Google-Manager Frederik Pferdt "Ich sehe die größte Chance der Menschheit"
Harvard Business manager: Als Chief Innovation Evangelist bei Google sind Sie dafür verantwortlich, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kluge, kreative, wahrscheinlich sogar radikal bahnbrechende Ideen entwickeln. Wie machen Sie das?
Frederik Pferdt: Ich bin davon überzeugt, dass jeder Mensch kreativ ist. Die richtigen Rahmenbedingungen sorgen dafür, dass diese menschliche Super Power auch freigesetzt werden kann. Aktuell versuche ich Menschen zu helfen, ein sogenanntes Reframing durchzuführen und ihr Mindset darauf zu trainieren, aus Problemen Chancen zu generieren.
Was bedeutet das konkret?
Für mich bedeutet dies, dass wir aktuell nicht vor dem größten Problem unserer Geschichte stehen. Ich sehe die größte Chance unserer Menschheit. Die Frage ist: Wie können wir aus einer Pandemie, den politischen und vielleicht auch wirtschaftlichen Umbrüchen Chancen generieren ?
Wie führt man so ein Reframing durch?
Indem man sich beispielsweise einfach mal ein Blatt Papier nimmt, dieses in der Mitte faltet und dann auf der linken Seite die Probleme aufschreibt, etwa: Die Schulen sind für unsere Kinder geschlossen, ich habe keine Gäste mehr in meinem Restaurant oder ich kann mein Team nicht persönlich treffen. Auf der rechten Seite sollte man dann alle Fragen sammeln, die einem rund um das Problem einfallen. Beispielsweise: "Wie können meine Kinder von überall aus lernen?" Oder: "Wie können wir Eltern oder Großeltern lernen für unsere Kinder ermöglichen?". So kommt man auf andere und vielleicht auch kreativere Ideen. Das geht weg von der Angst und dieser Schockstarre hin zu einem Mindset der Möglichkeiten
Der Google-Campus in Kalifornien ist berühmt. Die Grundidee war ja: Alles ist da, Restaurants, Massagen, Kegelbahnen. Die Mitarbeiter müssen gar nicht mehr weg. Nun sitzen Ihre Kolleginnen und Kollegen zu Hause und das bis 2021, Google hat die Frist sogar verlängert. Wird es jemals eine Rückkehr auf diesen Campus geben?
Die Zukunft ist offen und wird von uns allen gestaltet. Wir haben jetzt die Möglichkeit, auch als Führungskräfte, besser zu verstehen, was es bedeutet, Teams zu führen. Auf was kommt es wirklich an? Wie kann ich Vertrauen herstellen? Und da kommt es für mich auf einen Faktor zentral an, und das ist Empathie. Sich einmal in die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hineinzuversetzen, um zu verstehen, wie sie denken und fühlen.

Astrid (Maier, Xing-Chefredakteurin) und Antonia (Götsch, Chefredakteurin des Harvard Business manager) - deshalb Team A - leiten seit Jahren Teams. Sie sprechen alle zwei Wochen mit Gästen aus Unternehmen und Universitäten offen über starke Führung und das, was Managerinnen und Manager umtreibt.
Das ist vor dem Bildschirm manchmal schwierig, wie können wir digital verbunden und dabei empathisch sein?
Wir haben bei Google die Chance gesehen, Rituale wieder ins Leben zu rufen. Zu Beginn des Meetings beispielsweise einfach mal mit einem Ritual gemeinsam für ein paar Minuten die Augen zu schließen und gemeinsam zu atmen, ist ein sehr einfaches Ritual, das aber hilft, aus der Hektik auszubrechen. Oder vielleicht spazieren zu gehen. Das sind relativ einfache Rituale, die aber helfen, wieder einen Rhythmus zu finden.
Sie lesen hier Auszüge aus einem längeren Interview. Hören Sie in unseren Podcast weiter, wie Frederik Pferdt selbst arbeitet - und was er mitgenommen hat auf seiner Flucht vor den Waldbränden in Kalifornien.