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Porsche-CEO Oliver Blume im Interview "Ich führe nicht nach Theorien, sondern aus Erfahrung"

Der 911er ist der deutsche Sportwagen schlechthin. Doch wie alle Autobauer muss sich auch Porsche umwälzenden Veränderungen stellen. CEO Oliver Blume über die Kunst der Strategieentwicklung, sein Verständnis von Leadership und den Grund, warum selbst Petrol Heads vom Elektroantrieb begeistert sind.
Das Interview führte Ingmar Höhmann
aus Harvard Business manager 10/2019
Foto: Fritz Beck

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Harvard Business manager: Herr Blume, Sie haben Porsche  einen radikalen Wandel verordnet ...

Oliver Blume: Wenn Sie damit unsere Prozesse und Produkte meinen, haben Sie völlig recht: Hier sind wir ziemlich radikal unterwegs. Wir machen heute vieles anders als noch vor zehn oder fünf Jahren. Wir verbinden gerade unsere Tradition mit der Zukunft. Damit uns das gelingt, müssen wir uns verändern. Aber an unseren Werten halten wir fest.

Bis 2025 soll die Hälfte der verkauften Wagen einen Elektroantrieb haben. Wann wussten Sie, dass ein Strategiewechsel notwendig ist?

Unsere Strategie wird im Wesentlichen von drei Variablen bestimmt: von der Marktentwicklung, vom technologischen Fortschritt und von den Ansprüchen der Gesellschaft an die Mobilität. Da sich diese Rahmenbedingungen immer schneller verändern, müssen wir flexibel sein und unsere Strategie permanent hinterfragen. Hinzu kommt als Konstante die Marke. Porsche steht für Sportlichkeit und Exklusivität, für Innovationsfreude und Pioniergeist, aber auch für Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und der Umwelt. Auf dieser Basis haben wir früh erkannt, dass es richtig ist, Porsche als Vorreiter der sportlichen Elektromobilität zu positionieren. Wie Sie sagen, könnte 2025 bereits jeder zweite neue Porsche über einen E-Antrieb verfügen – entweder als performanter Plug-in-Hybrid oder als reines Elektrofahrzeug. Wir werden aber auch unsere konventionellen Antriebe weiterentwickeln, sie noch effizienter machen. Emotionale Benziner haben weiterhin ihren festen Platz im Porsche-Port- folio – gepaart mit Dienstleistungen und Services rund um das Fahrzeug.

Profil

Der Manager
Der promovierte Maschinenbauer hat seine gesamte Karriere bei Marken des VW-Konzerns absolviert: zunächst als Trainee und als Karosseriebaumanager bei Audi, später als Produktionsplaner bei Seat und dann bei Volkswagen. 2013 wurde er Produktionsvorstand bei Porsche und zwei Jahre später in der Folge des Dieselskandals zum Vorstandschef ernannt. Im Vorstand des VW-Konzerns ist der 51-Jährige zudem zuständig für die Luxusmarken Bentley und Bugatti.

Das Unternehmen
Die Porsche AG ist seit 2012 eine hundertprozentige Tochter des VW-Konzerns. Ursprünglich eine reine Sportwagenmarke mit starker Renntradition, verkauft das Unternehmen heute vor allem viertürige Modelle wie die SUVs aus der Macan- und der Cayenne-Baureihe sowie die Fließhecklimousine Panamera. Gut 32.000 Porsche-Mitarbeiter haben im vergangenen Jahr über 250.000 Autos gebaut und abgesetzt. Damit erzielten sie 25,8 Milliarden Euro Umsatz und ein operatives Ergebnis von 4,3 Milliarden Euro. Die Rolle der Marke im Dieselskandal des VW-Konzerns bleibt auch nach einer Strafzahlung von gut einer halben Milliarde Euro strittig.

Was hat Sie zweifeln lassen am bisherigen Geschäftsmodell? Hatten Sie Angst, Tesla  greift den Porsche 911 an?

So weit ging die Sorge nicht. Der 911er ist eine Klasse für sich. Trotzdem ist das Segment der zweitürigen Sportwagen kein Selbstläufer. In der Vergangenheit gab es durchaus Prognosen, dass die Nachfrage sinken würde. Diese Befürchtungen haben sich beim 911er nicht bewahrheitet. Während die Absatzzahlen zum Auslauf einer Generation für gewöhnlich abnehmen, haben wir vom Elfer der siebten Generation 2018, im letzten Jahr seines Lifecycles, mehr Fahrzeuge verkauft als im ersten Jahr.

Trotzdem haben Sie die Strategie radikal umgestellt.

Wir haben unsere Strategie mit Bedacht umgestellt. Der 911er macht mit seiner Sportlichkeit nach wie vor den Kern unserer Marke aus. Gleichzeitig entwickeln wir uns weiter und sehen uns auch ganz klar in der Verantwortung, mit gutem Beispiel voranzugehen und unseren Beitrag zu leisten, die Klimaziele zu erreichen. Das ist nur mit Antriebsarten möglich, die in der Nutzung CO2-neutral sind.

Wie kamen Sie darauf, dass es auch für Elektro-Porsches einen Markt geben würde? Das ist ja schon etwas fernab des Markenkerns.

Wir haben sehr detaillierte Marktanalysen durchgeführt und bereits 2015 ein Konzeptfahrzeug entwickelt. Die Reaktionen auf den Mission E waren überwältigend positiv. Elektromobilität lässt sich sehr sportlich auslegen. Für uns war schnell klar, dass diese Antriebstechnologie sehr gut zu Porsche passt und wir dieses Fahrzeug bauen.

Was genau haben Sie da analysiert?

Wir haben mehr als 80 Märkte nach verschiedenen Kriterien bewertet: Wir haben uns die Infrastruktur und die Stromversorgung angesehen. Außerdem haben wir ermittelt, wie aufgeschlossen die Kunden im Markt für neue Technologien sind, wie es dort um die Kaufkraft steht und wie groß das Interesse an einem elektrisch angetriebenen Porsche wäre. Auf dieser Datenbasis haben wir eine Karte entwickelt und die einzelnen Länder entsprechend eingefärbt. Rot bedeutet: keine Affinität zur Elektromobilität. Gelb heißt: in der Entwicklung. Grün steht für eine hohe Affinität und somit große Absatzchancen. Diese Landkarte verändert sich im Laufe der Zeit: Für 2020 sind noch alle Weltregionen in Rot oder Orange dargestellt, 2030 ist die Heatmap fast überall grün.

Das ist noch lange hin. Was heißt das für den Taycan, den ersten vollelektrischen Sportwagen, den Sie gerade vorgestellt haben?

Die Resonanz auf den Taycan ist überwältigend. Ursprünglich haben wir mit einer Produktion von 20.000 Autos pro Jahr geplant. Inzwischen haben wir unsere Kapazitäten nach oben angepasst. Dass der Elektroantrieb eine hohe Akzeptanz erfährt, sehen wir auch beim Porsche Panamera: 60 Prozent unserer Kunden in Europa entscheiden sich bereits für die Variante mit Plug-in-Hybrid.

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