
Lead Forward Ab in den Feierabend mit der Ashkan-Methode


Liebe Leserin, lieber Leser,
bei einem Workshop erlebte ich neulich einen Aha-Moment. Wir hatten im Dezember Ideen gesammelt, um uns im Team Freiräume für neue Projekte zu verschaffen. Unser Moderator Ashkan ging nun Idee für Idee mit uns durch und nahm ein Post-it nach dem anderen von der Wand. Wenn wir ein Problem bereits gelöst hatten, zerknüllte er den Zettel und ließ ihn zu Boden fallen.
Der gelbe Müllhaufen wuchs. Wir hatten mehr Verbesserungen angestoßen, als ich erwartet hatte. Innerlich jubelte ich bei jedem Zettel, der auf die Erde segelte. "Dieses Gefühl wird mich heute durch den Tag tragen", sagte ich am Ende des Workshops zu Ashkan. "Danke!"
Warum machte mich der Haufen zerknüllter Zettel derart glücklich?
Ich glaube, das liegt an der Natur von Führungsaufgaben: Wenn Sie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei unterstützen, sich zu entwickeln, wenn Sie Konflikte im Team klären oder einen Veränderungsprozess starten, sind Sie fast nie fertig. Ein Erfolg wird erst Monate oder Jahre später greifbar.
Abhaken und weg damit!
Ich habe viele Tage, an denen mein Kalender so voll ist, dass ich kaum Zeit finde, mir einen Kaffee zu holen. Abends gehe ich nach Hause und frage mich: Was hast du heute eigentlich getan? Ich habe keine Zeile geschrieben, keine E-Mail beantwortet, kein To-dos von meiner Liste gestrichen. Dieses Gefühl hat mich schon oft dazu verführt, eine Aufgabe zu übernehmen, die auch andere im Team hätten erledigen können. Einen Artikel schreiben, ein Produkt zusammenbauen, eine Maschine reparieren, eine Einladungskarte gestalten – solche Aufgaben geben mir das Gefühl, etwas erledigt zu haben. Auch aus diesem Grund ist Mikromanagement verführerisch.
Nach Ashkans Workshop habe ich ausprobiert, mir das "Abgehakt und weg damit"-Gefühl in den Alltag zu holen. Auf dem Weg nach Hause schrieb ich auf, was ich an diesem Tag geschafft hatte: Einem Kollegen zugehört, der gerade eine Krise durchlebt; mit einer Kollegin im Jahresgespräch Ziele definiert; einen Vertrag übergeben; die Prioritäten für ein Digitalprojekt festgelegt. Anschließend knüllte ich den Zettel zusammen – und warf ihn weg.
Mein Fazit nach zwei Wochen: Mir bewusst zu machen, wofür meine Termine und Gespräche nützlich waren (auch die kleinen, ungeplanten Feuerwehraufgaben), macht mich zufrieden und hilft mir, den Tag abzuschließen.
Haben Sie selbst eine Gewohnheit, um sich den Wert Ihrer Führungsaufgaben bewusst zu machen? Ich freue mich über Tipps und Feedback! Melden Sie sich hier .
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Herzliche Grüße,
Antonia Götsch
Chefredakteurin Harvard Business manager

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