Vordenker-Serie: Christian Homburg Von Mannheim in die weite Welt

Werk und Wirkung
Im Jahr 1988 hat Christian Homburg seiner Zunft den Weg in ein neues Zeitalter aufgezeigt: Als junger Wissenschaftler veröffentlichte er seinen ersten Artikel in einer internationalen Fachzeitschrift, dem "Journal of Business Research". Thema: die Nutzung von Datenanalysetechniken durch deutsche Marktforschungsagenturen.
Jahr für Jahr folgten weitere Papiere in renommierten englischsprachigen Wissenschaftspublikationen. "Als ich Professor wurde, war es mir sehr wichtig, dass ich international arbeiten und auch veröffentlichen würde", sagt Homburg. "Das mag heute trivial klingen. Doch damals wurde ich massiv von einigen Kollegen kritisiert."
Ein Mathematiker für die BWL
Homburg wurde im Januar 1962 geboren. Nach dem Abitur studierte er Wirtschaftsmathematik an der Universität Karlsruhe und promovierte dort in Wirtschaftswissenschaften.
Praxis in der Industrie
Vor seiner Hochschullaufbahn war er als Direktor für Marketing, Controlling und strategische Planung beim Industrieunternehmen KSB AG tätig, anschließend habilitierte er sich an der Universität Mainz.
Internationale Anerkennung
Seit 1999 lehrt er an der Uni in Mannheim. Ende Dezember 2007 startete er parallel als "Professorial Fellow" am Lehrstuhl für Management und Marketing der Universität in Melbourne. Homburg ist Vater von vier Kindern und verheiratet mit Larissa Homburg, mit der er an seinem Golf-Handicap arbeitet. Sie leben in Mannheim.
Ende der 80er Jahre war es in der Betriebswirtschaft üblich, seine Erkenntnisse in deutschen Blättern zu veröffentlichen. Inzwischen hat sich das sehr zugunsten internationaler Journale geändert - und Homburg hat diesen Trend frühzeitig erkannt. Er gehörte zu den wenigen deutschen Managementprofessoren, die so auch international Beachtung fanden.
Er wurde mehrfach von der renommierten American Marketing Association ausgezeichnet. Das "Handelsblatt" nennt den damals 50-Jährigen eine "Ausnahmeerscheinung" in der deutschen BWL und platzierte ihn wiederholt weit oben im Ranking. Homburg - blond, randlose Brille, ruhige Stimme - ist kein Typ, der durch laute Selbstvermarktung auffällt. Wenn er aber über seine Bemühungen spricht, die weite Welt nach Mannheim zu holen und sein Wissen hinauszutragen, sagt er schon mal nüchtern: "Doch, darauf bin ich stolz."
Forschungsstärke
Der diplomierte Wirtschaftsmathematiker und promovierte Wirtschaftswissenschaftler ist seit 1999 an der Universität Mannheim - als Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Marketing. Zudem ist er Direktor des Instituts für Marktorientierte Unternehmensführung. Im Jahr 2006 übernahm er zusätzlich die Leitung der Business School der Uni für vier Jahre.
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Homburg kam von der Otto-Beisheim-Hochschule in Koblenz, der heutigen WHU, und lehnte unter anderem den Ruf an die Universität Münster ab - verbunden mit der Nachfolge des Marketingprofessors Heribert Meffert. "Der BWL-Lehrstuhl an der Universität Mannheim war damals schon ein sehr forschungsstarker Lehrstuhl. Er ist ein Ort für Wirtschaftswissenschaftler, an dem man sein möchte."
Viele Aspekte der BWL und des Marketings hat Homburg untersucht und vorangebracht, einen Namen hat er sich beim Kundenbeziehungs- und beim Vertriebsmanagement gemacht sowie bei der marktorientierten Unternehmensführung.
Fast nebenbei hat er die weite Welt nach Mannheim geholt - auch das hat seine Entscheidung für die Hochschule damals mitbeeinflusst: "Mir gefiel, dass ich die Chance hatte, die Internationalisierung des Lehrstuhls voranzutreiben", sagt Homburg.
Seine Bemühungen haben gefruchtet: Wer in Mannheim BWL studiert, kommt völlig ohne Deutschkenntnisse aus, weil sämtliche Vorlesungen auch in Englisch gehalten werden. Und an der Mannheim Business School, die Homburg mit aufgebaut hat, sind sage und schreibe 80 Prozent der Studierenden aus dem Ausland. "Heute" - und auch das sagt der Vater vierer Kinder völlig nüchtern, "gehören die MBA-Programme der Mannheim Business School zu den weltweit führenden."
Wegbegleiter und Freunde
Grün-Weiss Mannheim
Homburg ist Beirat, Mitglied und Förderer des Tennisvereins von Mannheim, deren Herren in der Bundesliga spielen. Er unterstützt die Grün-Weißen mit seinem Wissen und seiner Begeisterung, zugleich ist die von ihm gegründete Beratung Sponsor des Vereins. Seine Vorliebe für den weißen Sport führt ihn regelmäßig zu den Australian Open.
Big Brothers, Big Sisters
Homburg unterstützt die Idee, Kindern und Jugendlichen ein Mentoring anzubieten. Zusammen mit Eva Lohse, bis 2017 Oberbürgermeisterin von Ludwigshafen, Luka Mucic, CFO SAP Deutschland, John Feldmann, ehemaliger Vorstand der BASF , und Professor Hans Raffée von der Uni Mannheim arbeitet er im Beirat der gemeinnützigen Gesellschaft.
Ruth Stock-Homburg
Die Betriebswirtin promovierte bei Christian Homburg und heiratete ihn später. Inzwischen ist das Paar geschieden und Stock-Homburg, Jahrgang 1972, arbeitet selbst als Professorin an der Technischen Universität Darmstadt.
Ziele und Visionen
Homburg ist auch Unternehmer: Vor 20 Jahren gründete er die Beratung Homburg & Partner, spezialisiert auf Marketing und Vertrieb, die er heute als Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats begleitet. Operative Verantwortung übernimmt er nicht - aus gutem Grund: "Eine Beratung braucht gute Mitarbeiter, die fair behandelt und bezahlt werden", sagt Homburg. "Gerade diese guten Mitarbeiter fühlen sich aber nicht wohl, wenn ich ihnen ständig im Nacken sitze." Mal laufen die Geschäfte womöglich schlechter als mit ihm, mal aber auch besser, fügt Homburg selbstkritisch hinzu.
Clayton Christensen und seine disruptive Innovation, die "Five Forces" von Michael Porter und die Management-Tipps von Linda Hill – die Ideen und Konzepte zahlreicher Vordenkerinnen und Vordenker haben die Management-Theorien geprägt. Lesen Sie hier die wichtigsten Ideen und Beiträge von Vordenkern wie Joseph Schumpeter, John P. Kotter, Peter Drucker und Herminia Ibarra.
Der Wissenschaftler unterstützt dennoch: In der strategischen Führung und in der Beziehungspflege - er wirkt als Türöffner. Mit Erfolg: Homburg & Partner wurden in einer Studie als Hidden Champion ausgemacht, vor McKinsey und Simon, Kucher & Partners. Dass er in einigen Jahren die Seite wechselt und mitarbeitet, will Homburg nicht ausschließen. "Das hängt davon ab, wie gut ich an der Hochschule behandelt werde", sagt er schmunzelnd. "Zurzeit werde ich sehr gut behandelt."
Dieser Artikel erschien erstmals in der Januar-Ausgabe 2013 des Harvard Business managers.