Jaguar-Studie C-XF Das Fauchen der Form

Im September wird Jaguar eine neue Limousine vorstellen, die den betagten S-Type ablöst. XF wird das Auto heißen. Bereits auf der Detroit Motor Show demonstriert die englische Nobelmarke mit der Studie C-XF, wie der Neuanfang in der Business-Class aussehen soll.

Hamburg - Es geht mal wieder ums Ganze. Die auf der Motor Show in Detroit (13. bis 21. Januar) präsentierte Studie C-XF "läutet den Beginn einer neuen Ära bei Jaguar ein", verkündet der zum Ford-Konzern gehörende britische Hersteller. Und Jaguar-Chefin Bibiana Boerio teilt mit, die Studie zeige "die neue Designrichtung" des Hauses. "Wir haben versprochen, dass die zukünftigen Jaguar Modelle aufregend, luxuriös und schnell sein werden." Das klingt verheißungsvoll – und erleichtert, denn endlich ist ein Nachfolger für den glücklosen S-Type in Sicht, der mit phantasieloser Retro-Optik und reichlich Teilen aus dem Fundus von Ford  die Kundschaft verprellte.

Mit der erfrischend anders gestylten Studie kündigt Jaguar nun den Nachfolger XF an. Denn auch wenn der C-XF noch eine Vorstufe ist und im späteren Serienmodell beispielsweise die 21-Zoll-Räder in Hochglanz-Aluminium verschwunden sein werden – Jaguar wird nicht den Fehler machen, die jetzt geweckten Erwartungen zu enttäuschen. Der C-XF ist ein Auto, mit dem Jaguar endlich wieder dort für Furore sorgt, wo die Marke gemäß ihrem Image hingehört: in den Club der feinen Sportlimousinen.

"Coole Autos ziehen kantige Typen an"

Design-Direktor Ian Callum ist mit der Karosserie der Studie ein großer Wurf geglückt. Elegant, eigenständig, kraftvoll und sehnig steht der Wagen da. Callum fasst das gern mit dem Adjektiv cool zusammen. "Denn coole Autos ziehen interessante, kantige Typen an. Die nächste Jaguar-Generation will genau das bewirken." Deutlicher und zugleich diplomatischer kann man die Abkehr vom flauschig-rundlichen Old-School-Design nicht formulieren.

Good-bye "Vier-Augen-Gesicht", farewell bündiger Kühlergrill. Beim C-XF saugt der Motor Kühlluft durch ein tief liegendes, schwarz verchromtes Gitter an. Die Scheinwerfer werden von einem blauen Lichtstreifen geprägt, die Abluft-Kiemen des Motorraums sind aus weißer Keramik. Die Dachlinie des Viersitzers fällt Coupé-artig ab, so dass mit dem Jaguar XF vermutlich ein weiteres Modell in der "Viertürer und trotzdem Coupé"-Liga auftauchen wird, die bislang vom Mercedes CLS bespielt wird, ehe Porsche Panamera und Aston Martin Rapide folgen.

Ein blauer Lichtring flutet durchs Auto

Beim Interieur verzichteten die Designer auf üppigen Luxus zugunsten von maßgeschneiderter Qualität. Ausgedrückt wird dies durch vier Schalensitze, ein Armaturenbrett aus gebürstetem Aluminium, geflammtem Pappelholzfurnier und einem speziell gefärbtem Leder, das so verarbeitete wurde, dass im kompletten Innenraum nicht eine einzige Naht zu sehen ist. Das Prinzip englischer Salon auf Rädern, das bislang Jaguar-Limousinen kennzeichnete, wird also auch nicht mehr bedingungslos verfolgt – aus ästhetischer Sicht ein Glücksfall.

Dafür hält zumindest in der Studie C-XF ein gewisses Playstation-Flair Einzug. Im roten Starterknopf auf dem Mitteltunnel pulsiert ein Licht. Wird er gedrückt, beginnt das Spektakel: Aluminiumringe bewegen sich zur Seite und tauchen ab, um den Wählhebel der Sechsstufen-Automatik freizugeben. Sobald der Motor anspringt, dringt ein blauer Lichtring aus der Mitte des Armaturenbretts und breitet sich bis zu den Rücksitzen aus. Auch von außen gibt es ein optisches Erwachen: Ein blaues Licht flammt hinter dem Kühlergrill auf.

Aus technischer Perspektive bietet die Studie Bewährtes. Im Motorraum sitzt der 4,2-Liter-V8-Kompressormotor aus dem Sportwagen XKR. 420 PS und 500 Nm reichen locker aus, um die elektronisch auf 250 km/h begrenzte Höchstgeschwindigkeit hurtig zu erreichen. Eine Weltpremiere ist das Bordnetz aus Kohlefaser, das einen Kabelbaum in der Art eines Spinnennetzes ermöglicht; die Technik soll die Kabelverbindungen besser schützen sowie Platz und Gewicht sparen.

Wenn der XF im Herbst vorgestellt und ab Ende des Jahres bei den Händlern stehen wird, soll die Kunde vom Neustart bei Jaguar bei den potenziellen Kunden nicht nur angekommen sein, sondern von ihnen auch angenommen worden sein. Gelingt das, könnten die Briten ihre Krisenphase wohl hinter sich lassen. Es geht, wie gesagt, mal wieder ums Ganze.

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