Erstes Hunderestaurant in Brüssel: Keine Manieren in der "Toutou Bar"
Erstes Hunderestaurant in Brüssel
Delikatessen für vierbeinige Genießer
Mit einer neuen Idee erfreut Bernard Schol die Frauchen und Herrchen Brüssels. Er hat das erste Hunderestaurant inmitten eines Parks eröffnet und serviert den Vierbeinern dort Delikatessen wie Hühner-Hamburger, Wild mit Gemüse und natürlich - belgisches Bier.
Brüssel - Ein Gast der neuen Bar steigt auf den Tisch und beißt herzhaft in seinen Hamburger, ein zweiter rast davon, während der Kellner ihm gerade sein Eis serviert, ein dritter gar pinkelt ans Tischbein: Obwohl das neue Etablissement in einem edlen Gartenpavillon aus dem 18. Jahrhundert mitten im angesagtesten Park von Brüssel liegt, lassen die Manieren seiner Kunden zu wünschen übrig. Besitzer Bernard Schol ist das egal, er freut sich über den sichtlichen Erfolg seiner "Toutou Bar", des einzigen Hunderestaurants in Belgiens Hauptstadt.
Toutou heißt Hündchen, doch am Eröffnungstag tummeln sich auch ausgewachsene Labradorhunde, Collies, Schnauzer und andere vierbeinige Riesen auf der Wiese vor dem Pavillon Louis XV., die als eigentliches Lokal dient. Zwischen den auf ihre Größe ausgerichteten Tischen beschnüffeln sie sich ebenso eifrig gegenseitig wie ihre Speisen.
Auf der Karte stehen unter anderem Hühner-Hamburger, Spaghetti aus sechs Getreidesorten, Wild sowie Fasan mit Reis, Gemüse und Gurken. Als Nachtisch können die Gäste zwischen Eis mit Joghurt und Früchten und Bio-Crêpes wählen. Sonntags gibt es Brunch.
Selbst auf das Nationalgetränk müssen die Vierbeiner nicht verzichten: "Belgier lieben ihr Bier, also haben wir eine Sorte speziell für Hunde entwickelt", sagt Gastwirt Schol. Das Red Dog Energy Beer wird mit Knochenmark gebraut und in kleinen braunen Flaschen serviert. Eine Flasche kostet drei Euro, der "Imbiss" zwischen zwei und vier Euro.
Schol richtet sich bei seinen Gerichten nicht nach seinem eigenen Geschmack, sondern nach den vermeintlichen Vorlieben seiner Kunden. Das Eis sei zuckerfrei, Fleisch und Gemüse ungesalzen - "Hunde haben nicht dieselben Geschmacksnerven wie wir", erläutert er. Wenn die Besitzer nachwürzen, könnten sie die Hundegerichte aber auch selbst genießen. "Alle Zutaten entsprechen der menschlichen Ernährung", wirbt die Bar auf ihrer Internetseite.
Kritik am Hunderestaurant
Luxus für Hunde ist weltweit ein wachsender Markt. Die Angebote reichen von Bionahrung über Designerkleidung für die geliebten und verhätschelten Vierbeiner bis hin zu orthopädisch gestalteten Betten und speziellen Wellnessangeboten mit Aromatherapie.
Während ihre Lieblinge in der "Toutou Bar" ihre schlechten Manieren ausleben, können ihre Besitzer auf der angrenzenden Terrasse die Ruhe genießen. "Ich halte das für eine großartige Idee, es sollte mehr Orte geben, an denen Hunde willkommen sind, sagt Georges Blau-Turner. Sein Marshall, eine Kreuzung zwischen Collie und Australischem Schäferhund, ist inzwischen an den Tisch zurückgekehrt und schleckt genüsslich an seinem Eis.
Doch nicht bei allen stößt die "Toutou Bar" auf Begeisterung. "Die Welt ist verrückt geworden", kommentiert ein Internetnutzer auf der Seite der Tageszeitung "Dernière Heure" den neuen Hundeservice. Ein anderer schreibt, "in Belgien ist es besser, ein Hund zu sein als arm", ein Dritter beklagt die zunehmende Amerikanisierung der Gesellschaft.
Schol bezeichnet seine Kritiker achselzuckend als die "üblichen Meckerer". Er ist froh, Vierbeiner als Kunden zu haben. Nur manchmal wünscht er sich, seine Gäste würden wenigstens die wichtigsten Benimmregeln kennen: "Menschen werfen ihre Teller normalerweise nicht auf den Boden", seufzt er.