Plastikmüll-Vermeidung leicht gemacht Diese 5 Alltags-Tipps senken Ihren Plastikverbrauch

Mehrweg-Frischenetze sind eine günstige und gute Alternative zum Plastikbeutel
Foto: picture alliance / Marcel Kusch


Mehrweg-Frischenetze sind eine günstige und gute Alternative zum Plastikbeutel
Foto: picture alliance / Marcel KuschMilliarden Tonnen an Plastik wurden bereits produziert, für Verpackungen, als Baumaterial, als Grundstoff für besonders langlebige Produkte und vieles mehr. Doch Plastik vermüllt zunehmend den Planeten und wird zur Gefahr für die Menschheit. Lesen Sie alles über Produzenten, Verbraucher, Lösungsansätze.Weiterleitung zum Thema Plastik
Nur ein paar Cent genügen offenbar, um viele Deutsche zum Umdenken zu bringen: Seit Plastiktüten bei den meisten Einzelhändlern etwas kosten, ist deren Verbrauch in Deutschland kräftig zurückgegangen. Im Jahr 2015 griffen die Deutschen zu insgesamt 5,6 Milliarden Tüten, im Jahr 2016 waren es "nur" mehr 3,6 Milliarden Stück, hat der Handelsverband Deutschland vor einigen Monaten ermittelt.
Die 10 bis 15 Cent je Plastiktragetasche, die Händler nun meist verlangen, scheinen zu wirken. Doch mit der Plastikvermeidung verhält es sich oft wie mit dem Abnehmen: Gute Vorsätze fassen viele, kluge Tipps dazu gibt es viele. Leider lässt sich längst nicht jede Plastikvermeidungs-Idee mühelos in den Alltag integrieren. Nur wenige Berufstätige dürften Zeit und Interesse aufbringen, etwa plastikfreie Kosmetika selbst herzustellen - oder Einweg-Plastikflaschen zu Pflanzentöpflein oder Vorhängen umzuarbeiten.
Wir haben fünf einfach zu befolgende Tipps zusammengestellt, mit denen jede und jeder seinen Plastik-Verpackungsmüll im Alltag reduzieren kann - ohne seinen Lebensstil auf den Kopf stellen zu müssen.
1. Bei Einkauf besser Taschen füllen statt Eintüten
Wer Plastiktüten vermeiden will, sollte beim Einkaufen eben ein wenig vorausplanen und eigene Taschen mitbringen. Das kann ein eigener Rucksack sein, ein Einkaufskorb oder eine mehrfach verwendbare Tragetasche. Umweltschutz-Organisationen wie BUND empfehlen Taschen aus Stoffen wie Jute oder Baumwolle wegen deren besserer Ökobilanz. Doch sie können auch zu besonders leichten, reißfesten Taschen aus der Plastikfaser Polyester greifen - die haben den Vorteil, sich besonders platzsparend verstauen zu lassen. Letztlich geht es ja darum, keine zusätzlichen Plastikbeutel in Umlauf zu bringen - und das leistet eine mehrfach verwendete Polyestertasche genauso wie ein Jutebeutel.
2. Obst und Gemüse: Lose schlägt vorportioniert
In Plastik eingeschweißte Gurken, Weintrauben in der Kunststoffschachtel: Wer Lebensmittel im Supermarkt einkauft, muss danach oft einen kleinen Berg Plastikverpackungen entsorgen. Klar: Wer Obst und Gemüse auf Wochenmärkten, im Bioladen oder in speziellen Unverpackt-Läden kauft, kommt mit deutlich weniger Plastikmüll nach Hause. Verpackungsprofis halten aber auch die dabei verwendeten dünnen Papiertüten nicht für optimal, weil sie nicht wiederverwendet werden können.
Auch in klassischen Supermärkten werden viele Obst- und Gemüsesorten lose und unverpackt angeboten. Wer dabei dünne Plastiktüten einsparen will, kann etwa via Internet wiederverwendbare Obst- und Gemüsebeutel aus Baumwolle erstehen. Die sind vergleichsweise günstig, lassen sich waschen - und sorgen für die entsprechende Hygiene beim Heimtransport.
3. Lebensmittel: Darf's ein bisschen Glas sein?
Joghurt lässt sich nicht nur aus dem Plastikbecher löffeln, höherwertiges Joghurt wird auch in Mehrweg-Gläsern verkauft. Auch Sprudelwasser ist - bei genauerem Blick in die Regale - häufig in Glasflaschen erhältlich. Gleiches gilt für Milch, Sahne, Öl, Essig, Ketchup oder Senf.
Zwar sind Behälter aus Glas schwerer als ihre Plastik-Pendants und brechen leichter. Doch anders als Plastikbecher und einige Plastikflaschen lässt sich Glas leicht mehrfach verwerten. Dieses Wissen sollte Ihnen zumindest gelegentlich den Griff zum Glasbehälter erleichtern.
4. Lieber größer denken - und auch so einkaufen
Einzel verpackte Schokoriegelchen oder Mini-Frischkäse mögen auf den ersten Blick besonders appetitlich wirken. Doch die Mehrfachverpackungen erzeugen auch deutlich mehr Müll. Plastikvermeidungs-Willige sollten deshalb nicht nur bei Süßigkeiten besser zu Großpackungen greifen, sondern auch bei Conflakes, Müsli oder Nudeln. Selbiges gilt auch für Kosmetika: Große Nachfüllpackungen für Duschgels oder Seifen produzieren unter dem Strich deutlich weniger Plastikmüll als einzeln gekaufte Päckchen.
5. Besser für "To Stay" statt "To Go" entscheiden
Ob frisch geschnittene Früchte, Sushi-Rollen oder fertig gemixte Salate samt Plastikbesteck: Supermärkte und Kioske ködern Hungrige gerne mit schnellem Essen für zwischendurch. Leider sorgen bei den To-Go-Happen Einmalbesteck und mehrere Lagen Plastik für große Mengen Kunststoffmüll. Drum: Wer plastik-enthaltsam leben will, sollte sich eher gegen die Schnell-Ernährung aus dem Kiosk entscheiden und lieber ein paar Minuten mehr in ein Essen investieren, das auf normalen Tellern und mit Metallbesteck serviert wird. Und bei Kaltgetränken den Plastik-Strohhalm generell weglassen.
Auch der "Coffee to go" im Pappbecher ist nicht umweltfreundlich: Die Becher sind innen mit Kunststoff ausgekleidet, der Plastikdeckel wird genau ein Mal benutzt und dann weggeworfen. Deshalb raten Umweltschützer dazu, den Kaffee besser in selbst mitgebrachte, mehrfach verwendbare Thermosbecher schütten zu lassen.
Ob als Verpackung, Baustoff oder Kleidung: Plastik ist auf dem Vormarsch. Die Jahres-Weltproduktion lag 2016 bei 335 Millionen Tonnen und soll weiter stark wachsen. Bis zum Jahr 2020 steigt das Marktvolumen auf etwa 550 Milliarden Euro, prognostiziert die Unternehmensberatung Grand View Research. Entlang der Kunststoff-Wertschöpfungskette verdienen Konzerne aus verschiedenen Branchen, wie das Beispiel Polyethylen - der wichtigste Verpackungs-Kunststoff - zeigt.
Am Anfang stehen bei Kunststoffen überwiegend die Rohstoffe Erdgas und Erdöl. Etwa 4 Prozent des europäischen Erdöl-Verbrauchs entfallen auf die Kunststoffproduktion.
Konzerne wie ExxonMobil, Shell und viele staatliche kontrollierte Unternehmen fördern das schwarze Gold (Foto: Ölextraktion in den USA).
Reedereien verschiffen den Rohstoff über die Weltmeere zur Weiterverarbeitung ...
... in Raffinerien. Dort wird das Rohöl unter anderem zu Naphtha (Rohbenzin) destilliert. Es ist der wichtigste Grundstoff für zahlreiche Kunststoffe.
Gigantische Steamcracker verarbeiten das Naphta weiter, zum Beispiel beim Chemie-Konzern BASF (Foto: Chemiefabrik in Ludwigshafen). Mithilfe von Wasserdampf wird das längerkettige Naphta in kurzkettige Kohlenwasserstoffe gewandelt, vor allem Ethen (Ethylen).
Das gasförmige Ethen fällt in der chemischen Industrie massenhaft an. Deshalb wird es in Pipelines transportiert. Die relativ neue Ethen-Pipeline in Süddeutschland (Foto: Verlegung der Rohre) verbindet Ethen-Hersteller in Bayern mit großen Chemiefabriken in Westdeutschland und -Europa.
Aus Ethen produziert die chemische Industrie unter anderem Polyethylen, zum Beispiel in Rohrreaktoren bei BASF. Um Transport und Weiterverarbeitung zu vereinfachen, verlässt der Stoff das Werk oft in Granulatform.
Von dem Stoff begeistert waren schon Earl S. Tupper und Brownie Wise, die Erfinder der Tupperware und der Tupperparty.
Geräte, die derartiges Granulat herstellen, kommen häufig von deutschen Maschinenbauern (Foto: Fertigung einer Kunststoffmaschine im Werk von KraussMaffei in Allach bei München).
Der Weiterverarbeitung der verschiedenen Granulate sind kaum Grenzen gesetzt. Häufig entstehen Produkte aller Art mithilfe von Spritzgussmaschinen.
Auch harte, schlecht brennbare Kunststoffe werden auf diese Weise in Form gebracht - wie zum Beispiel bei Playmobil.
Polyethylen findet sich in Kochgeschirr, Folien, Putzmittelflaschen und zahlreichen weiteren Verpackungen. Die Probleme beginnen spätestens mit dem Lebensende der Produkte.
Ein Großteil des Plastiks entzieht sich einer weiteren Verwendung und verschwindet in der Umwelt ...
... oder der Müllverbrennungsanlage, wo es immerhin noch der Strom- und Wärmegewinnung dienen kann.
Auch die Recyclingindustrie verdient noch Geld mit nicht mehr benötigtem Plastik. Doch unterm Strich ...
... kann von einem Plastikkreislauf auch ökonomisch keine Rede sein. Das wird vor allem bei Verpackungen deutlich: Nach seiner erst- und einmaligen Benutzung verliert das Material 95 Prozent an Wert. Jahr für Jahr summieren sich die volkswirtschaftlichen Verluste auf 80 bis 120 Milliarden Dollar, wie die Ellen MacArthur Foundation und die Unternehmensberatung McKinsey errechnet haben.
Ob als Verpackung, Baustoff oder Kleidung: Plastik ist auf dem Vormarsch. Die Jahres-Weltproduktion lag 2016 bei 335 Millionen Tonnen und soll weiter stark wachsen. Bis zum Jahr 2020 steigt das Marktvolumen auf etwa 550 Milliarden Euro, prognostiziert die Unternehmensberatung Grand View Research. Entlang der Kunststoff-Wertschöpfungskette verdienen Konzerne aus verschiedenen Branchen, wie das Beispiel Polyethylen - der wichtigste Verpackungs-Kunststoff - zeigt.
Foto: Ralf Hirschberger/ picture alliance / dpa... kann von einem Plastikkreislauf auch ökonomisch keine Rede sein. Das wird vor allem bei Verpackungen deutlich: Nach seiner erst- und einmaligen Benutzung verliert das Material 95 Prozent an Wert. Jahr für Jahr summieren sich die volkswirtschaftlichen Verluste auf 80 bis 120 Milliarden Dollar, wie die Ellen MacArthur Foundation und die Unternehmensberatung McKinsey errechnet haben.
Foto: Alexander Heinl/ picture alliance / Alexander Heinl/dpaVerpackungen sind mit Abstand die Hauptverwendung für Plastik, sowohl weltweit als auch in Deutschland. Hierzulande entfällt rund 35 Prozent des gesamten verarbeiteten Plastiks auf diesen Bereich, zeigt eine Studie aus dem Jahr 2015. Mit Plastikverpackungen wurden hierzulande 2017 Umsätze von 14,75 Milliarden Euro generiert, so der Branchenverband GKV.
Auf Platz zwei der Plastikeinsatzgebiete befindet sich die Baubranche. In Deutschland kam der Bau 2015 auf einen Anteil am Plastikverbrauch von rund 23 Prozent. Die Umsätze waren 2017 mit 20,1 Milliarden Euro allerdings höher als im Bereich Verpackungen. Plastik steckt beim Bau in Kabelummantelungen, Rohren, Isolierungen für Dächer und Wände, Kunststoffprofilen und anderem.
Auch beim Autobau wird viel Plastik eingesetzt. Etwa 15 Prozent eines Auto bestehen heute aus Plastik. Insgesamt entfiel auf die Branche 2015 10,5 Prozent des gesamten Plastikverbrauchs in Deutschland.
Telefone und andere elektronische Geräte verschlingen rund 6 Prozent des in der deutschen Wirtschaft verarbeiteten Plastiks.
3 Prozent es Plastiks, das in Deutschland 2015 verarbeitet wurde, landete in Haushaltswaren, Spielzeugen, Sportgeräten und ähnlichem.
Auch Möbel werden mitunter aus Plastik gefertigt. In Deutschland kam die Möbelbranche 2015 auf einen Anteil von knapp 4 Prozent am Plastikverbrauch.
Selbst die Landwirtschaft findet sich in der Branchenstudie aus dem Jahr 2015 wieder, mit einem Anteil von 3,1 Prozent am hiesigen Plastikverbrauch.
Die Medizin kam in Deutschland 2015 auf einen Anteil am gesamten Plastikverbrauch von rund 2 Prozent.
Auf Platz zwei der Plastikeinsatzgebiete befindet sich die Baubranche. In Deutschland kam der Bau 2015 auf einen Anteil am Plastikverbrauch von rund 23 Prozent. Die Umsätze waren 2017 mit 20,1 Milliarden Euro allerdings höher als im Bereich Verpackungen. Plastik steckt beim Bau in Kabelummantelungen, Rohren, Isolierungen für Dächer und Wände, Kunststoffprofilen und anderem.
Foto: Christian Charisius/ dpa