
Lead Forward Die wichtigste Karrierefrage, die ich kenne


Liebe Leserin, lieber Leser,
wenn ich wichtige Karriereentscheidungen treffe, denke ich an die Beerdigung meines Vaters. Das liest sich wahrscheinlich merkwürdig, aber tatsächlich habe ich an diesem Tag und während der Krankheit meines Vaters viel darüber gelernt, was mir wichtig ist.
Ich saß in der Kapelle, in der ersten Reihe. Ein Mann kam zu mir und kniete sich vor mir auf den Boden, dann küsste er meine Hand und meine Stirn. Es war der Gemüsehändler, der seinen Laden beim Uhren- und Schmuckgeschäft meiner Eltern in Berlin-Neukölln gleich um die Ecke hatte. "Dein Vater war so ein großherziger Mann", sagte er. "Immer für andere da." Ich wusste nicht einmal, dass die beiden sich näher gekannt hatten.
Ein paar Reihen neben mir sah ich Toni hemmungslos weinen. Er hatte meinen Vater schon während seiner Krankheit so oft besucht wie kaum ein anderer. "Dein Papa hat mir als erster Mensch in diesem Land sein Vertrauen geschenkt", sagte er. "Jetzt bin ich für ihn da."
Als Toni aus dem Libanon nach Deutschland kam, war es schwer für ihn, Aufträge als Edelsteinfasser zu gewinnen. Er putzte Klinken bei den Berliner Juwelieren und Goldschmieden. Meist wurde er abgewiesen. "Aber dein Vater hat mir dann bei unserem ersten Treffen einen Hochkaräter mitgegeben, einfach so."
Für mich waren diese Geschichten über meinen Vater ein großes Geschenk. Sie machten mich stolz – und zeigten mir, was wirklich bleibt. Bei der Beerdigung dachte niemand an Erfolge oder Umsatzzahlen. Es waren die Hilfsbereitschaft gegenüber einem Nachbarn und der Mut, einem Fremden Vertrauen zu schenken, die im Gedächtnis geblieben waren und Spuren hinterlassen hatten.
Je älter ich werde, desto klarer spüre ich: Wichtig ist mir, was bleibt. Die Freude über einen tollen Titel oder eine neue Visitenkarte nutzt sich schnell ab. Auch die Bewunderung, die andere uns vielleicht entgegenbringen, macht nicht wirklich glücklich.
Wenn ich über meine Karriere nachdenke, frage ich mich, wofür ich stehen und was ich noch bewegen möchte.
Zum Schluss noch ein Veranstaltungstipp: Um ganz persönliche Definitionen von Karriere geht es auch in der kommenden Woche bei meinen Kolleginnen und Kollegen von manage › forward. In einer digitalen Live-Veranstaltung diskutieren sie mit Executive Coach Claudia Michalski eine Frage, die aktuell viele Menschen in Deutschland umtreiben dürfte: "Gehen oder bleiben?" Den Job kündigen und anderswo Erfüllung finden oder intern neu durchstarten? Wie Sie hier Klarheit gewinnen und mögliche erste Ansatzpunkte identifizieren, erklärt Claudia Michalski am Dienstagabend und Donnerstagnachmittag. Die Teilnahme ist kostenlos, zur Anmeldung geht es hier.
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Herzliche Grüße,
Antonia Götsch
Chefredakteurin Harvard Business manager

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