Ingmar Höhmann

Strategie zum Frühstück Worauf wetten Sie?

Eine Strategie ist kein Plan, sondern eine Wette, mit der Sie Ihre Erfolgschancen erhöhen können. Aber: Wie gehen Sie damit um, dass Wetten auch mal schiefgehen?
Illustration: Patrick Mariathasan für Harvard Business Manager

Liebe Leserin, lieber Leser,

Vorträge über Managementtheorien laufen als Videos eher schlecht. Dem Strategieforscher Roger Martin aber gelang auf Youtube mit "A Plan Is Not a Strategy"  ein ziemlicher Hit. Rund 1,7 Millionen Mal wurde das Video angeschaut – das ist für einen Managementprofessor ziemlich beeindruckend.

Martin erklärt in dem Video, warum so viele Unternehmen Pläne aufstellen, statt echte Strategien zu entwickeln. Ein Hauptgrund sei, dass Planung Kontrolle bedeute – vor allem über die Kosten. Der Kunde sei das Unternehmen selbst. Das vermittelt Sicherheit.

Eine Strategie hingegen habe die tatsächlichen Kunden im Blick. Die sind schwer zu kontrollieren, ebenso wie die Kosten und die Einnahmen, die sich aus der Strategie ergeben. Das sorgt für Unsicherheit – und die scheuen Menschen von Natur aus.

Drei Fallen

Der Erfolg einer Strategie lässt sich jedoch nicht planen. Ihr Ausgang ist zwangsläufig unsicher. In seinem wegweisenden Artikel "Mythos strategische Planung"  schreibt Martin, dass "Zweifeln und Zagen" immer dazugehörten. Strategiearbeit bestehe darin, Wetten einzugehen und schwierige Entscheidungen zu treffen. Ziel sei nicht, jegliches Risiko auszuschalten, sondern die Erfolgschancen zu erhöhen.

Martin sieht im übermäßigen Planen und dem kostenbasierten Denken zwei von drei typischen Fallen, in die Manager tappen. Die dritte Falle sei, die Fähigkeiten des Unternehmens zur Strategie zu erklären – häufig gekoppelt mit dem Wort "Kernkompetenzen". Diese Falle sei am heimtückischsten. Sie schnappe selbst bei Managerinnen und Managern zu, die die Kosten- und Planungsfallen umgangen hätten.

Denn so gut es sich auch anhöre, "strategische Fähigkeiten" aufbauen zu wollen – meist stecke wieder der Wunsch nach Sicherheit dahinter: Investitionen in den Erwerb von Kompetenzen lassen sich schließlich kontrollieren. Letztlich könne jedes Unternehmen erfolgreich einen technischen Vertrieb, eine Softwareentwicklungsabteilung oder ein Vertriebsnetz aufbauen und zu einer Kernkompetenz erklären. Nur: "Fähigkeiten allein bringen die Kunden noch nicht dazu, etwas zu kaufen. Das schaffen nur Unternehmen, die einer bestimmten Kundengruppe ein überlegenes Wertangebot machen."

Die gute Nachricht: Martin zufolge kann es die Strategie deutlich vereinfachen, wenn sich Manager vom Sicherheitsdenken lösen. Ein Strategiekonzept passe dann sogar auf ein einziges Blatt Papier. "Wenn es bei der Strategie nur darum geht, wo und wie Sie mit den Wettbewerbern konkurrieren, brauchen Sie keine mühsam und zeitaufwendig erstellten Planungsunterlagen", sagt er. "Dann kann sich das Management den echten strategischen Herausforderungen des Unternehmens stellen, statt sich alternativ in bequeme Planungen zu flüchten."

Wie sieht der One-Pager für Ihre Strategie aus? Schreiben Sie mir hier .

Herzliche Grüße
Ingmar Höhmann

Leitender Redakteur Harvard Business manager

PS: Strategie zum Frühstück erscheint alle zwei Wochen, einmal im Monat in Zusammenarbeit mit Alexander Osterwalder, dem CEO von Strategyzer . Hier können Sie den Newsletter direkt abonnieren.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Playlist
Speichern Sie Audioinhalte in Ihrer Playlist, um sie später zu hören oder offline abzuspielen. Zusätzlich können Sie Ihre Playlist über alle Geräte mit der SPIEGEL-App synchronisieren, auf denen Sie mit Ihrem Konto angemeldet sind.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren