
Dax-Vorschau Überrollt der Terror auch die Börsen?
- • Drahtzieher der Anschläge getötet: Belgische Polizei nimmt neun Verdächtige fest
- • Börse: Dax fällt weiter, dickes Wochenminus
Mit der verheerenden Anschlagsserie in Paris müssen sich die Aktienanleger wohl auf eine Handelswoche mit ungewissem Ausgang einstellen. Die Attentate dürften für Nervosität an den Börsen sorgen, die sich auch in fallenden Kursen niederschlagen könnte. Die Futures auf die wichtigen US-Indizes hatten am Freitagabend bereits nachgegeben. Alles was die weltpolitischen Risiken wieder ins Bewusstsein bringe, werde die Märkte belasten, die derzeit ohnehin anfällig seien, sagte ein Börsianer. "Gerade weil es in den vergangenen Wochen so deutlich nach oben gegangen ist."
In Paris starben am Freitagabend bei Anschlägen, zu denen sich die Extremistengruppe Islamischer Staat (IS) bekannte, mindestens 127 Menschen. HIER GEHT ES ZUM LIVE-TICKER.
Vor allem die Spekulationen auf eine mögliche Ausweitung der Geldflut im Euro-Raum hatte dem Dax zuletzt einen Höhenflug beschert. Auch wenn dem Leitindex in der alten Woche etwas die Puste ausging, steht seit Anfang Oktober bis Freitag immer noch ein Plus von rund 13 Prozent zu Buche. In der abgelaufenen Handelswoche verlor der Dax 2,5 Prozent, die US-Indizes Dow Jones, S&P500 und Nasdaq Composite beendeten die Woche Abschlägen von bis zu 4,3 Prozent.
"Angesichts der wenigen anstehenden Unternehmensdaten wird der Dax in den nächsten Tagen wohl auf der Stelle treten", sagt Marktstratege Robert Halver von der Baader Bank. NordLB-Experte Tobias Basse erwartet zunächst ebenfalls keine großen Kurssprünge an den Aktienmärkten. "Allerdings dürfte der Euro wegen der gegensätzlichen Geldpolitik in den USA und der Euro-Zone weiter unter Druck stehen, wovon wiederum vor allem die deutschen Exportwerte profitieren werden." In der alten Woche war die Gemeinschaftswährung bis auf 1,0673 Dollar gefallen, das war der tiefste Stand seit rund sieben Monaten. Zuletzt notierte die Gemeinschaftswährung knapp unter der Marke von 1,08 Dollar.
In den USA rückt die Zinswende der Notenbank immer näher: Die zuletzt meist positiven Wirtschaftsdaten dürften laut Börsianern die Fed dazu bewegen, im Dezember erstmals seit fast einem Jahrzehnt die Zinsen anzuheben. Daher werden die Investoren auch die Äußerungen führender Währungshüter auf die Goldwaage legen. Zuletzt hatten Fed-Chefin Janet Yellen und andere Notenbanker angedeutet, dass eine Anhebung der Zinsen bei der Sitzung der Notenbank am 15. und 16. Dezember möglich sei. Den Kursen an den Terminmärkten zufolge sehen Anleger die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung zum Jahresende aktuell bei 70 Prozent. Dagegen dürfte die Europäischen Zentralbank (EZB) wohl bald eine Ausweitung ihrer Anleihekäufe ankündigen.
Quartalssaison - So steht es um die deutsche WirtschaftAngesichts der Spekulationen um den Zeitpunkt der lange erwarteten US-Zinswende rücken wieder einmal die Konjunkturdaten aus der weltgrößten Volkswirtschaft in den Mittelpunkt. "Nach dem Zahlenreigen der Unternehmen werden sich die Marktteilnehmer wieder voll auf die volkswirtschaftlichen Rahmendaten fokussieren", sagte Andreas Lipkow, Marktstratege beim Vermögensverwalter Kliegel & Hafner. So stehen am Dienstag die US-Verbraucherpreise und die US-Industrieproduktion an. Am Donnerstag folgt der Konjunkturindex der Federal Reserve Bank von Philadelphia (Philly Fed), der als einer der wichtigsten Frühindikatoren für die US-Produktion gilt. In Deutschland wird am Dienstag der ZEW-Index erwartet. Er spiegelt die Stimmung der Börsenprofis wider.
Auch die Euro Finance Week in Frankfurt dürfte das Interesse der Anleger auf sich ziehen. Dort trifft sich die ganze Woche über das "Who is who" der Finanzbranche. Zahlreiche Bank-Manager, angeführt von Deutsche-Bank -Co-Chef Jürgen Fitschen, wechseln sich ab mit den Top-Notenbankern Europas - allen voran EZB-Chef Mario Draghi und Bundesbank-Präsident Jens Weidmann. Die übergeordnete Frage lautet hier: Wie können die Banken im Regulierungs- und Niedrigzinsumfeld überhaupt noch Geld verdienen?
Die Lufthansa dürfte ebenfalls weiter im Brennpunkt stehen. Die Flugbegleiter des Konzerns drohen mit neuen Streiks. Der einwöchige Ausstand der Stewardessen und Stewards endete am Freitag, die Lufthansa musste rund 4700 Flügen streichen. Ansonsten sind die Termine auf Unternehmensseite überschaubar. Am Donnerstag legt im Dax ThyssenKrupp Zahlen vor. Aus dem TecDax öffnet am Donnerstag der Internet- und Mobilfunk-Anbieter United Internet seine Bücher.
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Paris rückt zusammen: Am Tag nach den Anschlägen spielt ein Mann Klavier vor dem Konzertsaal Bataclan, wo es die meisten Opfer gab.
Überall in der Stadt konnten man Blumengebinde sehen - wie dieses hier in der Nähe des Bataclan, auf dem die Mahnung "Plus jamais ca" (Nie wieder) steht.
Gleichzeitig patrouillieren Soldaten durch die Stadt, so wie hier vor der Nationalversammlung.
Auch aus anderen Teilen des Landes werden Soldaten nach Paris beordert - zum Beispiel die Mitglieder dieses Fallschirmspringer-Regiments, die am Flughafen von Toulouse Richtung Hauptstadt aufbrechen.
Noch in der Nacht hatte François Hollande - hier mit Innenminister Manuel Valls vor dem Bataclan - den Ausnahmezustand ausgerufen.
Nun beginnen die Aufraumarbeiten: Ein Mann begutachtet eine von Kugeln beschädigte Scheibe im Café Carillon.
Allein in diesem Café sollen mindestens 18 Menschen gestorben sein. Auch ihnen wird mit Blumensträußen gedacht.
Auch die Inneneinrichtung des Casa Nostra Café wurde verwüstet - hier sind fünf Menschen gestorben.
Ermittler in der Rue de Charonne: Die Attentäter schossen wahllos auf Gäste im Vergnügungsviertel.
Grausame Mahnung: ein Paar herrenloser Schuhe vor dem Batacan.
Dort lag auch diese Uhr, die um Mitternacht stehen geblieben ist.
Einschusslöcher in der Rue Alibert: Die Attentäter schossen auf die Gäste mehrerer Restaurants und Cafés.
Ermittler durchsuchen am frühen Morgen ein Café, in dessen Nähe sich einer der Anschläge ereignet hatte.
Direkt nach dem Anschlag: Ein Polizist steht neben einer Leiche im verwüsteten Café des Veranstaltungsorts Bataclan.
In dem Konzertsaal gab es 87 Todesopfer zu beklagen. Viele Gäste konnten aber auch fliehen, als vier mit Sturmgewehren bewaffnete, unmaskierte Männer den Saal stürmten.
Auf der Bühne stand an diesem Abend die kalifornische Garagenrockband Eagles of Death Metal - hier eine Aufnahme vom Konzert kurz vor dem Anschlag.
Polizisten vor dem Konzertsaal: Gegen 0.30 Uhr stürmte die Polizei das Gebäude, rund eine halbe Stunde später war der Einsatz beendet.
Schockierte Menschen umarmten sich vor der Konzerthalle.
Sanitäter kümmerten sich um die Verletzten.
Die Konzertbesucher wurden schließlich mit Bussen evakuiert.
In der Rue de Charonne wurden bei einem weiteren Anschlag 18 Menschen getötet. Ein Mann berichtete, er habe "zwei, drei Minuten" lang Schüsse gehört. Nach seinen Angaben waren ein Café und ein japanisches Restaurant Ziel der Schüsse.
An der Ecke Rue Alibert/Rue Bichat eröffneten Attentäter auf der Terrasse des Restaurants Le Petit Cambodge das Feuer.
Polizist im Einsatz: "Es war surreal, alle lagen am Boden, niemand bewegte sich", erzählte eine Augenzeugin.
Kurz nach dem Anschlag in der Rue Alibert: Hier hatten es die Attentäter auf das Café Le Carillon abgesehen.
Insgesamt sind nach jüngsten Angaben mindestens 120 Menschen ums Leben gekommen. Rund hundert Menschen gelten als schwerstverletzt.
Auf dem Boulevard Voltaire soll sich ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt haben. Offenbar kam hier außer ihm niemand ums Leben.
Soldaten sicherten in der Nacht den Anschlagsort an der Rue de Charonne.
An Frankreichs Grenzen werden seither Kontrollen durchgeführt, wie hier zwischen Kehl und Straßburg.
Nahe des Stade de France hatten sich gegen halb zehn drei Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt. Die Gewalt der Detonationen war im Stadion spürbar. Es sollen insgesamt vier Menschen ums Leben gekommen sein.
Polizisten außerhalb des Stade de France, nachdem es zu den Explosionen gekommen war.
Nach Ende des Spiels brach im Stadion zwischenzeitlich in manchen Bereichen Panik aus.
In vielen Großstädten der USA wurden die Sicherheitsvorkehrungen erhöht, wie hier am Times Square in New York.
Gier ist gut, raunte Michael Douglas in seiner Paraderolle als Börsenhai Gordon Gekko im Film Wall Street". Sein Wort hallt offenbar nach. Denn der Hunger nach Renditen ist höher als im Vorjahr, wie mit der Risikomanagementstudie 2015 eine aktuelle Erhebung der Fondsgesellschaft Union Investment herausfand. Eine der Fragen an die befragten Profiinvestoren lautete, welcher der drei Aspekte Sicherheit, Liquidität und Rendite derzeit am wichtigsten sei.
25 Prozent gaben 2015 Rendite an, 2014 waren es nur 19 Prozent. 2015 markiert damit den höchsten Wert seit 2007. Liquidität ist mit 11 Prozent weniger wichtig als im Vorjahr. Und Sicherheit? Wie im Vorjahr 64 Prozent. Diese drei Aspekte gelten in Finanzkreisen als magisches Dreieck, weil sie nicht gleichermaßen zu realisieren sind. Denn eine sichere Anlage, die jederzeit verkäuflich ist und hohe Erträge abwirft, gibt es nicht. Nur in unseriösen Prospekten.
Entsprechend bestimmt Unsicherheit die Börse. Angesichts neuer Hiobsbotschaften von Volkswagen (VW) lassen Anleger die Aktie nervös fallen - am Donnerstag rutschte sie wieder deutlich unter die Marke von 100 Punkten.
Vor allem die Regulierung ist es, die den Profis übel aufstößt. Befragt, ob alle Investoren trotz der Vorgaben ihre Anlageziele im Jahr 2018 würden einhalten können, hieß es im Schnitt Nein, 43 Prozent der Industrie werde unter Plan liegen.
Restriktionen passen da nicht gut ins Selbstbild. Restriktionen, das sind vor allem gesetzliche Regulierungen, wie sie die Regierungen der Welt infolge der Finanzkrise und deren Nachwehen erlassen haben. Sie sollten verhindern, dass Investoren zu viele Risiken eingehen und dann unter Umständen vom Steuerzahler gerettet werden müssen.
Trotzdem glauben 73 Prozent der Befragten, ohne Restriktionen höhere Renditen erzielen zu können. Im Vorjahr lag die Skeptiker-Quote noch 71 Prozent.
Wer sich nun hämisch zurücklehnen will, kann das selbstredend tun doch im Hinterkopf behalten, dass die Befragten keine Hedgefondsmanager aus London oder Private-Equity-Experten der Wall Street sind, deren Produkte in aller Regel nur von Superreichen gekauft werden. Nein, es sind jene Männer und Frauen, die den Wohlstand des Durchschnittsdeutschen in ihren Händen halten: Manager von Versicherungen, Pensionskassen oder auch Stiftungen. Und die versuchen für ihre Kunden im vorgegebenen Umfeld Geld zu investieren. Angesichts der niedrigen Leitzinsen eine schwierige Aufgabe.
Rolf Vennenbernd/ picture-alliance/ dpa
Entsprechend bestimmt Unsicherheit die Börse. Angesichts neuer Hiobsbotschaften von Volkswagen (VW) lassen Anleger die Aktie nervös fallen - am Donnerstag rutschte sie wieder deutlich unter die Marke von 100 Punkten.
Vor allem die Regulierung ist es, die den Profis übel aufstößt. Befragt, ob alle Investoren trotz der Vorgaben ihre Anlageziele im Jahr 2018 würden einhalten können, hieß es im Schnitt Nein, 43 Prozent der Industrie werde unter Plan liegen.
Wer sich nun hämisch zurücklehnen will, kann das selbstredend tun doch im Hinterkopf behalten, dass die Befragten keine Hedgefondsmanager aus London oder Private-Equity-Experten der Wall Street sind, deren Produkte in aller Regel nur von Superreichen gekauft werden. Nein, es sind jene Männer und Frauen, die den Wohlstand des Durchschnittsdeutschen in ihren Händen halten: Manager von Versicherungen, Pensionskassen oder auch Stiftungen. Und die versuchen für ihre Kunden im vorgegebenen Umfeld Geld zu investieren. Angesichts der niedrigen Leitzinsen eine schwierige Aufgabe.
Foto:Rolf Vennenbernd/ picture-alliance/ dpa