Autopflege Länger frisch
Castrop-Rauxel/München - Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Das gilt auch für den immer wieder prophezeiten Anstieg der Zulassungszahlen. Tatsächlich aber müssen sich die Autohersteller wohl damit abfinden, dass die privaten Käufer in Bezug auf Neuanschaffungen weiterhin Zurückhaltung üben. Die hohen Neupreise aktueller Fahrzeuge sind ein Grund dafür, dass das Durchschnittsalter der Fahrzeuge in Deutschland seit Jahren steigt.
Laut Kraftfahrtbundesamt (KBA) waren am 1. Januar 2007 insgesamt 46,5 Millionen Pkw zugelassen. 2006 waren es 46,1 Millionen gewesen, vor zehn Jahren 41,4 Millionen. Für den steigenden Bestand sind aber nicht allein Neuzulassungen verantwortlich, sondern gerade die Tatsache, dass Autos immer länger gefahren werden. Während das Durchschnittsalter der zugelassenen Pkw 1997 noch 6,8 Jahre betrug, waren die Autos 2007 im Schnitt bereits 8,1 Jahre alt.
Damit verbunden taucht eine wichtige Frage auf - nämlich welche Mittel und Möglichkeiten es gibt, den leicht angejahrten Wagen noch lange in möglichst gutem Zustand zu erhalten.
Während manches Alltagsauto nach vielen Jahren treuer Dienste am Ende in der Schrottpresse landet, zeigen andere Fahrzeuge, dass ein Autoleben wirklich nahezu ewig dauern kann. Schließlich sind es gerade die oft liebevoll gepflegten Oldtimer, die dafür einen Beweis aus Blech und Stahl darstellen. Bleibt die Frage, wie es diese Jahrzehnte alten Fahrzeuge geschafft haben, die Zeiten zu überdauern.
"Man kann sagen, dass die wirklich gut erhaltenen Autos sich meist auch immer in einem guten Pflegezustand befunden haben", sagt Frank Wilke vom Marktbeobachtungsunternehmen Classic Data in Castrop- Rauxel. Schon die ersten Besitzer der einst auch einmal neuen Modelle hatten sich also bemüht, den Wagen zu erhalten.
Pflege und Aufmerksamkeit sind daher auch die Schlüssel dafür, dass heute ein im Alltag genutztes Auto lange durchhält. "Es ist kein Geheimnis, dass zu einer guten Pflege auch die richtige Wartung gehört", so Frank Wilke. Das bedeutet wiederum, dass die vorgegebenen Service-Intervalle möglichst einzuhalten sind, der Wagen regelmäßig zur Durchsicht in die Werkstatt muss.
Öfter mal Ölwechsel
Öfter mal Ölwechsel
Wer dem Auto wirklich etwas Gutes tun will, sollte sich jedoch gerade im Hinblick auf die recht langen Ölwechselintervalle moderner Modelle nicht sklavisch an die vorgegebenen Termine halten. "Neue Modelle müssen nach Herstellerangaben oft nur alle 25.000 Kilometer zum Ölwechsel - gerade wenn oft Kurzstrecken gefahren werden, kann es ratsam sein, diese Intervalle kürzer zu halten", rät Frank Wilke. Das sei fast die einzige Möglichkeit, Einfluss auf das Innenleben des Motors zu nehmen.
Allerdings ist der Kauf hochwertigen Öls natürlich kein alleiniger Garant für ein langes Autoleben. "Es geht auch darum, wie ich mit dem Auto umgehe, wenn ich damit unterwegs bin", sagt Maximilian Maurer, Sprecher des ADAC in München. Maurer rät unter anderem, möglichst nicht "auf der letzten Rille" zu fahren. "Damit mutet man der Technik des Autos mehr zu als bei einer defensiven Fahrweise." Ein zurückhaltender Umgang mit dem Gasfuß ist dagegen ein wirksames Mittel, die Technik von Motor und Fahrwerk zu schonen. Und langsames Heranrollen an eine rote Ampel ist für die Bremsen besser als eine abrupte Vollbremsung.
Sven Janssen, Sprecher des Automobilclubs von Deutschland (AvD) in Frankfurt/Main, rät außerdem, immer wieder mal einen Blick auf den Durchschnittsverbrauch des Autos zu werfen. "Ein plötzlicher Anstieg des Verbrauchs weist auf einen Mangel am Fahrzeug hin." Wird dieser früh erkannt, lässt er sich oft beheben, bevor die Technik dauerhaft Schaden nimmt. Gern wird behauptet, dass ein Auto die Jahre besser überdauert, wenn es meist auf der Autobahn und nicht im Stadtverkehr bewegt wird.
Die Experten weisen jedoch darauf hin, dass auch hohe Geschwindigkeiten einen gewissen Verschleiß verursachen. Richtig sei es vielmehr, den Wagen in einem ausgewogenen Mix zu bewegen - also neben dem Stadtverkehr auch mal eine Überlandpartie einzuplanen. Auf jeden Fall zu vermeiden ist ausschließlicher Kurzstreckenbetrieb, der der Technik mehr schadet, als dass er Nutzen bringt.
Zum richtigen Umgang mit dem Fahrzeug gehört auch die Reinigung. "Es macht zum Beispiel Sinn, den Unterboden regelmäßig reinigen zu lassen", so Maximilian Maurer. Durch den Betrieb auf der Straße kann sich dort in Ecken Schmutz ansammeln, der zusammen mit Feuchtigkeit auf Dauer zu Schäden und Rost führen kann. Es wird jedoch nicht empfohlen, diese Arbeiten - oder auch eine Motorwäsche - eigenhändig durchzuführen. Das sollte einer Werkstatt überlassen werden, wo auch die bei der Reinigung anfallenden Rückstände entsorgt werden.
Manchmal lauern Gefahren für ein langes Autoleben in Bereichen, in denen sie nicht erwartet werden: Im Innenraum zum Beispiel. Dort kann sich aus den verschiedensten Gründen Feuchtigkeit ansammeln - die ist zu beseitigen, der Wagen außerdem regelmäßig zu lüften. Bleibt die Frage, wo der Wagen am besten untergebracht wird. Die Experten sind sich einig, dass eine - möglichst beheizte - Garage auch heute noch der beste Platz für ein Auto ist. Wenn es jedoch nur zur "Laternengarage" reicht, hilft auf jeden Fall eine regelmäßige Hartwachsbehandlung, den schönen Schein des Lacks länger zu bewahren.
Heiko Haupt, dpa
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