Videobotschaft
Hitzlsperger erntet Hochachtung für Outing
Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger hat sich in der Nacht zum Donnerstag per Videobotschaft zu seinem Outing als Homosexueller erklärt. Bislang erntet er nur Hochachtung: Der britische Premier David Cameron etwa twitterte: "Heute bewundere ich ihn noch mehr."
Thomas Hitzlsperger: "Profisport und Homosexualität schließen sich nicht aus, davon bin ich überzeugt."
Foto: Marijan Murat/ picture alliance / dpa
London - Mit Lob, Anerkennung und Respekt haben ehemalige Teamkollegen, Funktionäre und Politiker auf das Coming-out von Thomas Hitzlsperger reagiert. Dem ehemaligen Fußball-Nationalspieler geht es nach seiner einmaligen Aktion nun darum, anderen Sportlern unter die Arme zu greifen. "Ich hoffe, dass ich mit diesem Schritt in die Öffentlichkeit jungen Spielern und Profisportlern Mut machen kann", sagte der 31-Jährige in einer Videobotschaft, die in der Nacht zum Donnerstag verbreitet wurde. "Profisport und Homosexualität schließen sich nicht aus, davon bin ich überzeugt."
Am Mittwochabend meldete sich selbst der britische Premier David Cameron zu Wort. Als Fan von Hitzlspergers Ex-Club Aston Villa twitterte er: "Ich habe immer bewundert, was Thomas Hitzlsperger auf dem Feld geleistet hat - aber heute bewundere ich ihn noch mehr."
Auch frühere Mitspieler, etwas Lukas Podolski ("Mutige und richtige Entscheidung") und Arne Friedrich ("Bin stolz auf dich") zollten Hitzlsperger Anerkennung.
Der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger hat das Outing von Thomas Hitzlsperger begrüßt. "Ich freue mich darüber, dass ein Nationalspieler den Mut gefunden hat, dieses Tabu zu brechen. Damit kann er das Versteckspiel, das er wohl betreiben musste, endlich beenden", sagte Zwanziger der "Welt". Für ihn seien "Tabubrecher wie Hitzlsperger die wahren Mutigen, auch wenn sie von den Machos natürlich gern anders dargestellt werden". Das sei "im Fußball zum Teil unerträglich".
Hitzlsperger: "Homophobe haben jetzt einen Gegner mehr"
Als erster prominenter deutscher Fußballer hatte er zuvor in einem Interview der Wochenzeitung "Die Zeit" (Donnerstag) öffentlich erklärt, schwul zu sein. In einer Online-Videobotschaft auf seiner Homepage fand Hitzlsperger, dass inzwischen junge Spieler, "die sich viel früher im Klaren sind über ihre Neigungen", darüber sprechen könnten. Er selbst hatte sich erst nach einem "langwierigen Prozess" und nach dem Karriereende 2013 öffentlich geäußert.
Der Zeitpunkt des Coming-out sei für ihn selbst und seine Familie unwichtig, meinte Hitzlsperger. "Wichtig ist es nur für die Leute, die homophob sind, andere ausgrenzen aufgrund ihrer Sexualität - und die sollen wissen: Sie haben jetzt einen Gegner mehr."
Unter den Fußballern werde Homosexualität "schlicht ignoriert", meinte Hitzlsperger. "Für die Medien hingegen ist das schon seit Jahren ein Thema. Nur die betroffenen Spieler, die haben sich nicht getraut, sich zu ihren Neigungen zu äußern. Denn die Fußballszene begreift sich in Teilen immer noch als Machowelt."
Coming-out vor den Winterspiele in Sotschi bewusst gewählt
Gegen die Diskriminierung von Minderheiten, ob sexueller oder anderer, müsse etwas unternommen werden, sagte Hitzlsperger dem "Guardian", der ihn auf die bevorstehenden Olympischen Winterspiele im russischen Sotschi ansprach. Er sei "neugierig" zu sehen, was bei den Olympischen Spielen in Russland geschehen werde, sagte Hitzlsperger. Jedenfalls habe er nichts dagegen, dass sein Coming out auch im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen diskutiert werde.
Es gibt nur wenige international bekannte Sportler, die ihre Homosexualität publik gemacht haben. Dazu zählen der Wasserspringer Greg Louganis, der Basketballspieler John Amaechi und die Tennisspielerin Martina Navratilova.