Unternehmer Gründer an die Macht!
Unternehmensgründer sind wie Eltern: am Anfang lebenswichtig - und überflüssig, sobald der Nachwuchs flügge ist. Um Investoren Vertrauen einzuflößen, ersetzen Start-ups, die an die Börsen wollen, häufig ihre Gründer durch Geschäftsführer, die Erfahrung mit dem Management börsennotierter Aktiengesellschaften haben.
Diese Strategie ist - kurzfristig gesehen - sinnvoll. Im Schnitt sind Firmen mit einem professionellen Management beim Börsengang höher bewertet als vom Gründer geführte Betriebe. Die Studien lassen jedoch vermuten, dass die vom Gründer geführten Unternehmen nach dem Börsengang ihren Glanz zurückgewinnen und dass ihre Bewertung im Laufe der Zeit sogar die professionell geführter Firmen übersteigt.
Der Student Jean-Philippe Arcand von der Concordia University, der Dozent Thomas J. Walker und ich untersuchten die kurz- und mittelfristige Aktienkursentwicklung von 435 US-Hightech-Firmen, die zwischen Juni 1996 und Dezember 2000 an die Börse gingen. Wir stellten fest: Der durchschnittliche Wert eines vom Gründer geführten Betriebs betrug 67 Millionen Dollar. Hatten die Firmen ein professionelles Management an der Spitze und den Gründer in einer anderen Position der Führungstruppe, kamen sie im Schnitt auf einen Wert von 72 Millionen Dollar.
Drei Jahre später sahen die Zahlen anders aus. Die Aktien der von Gründern geführten Firmen wiesen über einen längeren Zeitraum eine deutlich höhere Rendite auf. Zudem hatten sich mehr gründergeführte Firmen an der Börse behauptet als professionell geführte Firmen. Erstere wiesen eine um Marktschwankungen bereinigte Rendite von 12 Prozent über drei Jahre auf. Knapp drei Viertel der Firmen waren noch am Markt. Unternehmen, die einen neuen CEO eingesetzt und den Gründer an eine andere Position im Spitzenteam versetzt hatten, machten hingegen Verluste: Die Rendite betrug minus 26 Prozent, nicht einmal zwei Drittel der Firmen waren noch am Markt. Die Unternehmen, deren Gründer ganz ausgeschieden waren, erzielten eine etwas bessere Leistung als die, bei denen die Gründer im Managementteam geblieben waren. Dennoch schnitten sie nicht so gut ab wie Firmen, deren Gründer an der Spitze geblieben waren.
Diese Erkenntnisse bestätigten sich bei kleineren Stichproben in anderen Branchen. Sie lassen außerdem interessante Hypothesen zu. Erstens: Der Gründer ist - zumindest nach Ansicht der Investoren - in vielen Fällen der beste Firmenchef. Ob er es tatsächlich ist, können wir nicht nachweisen.
Zweitens: Es kann zu Verwerfungen zwischen dem neuen Management und der alten Garde kommen, wenn ein Externer die Spitze übernimmt. Zudem kann eine Kultur beschädigt werden, die während der Gründungsjahre entstanden ist. Die Gespräche, die wir mit Managern geführt haben, erhärten diese Hypothesen.
Trotz dieser Erkenntnisse verbreitet sich die Praxis, Gründer zu degradieren. Zwischen 1996 und 1998 haben nur 6 Prozent der Hightech-Firmen, die ihre Gründer durch einen Geschäftsführer ersetzten, den früheren Chefs andere Funktionen im Spitzenmanagement-Team oder im Vorstand übertragen. Zwischen 1999 und 2000 war dies bei 20 Prozent der Unternehmen der Fall.
Firmen, die das planen, sollten rasch handeln: Denn Unternehmen, die den Wechsel frühzeitig vornahmen, fuhren damit im Allgemeinen besser als zögerliche Konkurrenten. Dies gilt etwa für Google und Yahoo. n