M&A Kauf durch Chinesen schadet Unternehmen

Mittelständler und Hidden Champions aus Deutschland sind beliebte Übernahmeziele für chinesische Investoren – auch wenn der Kaufrausch der Jahre 2016 bis 2018 wieder abgeebbt ist. Doch während die mediale Debatte meist um die Übernahme kritischer Technologien kreist, gab es bisher nur wenige Erkenntnisse darüber, wie sich die Leistungsfähigkeit der übernommenen Unternehmen entwickelt.
Dieser Frage ist nun die Doktorandin Christina Brunner von der WHU – Otto Beisheim School of Management nachgegangen. In einer empirischen Längsschnittstudie erhob sie umfassende Daten zu 63 Übernahmen deutscher Unternehmen durch chinesische Investoren aus den Jahren 2008 bis 2016. Alle Übernahmekandidaten verglich sie zudem mit je einem anderen Unternehmen mit ähnlichen Merkmalen, das nicht übernommen wurde.
Know-how wird abgezogen
Eine Übernahme durch chinesische Käufer, so belegt die Studie, schadet deutschen Unternehmen mehr, als sie nützt. In fast allen Fällen ergab sich eine signifikant niedrigere Rentabilität als vor der Übernahme, auch im Vergleich zu den nicht aufgekauften Vergleichsfirmen. Real sinkt die jährliche Rentabilität im chinesischen Besitz, gemessen an der Gesamtkapitalrendite, um 2 Prozentpunkte. Dieser Rückgang ist auch vier Jahre nach der Übernahme noch zu beobachten.
Einige der Gründe für den Absturz: Chinesische Investoren ziehen überlegene Technologien oder Know-how ab, ohne eigenes Wissen einzubringen. Oft kommen sie aus einer fremden Branche und haben wenig Erfahrung im Geschäftsfeld des Zielunternehmens. Hinzu kommt mangelnde Erfahrung mit deutschen Geschäftspraktiken und Rahmenbedingungen sowie ein unterschiedlicher Managementstil.
"Die Ergebnisse zeigen", schreibt Christina Brunner, "dass der Traum von gesteigerter Leistungsfähigkeit und damit größerem Erfolg für deutsche Firmen, die von chinesischen Investoren übernommen werden, nicht unbedingt in Erfüllung geht."
Quelle: Christina Brunner: "Overseas acquisitions by emerging-market firms in developed markets and target firm performance – an empirical analysis of chinese acquisitions in Germany", WHU – Otto Beisheim School of Management, unveröffentlichte Arbeit, 2020

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Dieser Artikel erschien in der August-Ausgabe 2021 des Harvard Business managers.