Achtsamkeit "Das Leben besteht aus Augenblicken"

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Frau Langer, beginnen wir mit einer Definition: Was verstehen Sie unter dem Begriff Achtsamkeit?
Langer: Achtsamkeit bedeutet, alles Neue bewusst wahrzunehmen. Wer sich darum bemüht, ist automatisch in der Gegenwart. Es macht einen sensibler für den Kontext und die Perspektive von Dingen - schon allein, weil man sich dabei wirklich auf das einlassen muss, was um einen herum passiert. Das gibt einem Kraft und kostet keine Energie. Es gibt immer wieder Menschen, die glauben, Achtsamkeit sei anstrengend, weil man dabei so viel denken müsse. Sie liegen falsch. Das, was uns in Wirklichkeit stresst, ist unsere Art, alles um uns herum permanent negativ zu bewerten - und die Grundüberzeugung, dass man gewiss bald auf ein Problem stößt, das die eigenen Fähigkeiten übersteigt.
Verstehen Sie mich nicht falsch: Es ist durchaus menschlich, sich nach Stabilität zu sehnen und den Status quo bewahren zu wollen. Wir neigen alle dazu zu glauben, dass wir das Leben dadurch unter Kontrolle bringen können. Doch das funktioniert nicht. Alles in unserem Leben ist im Fluss. Je mehr wir versuchen, Dinge festzuhalten, desto schneller verlieren wir die Kontrolle.
Nehmen Sie etwa Arbeitsprozesse: Glauben Sie niemandem, der sagt, dass etwas hundertprozentig einem bestimmten Muster folgen müsse. Es gibt immer zig unterschiedliche Möglichkeiten und Methoden, eine Sache zu Ende zu bringen. Die Frage, welche die richtige ist, hängt vom Kontext ab. Probleme von heute können nicht mit Lösungen von gestern bewältigt werden. Wenn Ihnen also jemand sagt: "Du musst dir das so lange einprägen, bis es dir in Fleisch und Blut übergegangen ist", sollten bei Ihnen die Alarmglocken schrillen. Denn so erreichen Sie nur geistloses, mechanisches Handeln. Regeln können durchaus ihre Berechtigung haben - allerdings funktionieren sie vor allem für denjenigen, der sie aufgestellt hat. Je weniger Sie mit dieser Person gemeinsam haben, desto mehr Schwierigkeiten werden Sie mit ihren Regeln haben. Es sei denn, Sie sind achtsam. Denn dann lassen Sie sich von Zielvorgaben und routinemäßigen Abläufen leiten, aber nicht beherrschen.
Was spricht laut Ihrer Forschung noch dafür, achtsam zu sein?
Langer: Achtsamkeit verbessert die Leistungsfähigkeit. Das konnten wir etwa in einer Studie nachweisen, die wir mit einer Gruppe von Sinfonikern durchgeführt haben. Die Musiker fanden ihre Arbeit - erstaunlicherweise - häufig sterbenslangweilig. Sie litten darunter, immer wieder dieselben Musikstücke spielen zu müssen. Auf der anderen Seite geht ihr Beruf mit einem hohen sozialen Status einher, den sie nicht so einfach aufgeben wollen.
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In unserer Studie teilten wir die Sinfoniker in zwei Gruppen ein: Die eine baten wir, uns ein ihnen bereits bekanntes Musikstück vorzuspielen. Mit anderen Worten: Wir baten sie, für uns erlerntes Wissen abzurufen. Eine relativ stumpfsinnige Aufgabe - vollkommen unabhängig davon, ob sie die Musik mochten oder nicht. Die zweite Musikergruppe forderten wir dagegen auf, ein neues, unbekanntes Stück einzustudieren. Dabei mussten sie achtsam sein. Rein musikalisch gesehen unterschieden sich die Aufgaben wenig, beide Musikstücke waren klassische Sinfonien, nicht etwa Jazz. Im Anschluss sollten beide Gruppen die einstudierten Stücke einigen Gästen vorspielen, die nichts von unserer Studie wussten. Das Ergebnis war eindeutig: Liebling der Zuhörer waren die Musiker, die ein ihnen zuvor unbekanntes Stück einstudiert und gemeinsam musikalisches Neuland betreten hatten. Offenbar führt die Tatsache, dass sich jeder Musiker beim Vorspielen sehr auf die eigene Stimme konzentrieren musste, dazu, dass auch die Gesamtleistung besser war.
Häufig wird behauptet, dass das Gegenteil von Ordnung und Struktur Chaos ist. Das stimmt jedoch nur, wenn die Leute rücksichtslos und rebellisch sind. Wenn alle dasselbe Ziel haben und achtsam sind, kann durchaus ein herausragendes und koordiniertes Ergebnis entstehen.
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