaben erfüllt das Volksauto Nano die Euro-IV-Norm und die indischen Sicherheitsstandards. Der Viertürer wird mit einem 33 PS starken 623-Kubikzentimeter-Zweizylindermotor angetrieben, der im Heck untergebracht ist. Das Auto soll fünf Liter Benzin auf 100 Kilometer verbrauchen. Der 3,10 Meter lange, 1,50 Meter breite und 1,60 Meter hohe Nano kostet rund die Hälfte des nächstgünstigen Pkw in Indien.
Indien ist nach China der weltweit am stärksten wachsende große Automarkt. Experten schätzen, dass der Pkw-Absatz in Indien von 1,2 Millionen im vergangenen Jahr bis 2018 auf drei bis vier Millionen ansteigt. Zielgruppe für den neuen Tata-Wagen werden vor allem die Mitglieder der wachsenden indischen Mittelschicht sein, die sich bislang nur ein Motorrad oder einen Motorroller leisten können.
Die Alpträume der Klimaschützer
Von dem einfach ausgestatteten viersitzigen Kleinwagen mit sparsamen Verbrennungsmotor will Tata zunächst 250.000 Stück produzieren. Mittelfristig erwartet der Konzern eine jährliche Nachfrage von rund einer Million. Im September soll das neue Fahrzeug in den Verkaufsräumen der Händler stehen. Das gewohnte Straßenbild in Asien mit Tausenden Fahrrädern und Mopeds könnte dann bald der Vergangenheit angehören.
Kritiker warnten jedoch vor den Folgen für den ohnehin schon überlasteten Straßenverkehr in Indien und für den Klimaschutz. Der Chefklimawissenschaftler der Vereinten Nationen, Rajendra Pachauri, sagte bereits im Dezember, die Aussicht auf das Billigauto bereite ihm Alpträume.
manager-magazin.de mit Material von dpa, ap und reuters