Ingmar Höhmann

Strategie zum Frühstück Die drei Regeln der Innovation

Ingmar Höhmann
Von Ingmar Höhmann, Leitender Redakteur Harvard Business manager
Locker und lässig, so stellt man sich innovative Unternehmen vor. Tatsächlich aber spielen Macht, Führung und Disziplin eine große Rolle.
Alexander Osterwalder

Liebe Leserin, lieber Leser,

vor vielen Jahren besuchte ich auf einer Recherchereise in Kalifornien einen Computerspielehersteller. Die Zentrale entsprach dem Klischee einer amerikanischen Techfirma: Alles war bunt und gechillt, die Mitarbeitenden waren jung, es gab kostenlose eisgekühlte Getränke und Snacks. Der Ort sah wie ein großer Spielplatz aus. Klar, dass die Firma an der Spitze der Branche steht, so dachte ich damals, denn so gedeiht echte Innovation – in einer Start-up-Kultur, in der die Beschäftigten ihren Ideen freien Lauf lassen können.

Kurze Zeit später entließ das Unternehmen Tausende Mitarbeiter. Das Management strich Projekte, straffte die Organisation, setzte neue Prioritäten.

Wie der Harvard-Professor Gary Pisano in seinem Artikel "Innovation erfordert Disziplin"  erklärt: Echte Kreativität entsteht nicht im Bällebad, vielmehr braucht es Führung und klare Regeln.

Pisano zufolge hängt der Innovationserfolg auch davon ab, dass sich die Chefs und Chefinnen einmischen: "Flache Hierarchien bedeuten nicht, dass sich die Topmanager von operativen Details oder Projekten fernhalten müssen. Es ist eher umgekehrt: Sie können dadurch näher am eigentlichen Geschehen sein." Als Beispiel nennt er den ehemaligen Fiat-Chef Sergio Marchionne: Dieser verlegte sein Büro ins Technikzentrum, um näher an der Produktentwicklung zu sein.

Lehren aus der Praxis

Wer Innovation will, darf diese nicht den Mitarbeitenden überlassen. Diese Lehre hat auch Alexander Osterwalder, CEO der Strategie- und Innovationsberatung Strategyzer , aus seinen Projekten mit Unternehmen gezogen.

In einem Kurzvideo für den Harvard Business manager erklärt Osterwalder seine drei wichtigsten Innovationsregeln.

  • Regel Nummer eins lautet: "Ein CEO muss sich mindestens 40 Prozent seiner Zeit mit Innovation beschäftigen." Das bedeute nicht unbedingt, selbst Ideen zu entwickeln, sagt Osterwalder. Der oder die CEO müsse aber den Kontext schaffen, in dem die Mitarbeitenden die besten Ideen hervorbringen können.

  • Die zweite Regel besagt, dass Innovation organisatorisch im Machtzentrum verankert sein muss. Das heißt: Eine Person in einer hohen Position sollte sich hundertprozentig dem Thema widmen, um ihm Prestige und Bedeutung zu verleihen.

  • Bei der dritten Regel geht es darum, zwar viele Ideen auszuprobieren, aber letztlich nur eine kleine Anzahl weiterzuverfolgen. Die Vorgabe könne sein, nur eines von drei, eines von zehn oder auch nur eines von hundert Projekten auszuwählen. Wenn alle Ideen "zum Erfolg verdammt" seien, gehe niemand mehr das Risiko eines Innovationsprojekts ein. "Scheitern muss erlaubt sein", sagt Osterwalder.

Wie sehen Ihre Innovationsregeln aus? Schreiben Sie mir hier .

Herzliche Grüße
Ingmar Höhmann

Leitender Redakteur Harvard Business manager

PS: Am 10. Mai haben sich unsere Autoren Alessandro Brandolisio und Michael Leitl sowie Vanessa Just, Vorständin beim KI Bundesverband, Fragen von Leserinnen und Lesern gestellt. Im Digitalevent Open House sprachen sie über die künftige Rolle von künstlicher Intelligenz im Management. Falls Sie die Veranstaltung verpasst haben: Die Aufzeichnung können Sie sich unter diesem Link anschauen.

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