Glyphosat-Klagen in USA sind nicht genug - Aktie stürzt auf Siebenjahrestief Bayer zahlt Millionen für Xarelto-Vergleich

Bayer: Klagewelle in USA

Bayer: Klagewelle in USA

Foto: Ina Fassbender / REUTERS

Absturz: Mit der Übernahme von Monsanto und dem Einkauf milliardenschwerer Rechtsrisiken hat Bayer-Chef Werner Baumann den Börsenwert des Dax-Schwergewichts Bayer  bereits in etwa halbiert. Doch Glyphosat ist nicht das einzige Rechtsrisiko, das Bayer riesige Summen kostet: In den USA halten sich zahlreiche Kläger auch in Zusammenhang mit angeblichen Risiken des Blutgerinnungshemmers Xarelto an dem deutschen Konzern schadlos - obwohl die Klagen laut Bayer "jeglicher Grundlage entbehren".

Der Pharma- und Pflanzenschutzkonzern aus Leverkusen will für die Beilegung von rund 25.000 Klagen im Zusammenhang mit Xarelto nun tief in die Tasche greifen. Bayer und das Partnerunternehmen Janssen Pharmaceuticals hätten sich mit den Klägern grundsätzlich auf einen Vergleich geeinigt, der die Zahlung von 775 Millionen US-Dollar vorsehe, teilte der Konzern am Montag mit. Der Vergleich werde nahezu alle in den USA anhängigen Klagen erfassen, betonte das Unternehmen.

Bayer sieht keine Grundlage für die US-Klagen - und zahlt trotzdem

Bayer sei weiter davon überzeugt, dass die Klagen jeglicher Grundlage entbehrten, erklärte der Konzern. Alle sechs bisher verhandelten Verfahren seien zugunsten der Unternehmen ausgegangen. Doch ermögliche der Vergleich, Ablenkungen und hohe Kosten zu vermeiden, die durch eine Fortgang der Rechtsstreitigkeiten entstehen würden.

Anleger sehen das Zugeständnis Bayers weniger entspannt. Die Aktie setzte am Montag ihren Kursrutsch fort und fiel im Tagesverlauf zeitweise bis auf 57 Euro. Das ist das tiefste Niveau seit dem Jahr 2012. Anfang 2015 hatte die Bayer Aktie noch 140 Euro gekostet. Doch seit sich Bayer zu der Übernahme des Glyphosat-Herstellers Monsanto entschlossen hat, kennt der Kurs der Aktie nur noch eine Richtung: Nach unten.

Ein kleiner Trost für Aktionäre: Den Vergleichsbetrag im Fall Xarelto muss Bayer nicht alleine schultern. Die Summe von 775 Millionen Dollar werde von beiden Unternehmen (Bayer und Janssen) zu gleichen Teilen getragen. Bayer geht außerdem davon aus, dass sein Anteil "teilweise" durch die Produkthaftpflichtversicherung abgedeckt werde. Xarelto ist einer der wichtigsten Wachstumsträger für die Pharmasparte von Bayer.

Baumann hält Kauf von Monsanto weiterhin für "gute Idee"

Bayer-Chef Werner Baumann verteidigt unterdessen den milliardenschweren Kauf des umstrittenen US-Saatgutkonzerns Monsanto nach einer weiteren Gerichtsschlappe gegen wachsende Kritik. "Der Monsanto-Kauf war und ist eine gute Idee", sagte der Chef des Agrarchemie- und Pharmaunternehmens der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS). Erst in der abgelaufenen Woche hatte ein Rückschlag in einem wegweisenden Prozess um angebliche Krebsrisiken des glyphosathaltigen Unkrautvernichters Roundup den Druck auf den Manager erhöht. Eine Jury in San Francisco befand, dass das Produkt ein wesentlicher Faktor für die Lymphdrüsenkrebserkrankung des 70-jährigen Klägers Edwin Hardeman gewesen sei.

Damit geht der Prozess nun mit derselben Jury in eine zweite Phase, in der die Haftungsfragen geklärt werden sollen. Dabei geht es auch darum, ob Monsanto über Risiken hinwegtäuschte und wie hoch der mögliche Schadenersatz ausfallen könnte.

Die Zweifel an dem größten Auslandszukauf eines deutschen Unternehmen wuchsen dadurch weiter. Anleger fürchten schwer kalkulierbare Milliardenrisiken durch mögliche Schadenersatz- und Vergleichszahlungen. Der Aktienkurs von Bayer , der sich gerade erst ein wenig berappelt hatte, ging wieder auf Talfahrt: Minus 12,5 Prozent schlugen in der vergangenen Woche zu Buche.

Auf der Hauptversammlung Ende April wird sich der Bayer-Manager harscher Kritik stellen müssen. So bezeichnete Christian Strenger, Gründungsmitglied der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex, den Monsanto-Kauf jüngst in einem dem "Manager Magazin" vorliegenden Brief als "den größten und schnellsten Wertvernichter der Dax-Geschichte". Strenger fordert demnach, Baumann und seinen Vorstandskollegen die Entlastung zu verweigern.

Gedanken an einen Rücktritt weist Baumann von sich: "Der Vorstand hat die volle Rückendeckung des Aufsichtsrats."

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