Konflikte bewältigen Wie Sie mit Klatsch und Tratsch im Büro umgehen sollten

Wie reagieren Sie, wenn sich die Damen gerade über Sie lustig machen?
Foto: Paul Bradbury / Getty ImagesStellen Sie sich vor, eine Kollegin von Ihnen, nennen wir sie Beth, kommt eines Tages auf Sie zu und erzählt Ihnen, dass sich ihr gemeinsamer Kollege Gareth abfällig über Sie geäußert hat. Gareth gehört noch nicht lange zum Team. Das hinderte ihn jedoch nicht daran, Beth zu sagen, Sie seien ein "Leichtgewicht, das den Job nur hat, weil es schon da war, bevor das Unternehmen jemand Besseren finden konnte".
Beth berichtet von all dem in gedämpftem Ton und fügt hinzu: "Er darf nicht wissen, von wem du das gehört hast, okay?" Für Sie stellt sich jetzt die Frage: Wie gehe ich damit um? Die Antwort lautet: Es kommt darauf an – denn es gibt verschiedene Formen von Klatsch und Tratsch. Und alle dienen unterschiedlichen Zwecken:
Klatsch und Tratsch kann eine Informationsquelle für diejenigen sein, die den offiziellen Kanälen misstrauen.
Klatsch und Tratsch kann als emotionales Ventil für Wut oder Frustration dienen.
Klatsch und Tratsch kann ein indirekter Weg sein, um Konflikte aufzudecken oder auszutragen.
Nummer drei ist Auslöser vieler Dramen am Arbeitsplatz – und ist Kommunikation, für die keiner die Verantwortung übernehmen möchte. In unserem Beispiel erzählt Beth Ihnen, dass schlecht über Sie geredet wurde. Sie erzählt Ihnen ungefragt weiter, was sie gehört hat. Und sie koppelt diese Information im Nachhinein an die Bedingungen der Anonymität.
Wie also sollen Sie reagieren? Vielleicht hilft Ihnen das Folgende bei Ihrer Entscheidung: Der wichtigste Moment beim Umgang mit Klatsch und Tratsch ist nicht der, nachdem Sie ihn gehört haben. Es ist jener, in dem Sie ihn hören. In einer idealen Welt hätte Beth Gareth gesagt, dass sie sich verpflichtet fühle, Sie über seine Äußerungen zu informieren. Es sei denn, er wäre bereit, dies selbst zu tun. Da Beth dies aber versäumt hat, müssen Sie nun entscheiden, ob Sie zusätzlich Öl ins Feuer gießen und die Lästerei fortsetzen wollen. Oder ob Sie anbieten, in einen offenen Austausch zu gehen und eine verantwortungsvolle Kommunikation in Gang setzen.
Im ersten Augenblick mag es verlockend erscheinen, auf den Tratsch einzugehen und noch mehr darüber in Erfahrung zu bringen, was Gareth über Sie gesagt hat. Bedenken Sie jedoch: Wenn Sie das tun, werden Sie Teil des Problems. Zudem berauben Sie sich damit der einzigen Maßnahme, die zu einer Lösung führen könnte: ein offener und respektvoller Dialog, der zu gegenseitigem Verständnis führt. Die Art und Weise, wie Sie mit diesem Moment umgehen – dem Moment, in dem Sie herausfinden, dass jemand hinter Ihrem Rücken über Sie spricht –, stellt die Weichen für das, was darauf folgt. Drei Maßnahmen helfen Ihnen, mit der unangenehmen Situation zurechtzukommen:
Hören Sie am besten gar nicht erst zu
Ich habe mir vor Jahren einen Grundsatz zu eigen gemacht, der mir hilft, Grenzen zu setzen, wenn mir jemand Informationen über eine andere Person weitergeben will: Wenn mein Gegenüber anfängt zu tratschen, sage ich ihm, dass ich die Informationen, die er mit mir teilt, wahrscheinlich weitergeben werde. Das hilft meinem Gesprächspartner zu verstehen, dass Reden auch Verantwortung bedeutet. Und es gibt ihm die Möglichkeit, aufs Lästern zu verzichten.
In der oben beschriebenen Situation hat Beth bereits wichtige Informationen weitergegeben. An dieser Stelle könnten Sie sagen: "Danke, dass du mir mitgeteilt hast, dass Gareth meinetwegen Bedenken hat. Ich werde das mit ihm besprechen. Ich werde deinen Namen nicht nennen. Dennoch könnte er natürlich auf die Idee kommen, dass die Informationen von dir stammen." Wenn Sie merken, dass Beth diese Aussicht nervös macht, könnten Sie etwas sagen wie: "Ich werde das so oder so mit Gareth besprechen. Wenn du aber noch ein bisschen brauchst, um ihm selbst zu sagen, dass du den Tratsch an mich weitergegeben hast, kannst du dir die Zeit gern nehmen." Wenn Beth nicht darauf eingeht – oder diese Möglichkeit nicht nutzen möchte –, können Sie Gareth direkt ansprechen.
Natürlich muss Ihnen klar sein, dass es sich Ihre Kollegen künftig zweimal überlegen werden, ob sie Klatsch und Tratsch mit Ihnen besprechen. Das kann zur Folge haben, dass Sie an bestimmte Informationen entweder gar nicht mehr oder erst sehr spät kommen. Es kann allerdings auch dazu führen, dass Ihr Verhalten andere dazu inspiriert, es Ihnen gleichzutun. Sollte dies der Fall sein, wird Klatsch und Tratsch in dieser Form wahrscheinlich immer weniger vorkommen. Wie die Erfahrung zeigt, verbessert sich dadurch die Atmosphäre am Arbeitsplatz häufig positiv.
Sprechen Sie das "Was" an
Beim klärenden Gespräch geht es um zwei getrennte Aspekte: erstens um die Herangehensweise, zweitens um den Inhalt.
Wahrscheinlich wird Ihr erster Impuls sein, sich zunächst mit der Art und Weise der Kommunikation zu befassen – also damit, dass Ihr Kollege Gareth hinter Ihrem Rücken schlecht über Sie spricht . Das ist verständlich – viel besser aber wäre es, wenn Sie sich zunächst auf den Inhalt des Gesagten konzentrierten: auf Gareths offensichtliche Bedenken hinsichtlich Ihrer Kompetenz.
Seien Sie bescheiden. Gestalten Sie das Gespräch nicht (auch nicht implizit) als: "Schäm dich, hinter meinem Rücken zu reden!" Sagen Sie lieber: "Wenn ich dich in irgendeiner Weise enttäuscht habe, möchte ich dies verstehen." Oder: "Wenn meine Fähigkeiten nicht ausreichen, brauche ich Feedback." Dieser Ansatz ist in mehrfacher Hinsicht hilfreich: Wenn Ihre Kompetenzen tatsächlich Anlass zur Kritik geben, werden Sie von Gareths Feedback profitieren. Darüber hinaus stoppen Sie das Tit-for-tat, bevor es richtig angefangen hat. So vermeiden Sie, dass sich aus dem Vorfall ein handfester persönlicher Konflikt entwickelt. Und nicht zuletzt demonstrieren Sie sowohl Offenheit für Feedback als auch die Bereitschaft, andere zur Verantwortung zu ziehen. Das könnte Gareth und Co. dazu ermutigen, beim nächsten Mal direkt auf Sie zuzukommen.
Wichtig: Lassen Sie sich nicht abschrecken, wenn die betreffende Person zunächst behauptet, Sie hätten ihre Aussagen missverstanden, oder wenn sie versucht, das Gesagte herunterzuspielen. Wiederholen Sie Ihren Wunsch nach Feedback und fordern Sie sie auf, Ihnen eventuelle Sorgen oder Bedenken mitzuteilen.
Diskutieren Sie das "Wie"
Erst wenn Sie die Bedenken Ihres Gesprächspartners verstanden haben, können Sie ihn für die Art und Weise, wie er damit umgegangen ist, zur Verantwortung ziehen. Sagen Sie ihm, dass sein Vorgehen Sie verletzt hat. Bitten Sie ihn darum, dass Sie in Zukunft die Erste sind, die eine Beschwerde hört. Und versprechen Sie, es selbst ebenfalls so zu halten.
Fazit
Eine Garantie dafür, dass Sie Klatsch und Tratsch auf diese Weise unterbinden, gibt es nicht. Ein solches Vorgehen ist jedoch die Garantie dafür, dass Sie Teil einer guten Lösung werden, anstatt das Problem noch zu verschärfen. © HBP 2023