Die Autobranche wird immer verspielter. Kein Hersteller, der sich nicht diverse Nischenmodelle ausdenkt. Und so ist die US-Automesse nicht nur für Chrysler-Manager Dieter Zetsche ein Spaß, wie die Bildergalerie von manager-magazin.de zeigt.
Detroit - Die Autoshow in Detroit hat einen heimlichen Star. Er heißt Nische, wird manchmal auch Segment genannt und gilt als zwar nicht ganz neuer, aber weiterhin heißer Megatrend der Autobranche.
Die Messe in den USA zeigt, dass sich erfolgreiche Autobauer überall zu Hause fühlen müssen, um den Anschluss halten zu können. Während die traditionelle Limousine nach Ansicht von Autoexperten langfristig immer weniger Marktanteile haben wird, kommen Roadster, Cabrios und Crossover-Fahrzeuge immer mehr in Mode.
"Die Deutschen zeigen in Detroit, dass sie die Vorreiter dieser Bewegung sind", schilderte Eckehart Rotter, Sprecher des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), seine Eindrücke nach einem Messerundgang.
Mercedes-Benz will mit dieser Strategie punkten. Mit dem Grand Sports Tourer (GST), einer sechssitzigen Mischung aus Kombi, Luxuslimousine und Familienkutsche, hofft Mercedes-Chef Jürgen Hubbert, ab 2005 ein neues Segment begründen zu können. Mit der A-Klasse, dem Roadster SLK und dem Smart hatte die Mercedes-Gruppe von DaimlerChrysler erfolgreich das Image des konservativen Autobauers abgestreift.
Auto macht Spaß: Chrysler-Chef Dieter Zetsche bei der Präsentation eines Dodge Caravans
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Von wegen unscheinbar: Auch die japanischen Hersteller wollen mit Nischenfahrzeugen punkten, hier der Mitsubishi Eclipse Concept E
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Ein Schlückchen in Ehren: Im Fire House, einer Pressebar von DaimlerChrysler, servieren die Topmanager persönlich, hier Jürgen Hubbert
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Nische in der Nische: Drei mal BMW. Vorstandschef Helmut Panke (l.), die Cabrioversion des luxuriösen Coupés 645 Ci und Entwicklungsvorstand Burkhard Göschel
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Diesel für Bleifuß: Der Jaguar RD-6 ist bisher nur eine Studie
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Aus dem automobilen Kraftraum: Der Mercedes SLR McLaren zieht noch immer alle Blicke auf sich. Dabei gewähren 617 PS keine allzu lange Aufmerksamkeitsdauer
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Dauerrivale BMW baut schicke Roadster und kreierte etwa mit dem Luxusgeländeflitzer X3 ebenfalls ein eigenes Segment. Dazu wurde der Mini als Verjüngungskur eingesetzt. Das Luxuscoupé 6er ist gleichfalls ein Fall für die Nische - in Detroit wird mit der Vorstellung der Cabrio-Version sozusagen die Nische in der Nische besetzt. Und die beiden Premium-Leader haben noch eine ganze Reihe neuer Modelle abseits eingefahrener Wege in petto.
Knackige Sportwagen und Pickups
Die Monokultur der Trucks neigt sich dem Ende
Auch Volkswagen setzt spät, aber nun verstärkt auf den Trend und kündigte in Detroit den Bau eines Roadsters an. Ein zweisitziger Freiluft-Sportler ist heute ein Muss für jeden Autobauer. Ist denn da überhaupt noch für jeden Platz? Ja, sagt der VDA, "es gibt keinen Hersteller, der nicht in neue Segmente geht".
Die Japaner zeigen knackige Sportwagenkonzepte wie den Mitsubishi Eclipse oder einen Sportgeländewagen wie den Nissan Actic. Besonders die Amerikaner sagen der Monokultur von bollerigen Trucks und Sport-Utility-Vehicles (SUVS) "good bye".
Wie der Name schon sagt: Der ME Four Twelve von Chrysler hat spendabel zwölf Zylinder und vier Turbolader unter der Haube
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Tieffluggerät: Der Porsche Carrera GT beschleunigt in 9,9 Sekunden. Auf 200 km/h
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Exzessiv exzentrisch: Die flügeltürenbeplankte Volkswagen-Studie Concept T will ein Off-Road-Coupé sein, das mit V6-Motor durchs Gelände fegt
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Geländewagenklassiker im Trainingsanzug: Der kantig überdesignte Land Rover Range Stormer soll dem Titan mehr Pfiff verleihen
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Keine Nische - noch nicht: Die klassische Limousine wird nach und nach verdrängt. Doch gerade in den USA haben Luxusautos wie der Audi A8 einen großen Markt
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Klein und knackig: Die Studie Chrysler Slingshot basiert auf dem Smart Roadster
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Allen voran der weltgrößte Autobauer General Motors. Sei es ein Edelkombi wie der Chevrolet Nomad, eine Mischung aus Roadster und Pickup wie der Chevrolet SSR oder der runde Roadster Solstice bei GM - frischer Wind herrscht unter den Motorhauben. Auch Chrysler setzt mit dem PT Cruiser Cabrio oder dem Crossfire Convertible luftige Akzente.
Kurios, dass die Amerikaner in diesem Jahr vor allem ihr Herz für die gute alte Limousine wieder entdeckt haben - der Chrysler 300 oder der Ford Five Hundred sind nur zwei von etlichen Beispielen in Detroit. Der Grund dafür ist ein ganz einfacher: Die "Big Three" haben dieses Segment seit Jahren kampflos den Europäern und vor allem Japanern überlassen.
Marktführer bei den preiswerten Limousinen wurde der Toyota Camry. Wer mehr Geld hatte, liebäugelte mit BMW und Mercedes-Benz. Dieser Fehler soll sich nicht wiederholen, sagen die US-Autobosse und wollen 2004 und 2005 zur Offensive blasen.