
Top Ten: So gelingt die digitale Selbstbestimmung
Selbstbestimmt in der digitalen Welt glücklicher werden Haben Sie Ihr Handy im Griff? Oder das Handy Sie?

Die Psychologin Ilona Bürgel zählt zu den führenden Vertretern der Positiven Psychologie im deutschsprachigen Raum. Sie will aufzeigen, wie der Spagat zwischen Lust auf Leistung und Erhalt der eigenen Ressourcen gelingen kann. Nach 15 Jahren in Führungspositionen ist sie heute Referentin, Beraterin, Autorin und Kolumnistin. Ilona Bürgel lebt und arbeitet in Dresden und im dänischen Århus. Hier geht es zu ihrer Website.
Ich komme am Bahnhof an und warte auf meinen Zug. Um in Ruhe zu reisen, bin ich gern einige Minuten früher da. In Ruhe? Kaum sagt mir die Anzeige auf dem Bahnsteig, dass ich richtig bin, tue ich was? Ich greife nach meinem Handy. Reflektiere ich die Motive, sind sie logisch und üblich: Produktiv sein zu wollen und die Zeit zu nutzen. Oder aber - und hier stutze ich: Zeit zu überbrücken, um nicht zu sagen, totzuschlagen. Aber: Wenn ich jetzt "mal schnell" E-Mails lese und "wegarbeite" - wie sinnvoll ist das? Was macht es mit mir und warum ist mein Handy zur Droge mutiert?
Lassen Sie uns die Arbeitswelt 4.0, charakterisiert in erster Linie durch die Digitalisierung, einmal unter menschlichen Gesichtspunkten betrachten.
Sieben negative Gewohnheiten, die Sie unglücklich im Job machen
Jeder spricht darüber, jeder ist irgendwie dabei. Allerorten wird über neue Technik, die keiner will, Software-Updates, die nicht funktionieren, Clouds, die man nutzen soll, aber nicht möchte, geklagt. Andererseits sagen Erwachsene in Deutschland in Umfragen, dass sie insbesondere die Orts- und Zeitunabhängigkeit, die sie uns ermöglicht, schätzen. Das Home office erfreut sich großer Beliebtheit, wir können Zugtickets buchen oder Gesetzesnovellen nachlesen, wann und wo immer wir wollen. Doch oft tappen wir blind in die damit einhergehenden Fallen:

Unglücklich im Job: Diese negativen Angewohnheiten sind schuld
Wieso haben die neuen Medien einen so großen Einfluss auf uns?
Mich interessiert besonders der Suchtfaktor der digitalen Welt. Woran Sie ihn erkennen? Beispielsweise daran, dass Sie morgens zuerst Ihre E-Mails öffnen, anstatt sich mental auf den Tag einzustimmen und Ihre Prioritäten selbst festzulegen. Schauen Sie in Ihre E-Mails, sind Sie sofort fremdbestimmt. Oder daran, dass Sie nachts das Handy mal schnell auf neue Nachrichten checken. Natürlich reden wir uns ein, dass wir dies aus Gründen der Fürsorge tun, weil Kindern oder Eltern etwas passiert sein könnte.
Die sieben Geheimnisse der Macht der digitalen Welt
Alexander Markowitz vom Institut für Informatik an der Uni Bonn hat in seinen Untersuchungen herausgefunden, dass wir heute im Schnitt 88 Mal pro Tag auf das Handy schauen, das heißt, 2,5 Stunden damit verbringen. Nur sieben Minuten davon telefonieren wir. Der Rest der Zeit fällt dem Entsperren , um "nur mal zu schauen", Wettervorhersage, Uhrzeit, Spielen zum Opfer. Es ist nicht problematisch, dass wir unsere Zeit vertrödeln, sondern dass wir unsere Aufmerksamkeit ständig unterbrechen. Bereits ein Handy, das auf dem Tisch liegt, erzeugt Unruhe.
- Wir sind neugierig
Unser Gehirn liebt es zu lernen, zu spielen und zu entdecken. Es ist also durchaus gesund und sinnvoll, zu recherchieren, um ein Thema zu erforschen. Doch setzen Sie sich ein Zeitlimit. Indem wir den zahlreichen Verlinkungen folgen, verlieren wir das Gefühl für unseren Zeiteinsatz am PC.
- Wir wollen dazugehören
Einer unserer ältesten und damit stärksten Instinkte stammt aus der Zeit, in der wir Menschen wurden, in kleinen Gruppen gelebt haben und nur innerhalb der Gruppe überleben konnten. Darauf ist unser Gehirn heute noch gepolt. Der Eindruck, etwas zu verpassen oder uns nicht gruppenkonform zu verhalten, vermittelt uns das Gefühl, in Gefahr zu sein.
- Wir lechzen nach Aufmerksamkeit und Anerkennung
Hier finden wir das machtvollste Geheimnis der neuen Medien. Kaum einem Kind wurde von seiner Familie ausreichend Aufmerksamkeit geschenkt. Die Eltern waren stets beschäftigt, körperlich, oft jedoch nicht geistig anwesend. Sie haben ihr Bestes getan, doch das Bedürfnis des Kindes, wahrgenommen zu werden, wurde unzureichend erfüllt. Haben sie sich den Kindern zugewandt, dann oft, um sie zu erziehen - mit Geboten, Verboten, negativem Feedback. Nicht zu zappeln, leise, sauber, ordentlich, fleißig, klug, schnell zu sein. Die Botschaft, die bei einem Kind ankommt, lautet: "Du bist nicht richtig".
Daraus entstanden ist eine große Sehnsucht, die wir als Erwachsene unbemerkt mit uns herumtragen, hoffend, irgendwer ließe uns einmal genügend Aufmerksamkeit zuteilwerden. Das jedoch funktioniert nicht. Wir selbst müssen uns besser um uns kümmern. Die neuen Medien docken zielsicher an unser Aufmerksamkeitsdefizit an, indem sie falsche Hoffnungen entstehen lassen.
Wir wollen glücklich sein
Das ist auch gut so. Der Glücksbotenstoff Dopamin wird jedoch bereits dann im Gehirn ausgeschüttet, wenn wir etwas Positives erwarten. Im Hinblick auf unsere Handy-Gepflogenheiten heißt das: Wir checken das Handy nicht, weil eine neue Nachricht eingegangen ist, sondern weil sie eingegangen sein könnte. Wie wir von Suchtmitteln wie Zucker oder Alkohol wissen, muss die Dosis ständig gesteigert werden, um denselben Effekt zu erzielen.
- Wir lieben Stress
Wir machen uns zu viele Gedanken, wollen zu viel auf einmal schaffen, zu viel erreichen. Die Folgen der Volkskrankheit namens Selbstüberforderung sind Stress und Leistungsverlust. Kein Wunder, wenn Intranet, Facebook, Skype, Xing, Dienst- und privates Handy parallel bedient werden. Unser Gehirn folgt dem Prinzip "mehr von Bekanntem". Ist das Stresshormon Cortisol unserem Körper vertraut, suchen wir unbewusst immer wieder nach neuen Situationen, in denen es produziert wird.
Falls Sie jetzt denken: "Das ist heute nun mal so", möchte ich Sie daran erinnern, dass Sucht dort beginnt, wo wir glauben, unser Verhalten nicht ändern zu können. Besser wäre, die Möglichkeiten der neuen, digitalen Arbeitswelt selbstbestimmter zu nutzen und damit dies gelingt, gut für sich zu sorgen.
Die Top Ten für mehr digitale Selbstbestimmung
Disziplin ist nicht nur nötig, um gut für sich zu sorgen, sondern auch, um gut zu entscheiden. Zum Beispiel, welche Aktivität/welches Medium Priorität hat. Je besser es uns geht, je wohler wir uns fühlen, desto leichter gelingt dies. Folgende Gedanken führen nicht nur zu diesem Ziel, sondern sie machen zudem Spaß:

Top Ten: So gelingt die digitale Selbstbestimmung