Immobilienmarkt Mietpreise für Büros sinken um 10 bis 20 Prozent
Vor allem in Toplagen werden die Immobilienpreise weiter sinken, sagt Immobilien-Experte Michael Voigtländer. Einige Regionen könnten davon profitieren.

Wenn mehr Menschen zu Hause arbeiten: Was heißt das für die Sinnhaftigkeit der Arbeit, Wohnungen, Stadtplanung, Möbel, Innovation und Mieten? In unserem Schwerpunkt "Das Büro der Zukunft" antworten Expertinnen und Experten auf diese Fragen.
Auf den Märkten für Büroimmobilien hat die Covid-19-Pandemie für heftige Turbulenzen gesorgt. In den vergangenen Monaten ist die Zahl der Vermietungen deutlich zurückgegangen, ähnlich sieht es bei den Kauftransaktionen aus. Noch lassen sich über das Ausmaß nur Schätzungen anstellen, die inserierten Preise sind noch nicht erkennbar gesunken. Doch es ist davon auszugehen, dass in den Verhandlungen dann nennenswerte Preisreduktionen erzielt werden. Schließlich hat die Nachfrage unter dem Eindruck des massiven Konjunktureinbruchs nachgelassen.
Wir gehen davon aus, dass die Quadratmeterpreise für Mietimmobilien in Spitzenlagen um 10 bis 20 Prozent zurückgehen könnten, die für Kaufimmobilien um 25 bis 35 Prozent. Besonders betroffen sein könnten die Toplagen zum Beispiel in Mailand und in Paris, in Deutschland könnte nach den starken Mietsteigerungen der letzten Jahre vor allem Berlin einen Rückgang erleiden.
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Durch Covid-19 hat eine Entwicklung eingesetzt, wie wir sie zuvor nicht kannten. In der Branche herrscht große Unsicherheit, viele bemühen sich nach Kräften um Stabilisierung, zumindest atmosphärisch. Bei genauerer Analyse der Zahlen, die uns nur allmählich vorliegen, müssen wir jedoch eine schlechte Prognose stellen: Wir fürchten, diesmal ist auf den Büroimmobilienmärkten auch langfristig keine Erholung absehbar.
Viele Unternehmen reduzieren dauerhaft die Präsenzpflicht für ihre Büromitarbeiter – in der Folge auch der Büroflächen. Schließlich sind die Bürokosten der zweithöchste Kostenfaktor nach dem Personal. Doch laufen gewerbliche Mietverträge normalerweise über fünf bis zehn Jahre, strukturelle Veränderungen der damit verbundenen Arbeitswelt sind erst am Ende der Laufzeit möglich und daher nicht schnell zu erwarten.
Das Umwandeln der frei werdenden Büroflächen in Wohnraum ist leider noch recht teuer. Man wird künftig schon bei der Planung von Bürohäusern eine Nachnutzung als Wohnraum mitdenken müssen und etwa Versorgungsleitungen so installieren, dass der Umbau für eine spätere Umnutzung nicht so aufwendig wird.
Außerdem müssen die Büros nicht mehr zentral liegen. Kleinere Satellitenlösungen in der Peripherie oder ganz auf dem Land scheinen da praktikabler. Solche Modelle verkürzen die Anfahrtswege für die Beschäftigten, die großteils nicht zentrumsnah, sondern in den Vorstädten oder im Grüngürtel wohnen.© HBM 2020
Protokoll: Michael O.R. Kröher
Dieser Artikel erschien in der September-Ausgabe 2020 des Harvard Business manager.