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Glücksforscher Daniel Gilbert "Wir machen aus allem das Beste"

Harvard-Psychologe Daniel Gilbert wurde mit seinem Bestseller "Ins Glück stolpern" auch in Deutschland bekannt. Ein Gespräch über die neuesten Erkenntnisse der Glücksforschung, Wege, sich glücklicher zu fühlen, und den Wert bequemer Schuhe.
Das Interview führte Gardiner Morse
aus Harvard Business manager 4/2012
Daniel Gilbert

Daniel Gilbert

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Jason Grow

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Harvard Business manager: Die Glücksforschung ist in den vergangenen 20 Jahren zu einem heißen Thema geworden. Warum?

Daniel Gilbert: Wir haben erst vor Kurzem begriffen, dass wir eine unserer ältesten Fragen ("Worin besteht das Wesen menschlichen Glücks?") mit unserer neuesten Methode der Suche nach Antworten verbinden können: der Wissenschaft. Noch vor ein paar Jahrzehnten lag die Antwort auf die Frage nach dem Glück hauptsächlich in den Händen von Philosophen und Dichtern.

Psychologen haben sich schon immer für Gefühle interessiert, doch in den vergangenen zwei Jahrzehnten ist die Zahl der Untersuchungen über menschliche Emotionen explosionsartig gestiegen; und eine der Emotionen, mit denen die Psychologie sich am intensivsten beschäftigt, ist das Glück. Mittlerweile sind auch Ökonomen und Neurowissenschaftler auf den Zug aufgesprungen. All diese Disziplinen verfolgen unterschiedliche Interessen, die sich jedoch überschneiden: Die Psychologen möchten gern verstehen, was Menschen empfinden; die Ökonomen wollen wissen, was Menschen etwas wert ist; und die Neurowissenschaftler versuchen herauszufinden, wie das menschliche Gehirn auf Belohnungen reagiert. Dadurch, dass drei verschiedene Disziplinen sich für ein und dasselbe Thema interessieren, hat es ganz allgemein in der Wissenschaft an Bedeutung gewonnen. Beiträge zum Thema Glück werden in der Zeitschrift "Science" veröffentlicht: Wissenschaftler, die sich mit diesem Thema befassen, bekommen Nobelpreise; und weltweit bemühen sich Regierungen, herauszufinden, wie sie das Glück ihrer Bürger messen und mehren können.

Profil

Wissenschaftler

Als Jugendlicher wollte Daniel Gilbert Science-Fiction-Autor werden. Da der Kurs kreatives Schreiben an einem städtischen College schon belegt war, schrieb er sich für Psychologie ein. Aus dieser Laune entwickelte sich eine erfolgreiche Karriere. Er wechselte an die University of Colorado Denver, schloss sein Studium als Psychologe ab und promovierte 1985 in Princeton. Seine Forschungsarbeiten über das psychologische Immunsystem machten ihn weltweit bekannt.

Buchautor

Seine Neigung zum Schreiben blieb. Gilbert erhielt nicht nur viele Forschungspreise für seine Veröffentlichungen, sondern publizierte auch zahlreiche Essays zum Beispiel in der "New York Times" und dem "Time"-Magazin. Sein 2004 erschienenes Buch über das Glück wurde auch ins Deutsche übersetzt.

Wie kann man so etwas Subjektives wie Glück überhaupt messen?

Subjektive Erfahrungen zu messen ist viel einfacher, als Sie denken. Ihr Augenarzt macht letzten Endes auch nichts anderes, wenn er Ihnen eine Brille anpasst: Er hält Ihnen eine Linse vors Auge und fordert Sie auf, Ihre Wahrnehmungen zu beschreiben. So testet er erst die eine und dann die andere Linse. Ihre Kommentare verwendet er als Daten, die er wissenschaftlich analysiert, und entwickelt dann eine Linse, die Ihnen ein perfektes Sehen ermöglicht - und das alles auf der Basis Ihrer subjektiven Wahrnehmungen. Aktuelle Berichte von Menschen sind eine sehr gute Annäherung an ihre tatsächlichen Erfahrungen und ermöglichen es uns, die Welt mit ihren Augen zu sehen. Sie können uns vielleicht nicht sagen, wie glücklich sie gestern waren oder wie glücklich sie morgen sein werden, aber sie können uns sagen, wie sie sich in dem Moment fühlen, in dem wir sie danach fragen. "Wie geht es dir?" ist vielleicht die am häufigsten gestellte Frage der Welt, und darauf weiß jeder eine Antwort.

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, Glück zu messen. Man kann einen Menschen zum Beispiel fragen: "Wie glücklich bist du gerade?" und ihn das Ausmaß seines Glücks anhand einer Skala bewerten lassen. Man kann die Durchblutung des Gehirns mit der Magnetresonanztomografie oder die Aktivität der Lachmuskeln im Gesicht mithilfe der Elektromyografie messen. In den meisten Fällen korrelieren diese Messergebnisse sehr stark miteinander. Man muss schon die Bundesregierung sein, um lieber mit komplizierten, teuren Messmethoden als mit einfachen, billigen Verfahren zu arbeiten.

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