Zur Ausgabe
Artikel 10 / 20

Einarbeitung Virtuelles Kennenlernen

Neue Mitarbeiter ins Unternehmen zu integrieren ist digital besonders schwierig. Forscher verglichen verschiedene Format zum Kennenlernen. Der Gewinner: Virtuelle Kaffeeküchen.
aus Harvard Business manager 8/2021

ILLUSTRATION: ROSE WONG

Die Pandemie ebbt so langsam ab, doch viele Unternehmen planen auch in Zukunft mit hybriden oder rein mobil arbeitenden Belegschaften. Sie alle stehen vor dem gleichen Problem: einem Mangel an spontanen Interaktionen, Gesprächen und Geselligkeit, die bei Begegnungen im Büro entstehen.

Besonders wichtig sind solche Kontakte für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie brauchen den Austausch, um ihre Rolle zu lernen, die Unternehmenskultur zu verstehen und Unterstützung zu bekommen.

Eine neue Studie zeigt, was hier helfen könnte. Untersuchungsobjekt war ein globaler Konzern, der sein Sommerpraktikumsprogramm 2020 auf ein rein virtuelles Format umgestellt hatte. In einem Feldexperiment wurden die neuen Praktikantinnen und Praktikanten nach dem Zufallsprinzip in fünf Gruppen eingeteilt. Zwei davon bekamen die Möglichkeit, in "virtuellen Kaffeeküchen" aufeinanderzutreffen: halbstündige informelle Begegnungen in Echtzeit mit drei oder vier anderen Praktikanten – entweder mit einer Führungskraft (nicht ihr direkter Vorgesetzter) oder ausschließlich im Kreise der Neulinge. Die anderen Gruppen dienten zur Kontrolle.

Die erste Kontrollgruppe nahm zusammen mit anderen Praktikanten sowie Führungskräften an mehreren halbstündigen Frage-Antwort-Sessions teil – asynchron, nicht in Echtzeit. Die zweite Kontrollgruppe arbeitete in ihren halbstündigen Terminen mit anderen Praktikanten an Gruppenprojekten; die dritte Gruppe hatte keinerlei Vorgabe.

Höhere Zufriedenheit dank virtueller Kaffeeküche

Auswertungen am Ende des Sommers zeigten, dass jene Praktikanten, die an den Kaffeeküchen-Formaten mit Führungskräften teilgenommen hatten, ihr Praktikum positiver beurteilten als jene in den Kontrollgruppen. Sie hatten bessere wöchentliche Leistungsbeurteilungen erhalten und bekamen mit höherer Wahrscheinlichkeit eine Vollzeitstelle im Unternehmen angeboten. Die Vorteile waren sogar noch ausgeprägter, wenn Praktikanten und Vorgesetzte demografische Ähnlichkeiten aufwiesen.

Die Kaffeeküchen-Formate mit Führungskräften hätten womöglich "den Austausch von Informationen und Ratschlägen erleichtert", heißt es in der Studie. Dadurch hätten die Praktikanten ihre Leistungen steigern und ihre Karriere anschieben können.

Unternehmen könnten die Ergebnisse der Studie nicht nur auf künftige Praktikantenprogramme anwenden, empfiehlt das Forschungsteam, sondern auch für die Einarbeitung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf allen Hierarchiestufen.

Quelle: Iavor Bojinov et al.: "Virtual Watercoolers: A Field Experiment on Virtual Synchronous Interactions and Performance of Remote Interns", Harvard Business School Working Paper, Mai 2021

Ausgabe August 2021

Zurück in die Zukunft

New Normal: Was kann weg, was soll bleiben? Wie Teams jetzt der Neustart gelingt

Zur Ausgabe

Dieser Artikel erschien in der August-Ausgabe 2021 des Harvard Business managers.

Zur Ausgabe
Artikel 10 / 20
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren