Psychologie Das Geheimnis erfolgreicher Beziehungen

Der Paarpsychologe John Gottman untersucht mit mathematischen Methoden, was gute Paarbeziehungen ausmacht. Von seinen Forschungen über gute und schlechte Ehen lässt sich viel für ein besseres Miteinander im Unternehmen lernen.
Das Interview führte Diane Coutu
Foto: Francesco Buttitta / imago images

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Den besonderen Wert menschlicher Beziehungen am Arbeitsplatz zu rühmen ist modern: Wir sind uns einig, dass Manager eine gute Beziehung zu ihren Mitarbeitern aufbauen müssen, um sie zu Topleistungen zu animieren. Wir feiern Führungskräfte, die mit der nötigen emotionalen Intelligenz ausgestattet sind, um authentische und zuverlässige Beziehungen zu ihren Beschäftigten zu pflegen und sie auf diese Weise zu motivieren und zu inspirieren.

Eine große und schnell wachsende Branche hat sich darauf spezialisiert, uns bei der Entwicklung unserer sogenannten Soft Skills zu unterstützen. Viele Konzernchefs engagieren Managementberater, und die Buchläden sind voll mit Ratgebern, die ganz genau erklären, wie man auf dem Weg nach oben ein Netz an Beziehungen aufbaut und pflegt.

Trotz der Bedeutung, die den zwischenmenschlichen Aspekten am Arbeitsplatz beigemessen wird, finden sich erstaunlich wenige wissenschaftliche Erkenntnisse darüber, welche Faktoren für das Funktionieren oder Scheitern von Arbeitsbeziehungen verantwortlich sind. So wissen wir zwar, dass die Chemie zwischen einem Mentor und seinem Schützling über den Erfolg dieser Beziehung entscheidet. Was aber das Geheimnis einer funktionierenden Beziehung ist, versuchen wir nicht herauszufinden - zumindest nicht konsequent.

Das Fehlen verlässlicher Daten und exakter Analysen hat seinen Preis: Treten in Beziehungen Probleme auf, und das kommt bekanntlich häufig vor, kann einem kaum jemand sagen, wie sie gelöst werden können. Selbst die besten Personalexperten wissen oft nicht, wie oder wann sie eingreifen müssen. Würden die Unternehmen ihren Managern effektiver helfen, ihre Arbeitsbeziehungen durch schwierige Zeiten zu retten, könnten sie die Produktivität drastisch steigern und ihre besten Manager viel einfacher halten.

Profil

Der Forscher

John Gottman untersucht seit 35 Jahren Ehen und Scheidungen. Er hat Tausende Paare studiert, interviewt und den Umgang der Partner miteinander über einen längeren Zeitraum verfolgt. Mit Videokameras, EKG und anderem Biofeedback-Instrumentarium messen er und seine Kollegen, was sich abspielt, wenn Paare Konflikte oder Momente der Nähe erleben. Diese Daten werden mithilfe mathematischer Methoden analysiert. So konnte Gottman wissenschaftlich belegen, was eine gute Beziehung ausmacht.

Die Karriere

Eigentlich wollte John Gottman Mathematik studieren. Er begann an der Fairleigh Dickinson University, wechselte aber nach dem Bachelor 1962 ans MIT, um Psychologie und Mathematik zu kombinieren. Nach dem Abschluss studierte er an der University of Wisconsin weiter, wo er 1971 seinen Doktortitel in klinischer Psychologie erwarb. Später gründete er das als Love Lab berühmt gewordene Family Research Lab an der University of Washington. Der inzwischen emeritierte Professor betreibt seine Beziehungsforschung an seinem eigenen Institut weiter, dem Gottman Institute. Für seine Arbeiten erhielt er zahlreiche Auszeichnungen.

Die Erkenntnisse

Beziehungen scheitern an Kommunikationssünden. Wer ständig am Partner herumnörgelt, ihn verspottet oder nicht ernst nimmt, erntet Minuspunkte. Pluspunkte gibt es für kommunikationsförderndes Verhalten wie lächeln, sich einfühlen oder den anderen für etwas bewundern. Ist das Verhältnis von Plus- zu Minuspunkten vor allem nach Konfliktsituationen kleiner als 5:1, ist das Ende der Beziehung wahrscheinlich.

Während über die menschlichen Beziehungen am Arbeitsplatz kaum Forschungsergebnisse vorliegen, werden die privaten Beziehungen von der Wissenschaft allmählich näher beleuchtet. Das ist gut, denn es besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Art und Weise, wie sich jemand in seinen privaten Beziehungen verhält und wie er seine Arbeitsbeziehungen pflegt. Wer zu Hause ausfallend und beleidigend ist, verhält sich vermutlich auch am Arbeitsplatz so. Wenn man wie die meisten Psychologen diesen Zusammenhang als gegeben betrachtet, wird klar, welche Bedeutung die Arbeit derer hat, die sich mit der Dynamik privater Beziehungen befassen.

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Harvard Business manager: Man sagt, Sie können in kürzester Zeit und mit einer hohen Trefferquote vorhersagen, ob Paare auf lange Sicht zusammenbleiben. Wie machen Sie das?

John Gottman: Lassen Sie es mich so sagen: Wenn ich ein Paar drei Stunden befragen und den Umgang der beiden Partner miteinander aufzeichnen kann - sowohl in positiven als auch in Konfliktsituationen -, dann könnte ich wohl mit mehr als 90-prozentiger Sicherheit sagen, ob das Paar in den kommenden drei bis fünf Jahren zusammenbleibt. In den vergangenen 35 Jahren habe ich mit 3000 Paaren gearbeitet, und die Daten stützen meine Behauptung. Andere Wissenschaftler sind mittlerweile zum gleichen Ergebnis gekommen.

Könnten Sie mir beibringen, wie ich entscheiden kann, ob ich Dick oder lieber Jane einstellen soll?

Ich weiß, dass diese Frage in den Medien gestellt wurde. Sie haben versucht, meine Arbeit aufzubauschen. Aber meine Forschungsergebnisse sind deshalb so zuverlässig, weil ich einzelne Beziehungen in ihren Besonderheiten analysiere. Einfach nur vorherzusagen, welcher Kandidat besser für einen Job geeignet ist - das geht nicht. Ich weiß zumindest, dass ich das nicht könnte. Bei meinen Forschungen bin ich darauf angewiesen, dass ich Paare untersuchen kann. Und selbst Paare muss ich in ihrem Umgang miteinander erleben. Je emotionaler und realistischer die Situation, desto besser kann ich zuverlässige Vorhersagen treffen.

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