Geld Ab wann ist man wirklich reich?

Die Folgen des Reichtums: Man hat mehr Geld unter anderem für die schönen Dinge des Lebens
Foto: © Valentin Flauraud / Reuters/ REUTERSHamburg - Warren Buffet gehört dazu. Die Porsche-Familie ebenso und gewiss noch viele andere Menschen. Sie sind Mitglieder des elitären Zirkels der Superreichen. Banken indes sprechen nicht von Superreichen, sondern etwas kryptisch von den UHNWI - von Ultra High Networth Individuals. Doch mit welchem Vermögen beginnt eigentlich diese Kaste? Diese Frage hat für die Betroffenen erhebliche Folgen.
Dabei ist die Frage gar nicht so einfach zu beantworten. Denn eine glassklare Definition fehlt. Reich, superreich - oder eben nur wohlhabend? Immerhin haben sich gewisse Grenzwerte eingebürgert. Eine Million Dollar muss haben, wer als reich gelten will, schreibt zum Beispiel Investopedia. Liquides Vermögen, wohlgemerkt, nicht Unternehmensbeteiligungen oder Immobilien. Denn ansonsten katapultierte eine durchschnittliche Großstadtimmobilie deren Eigentümer nach den Preissteigerungen der vergangenen Jahre bereits auf halbem Weg zum Reichtum.
386.000 von diesen Dollar-Millionären gibt es allein in Deutschland, rechnete zuletzt die Boston Consulting Group (BCG) vor. In Euro läge die Grenze also bei etwas mehr als 737.000 Euro. Doch da der Dollar noch immer die Währung der Welt ist, wird er oftmals auch zur Vermessung des Reichtums herangezogen. Zwischen jener einen Million und fünf Millionen Dollar ist man reich, heißt es auf Investopia. Mit einem Vermögen von unter einer Millionen Dollar gelten Menschen als wohlhabend - oder gehören zu den Sub-HNWIs. Und in der anderen Richtung?
Ab fünf Millionen Dollar winkt die Beförderung in den Club der "very HNWI". Frei übersetzt gilt man dann als "sehr reich". Und ab 50 Millionen Dollar ist der Olymp des Reichtums erreicht, der Titel UNHWI wird verliehen.
Welche Bedeutung diese Klassifizierungen haben, mussten zuletzt die Kunden der Berenberg Bank erfahren. Kunden, deren Vermögen unter eine Million Euro lag, wurden per Schreiben aufgefordert, die Geschäftsverbindung zur Hamburger Traditionsbank zu beenden. Selbst wenn sie diese Million besaßen, als sie Kunde der Bank wurden. Man betreibe nun einmal in der Vermögensverwaltung einen sehr hohen Aufwand, sagte die Bank gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Und das soll sich offenbar nur rechnen, wenn ein gewisses Anlagevolumen erreicht ist. Jede Bank definiert dabei ihre ganz individuelle Mindestgröße, ab der sie aktiv wird.
Was Banken für die Reichen tun
Tatsächlich steigt die Bandbreite jener Dienste, die Banken ihren Kunden bieten, mit steigendem Vermögen deutlich an. Jede Bank hat dabei ihre eigene Definition von Reichtum; die eine ist großzügiger, die andere strenger. Doch mit jener Million Dollar dürften sich schon viele Türen zum Private Banking öffnen.
Private Banking will nicht Bausparverträge oder Lebensversicherungen verkaufen, wie es Otto-Normal-Anleger immer wieder erfährt. Es sollen "Lösungen" angeboten werden. Zum einen für das Vermögen. So steht den Reichen und Superreichen oft ein individueller Berater zu Seite, der nicht hunderte oder Tausende Kunden betreut, sondern eben nur zehn, zwanzig oder fünfzig.
Ihnen stehen auch Anlageformen offen, an die Kleinsparer gar nicht herankommen. Private Equity zum Beispiel, Beteiligungen also an Unternehmen, die nicht an der Börse notiert sind. Spezialisierte Fonds bieten so einen exklusiven Zugang. Oder Kunst. Viele Banken haben auf diesem Feld ihre Expertise deutlich ausgebaut, um ihre Kunden durch die Eigenheiten des Kunstmarktes führen zu können.
Zum anderen aber will die Bank ihre hochvermögenden Kunden auch ansonsten umsorgen. Bei Fragen der Unternehmensnachfolge zum Beispiel oder der Finanzierung. Dass der Privatbanker rund um die Uhr ansprechbar ist, muss nicht groß erwähnt werden.
Die schöne Welt der Reichen? Ganz so einfach ist es nicht.
Denn Reichtum kann auch wieder schwinden - was häufiger vorkommt als gedacht. Und schon ist die exklusive Behandlung durch die Bank Geschichte. Gut die Hälfte aller Vermögenden verliert ihr Vermögen wieder, schätzt zum Beispiel Thomas Druyen, Reichtumsforscher an der Sigmund Freud Privatuniversität in Wien. Schon weil der Finanzmarkt so undurchsichtig ist. Die Berenberg-Kunden, die ein Schreiben ihrer Bank im Postkasten gefunden haben, können ein Lied davon singen.