
Newsletter Lead Forward Wieviel Zeit nehmen Sie sich für Ihren wichtigsten Job?


Neulich saß ich im Meeting mit einer Kollegin. Währenddessen sprang ein Chat-Fenster nach dem anderen auf. Ich fing an, nebenbei auf dringliche Anfragen zu antworten. So viele Aufgaben, so viele Termine. Ich folgte dem Impuls, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun, um endlich wieder die Oberhand zu gewinnen. Ich bildete mir besseren Wissens ein, man würde mir das nicht anmerken. "Alles ok bei dir?", fragte die Kollegin. "Kannst du dich überhaupt konzentrieren?"
Ertappt von meiner Kollegin
Ich fühlte mich ertappt – beim Führungsfehler schlechthin. Ich hatte mich die Woche über vor allem um das gekümmert, was dringlich war. Ich saß in etlichen Terminen mit externen Gesprächspartnern, in Meetings mit anderen Abteilungen, las und bearbeitete Artikel. Dabei hatte ich eine meiner wichtigsten Aufgaben aus den Augen verloren: mir Zeit nehmen, um ansprechbar zu sein für meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Meine Termine mit ihnen hatte ich hin- und hergeschoben und in die Lücken meines vollen Terminkalenders gequetscht.
Ich dachte an den Rat, den mir ein Coach gegeben hatte, als ich mein erstes Team übernahm. "Dein Job ist es, für deine Leute da zu sein. Mach dir dafür Platz." Diese Notwendigkeit kognitiv zu verstehen, ist leicht. Sich diesen Raum immer wieder zu erkämpfen und zu erhalten, ist die Herausforderung – auch noch 15 Jahre nach meinem ersten Führungsjob.
Der Alltag zieht und zerrt an uns und unseren guten Vorsätzen. Prozesse, die ins Leere laufen, Krankheitsausfälle, Fehler, Konflikte, eine globale Pandemie – all diese Dinge kommen dazwischen und absorbieren unsere Aufmerksamkeit.tm
Teamführung muss man trainieren wie einen Muskel
Deswegen finde ich es wichtig, sich regelmäßig mit Teamführung zu beschäftigen. Eine Sportlerin muss ja auch trainieren, um eine Übung im entscheidenden Moment abzurufen. Wenn Sie Ihr Geld als Leichtathletin oder Tennisspieler verdienen würden, würden Sie niemals erwarten, dass einmal gehört, verstanden und ausprobiert bedeutet: Das kann ich jetzt, und zwar für immer. Genauso wie Sie wissen, dass Sie sich immer wieder auf gesunde Gewohnheiten besinnen und sich entsprechend ernähren müssen, wenn Sie Ihr Gewicht reduzieren wollen. Beim Thema Führung hingegen höre ich nach wie vor oft, das gehe allein mit gutem Menschenverstand und dem vor zehn Jahren gelesenen Fachbuch.
Auch Leader müssen trainieren und ihren Führungsmuskel regelmäßig bewegen. Dazu gehört: sich selbst reflektieren, Feedback holen, sich weiterbilden, neue Methoden ausprobieren und - ganz wichtig - immer wieder den Fokus neu ausrichten.
Vergangenen Freitag habe ich zwei externe Termine abgesagt – und meinem Team im Chat geschrieben, dass ich den ganzen Tag erreichbar bin. Es tat richtig gut, sich bei den Gesprächen auch mal zu verquatschen (und dabei im Hinterkopf zu haben: Das ist mein Job, dafür bin ich angestellt).
Was fällt Ihnen gerade besonders schwer? Ich würde mich freuen, wenn Sie mir Ihre konkreten Herausforderungen schreiben würden. Ich bereite gerade ein Webinar mit Coach Christiane Moscho vor zum Thema "Führen in schweren Zeiten". Wir möchten das Seminar auf die dringlichsten Fragen und Herausforderungen ausrichten – daher freuen wir uns über Rückmeldungen von Ihnen. Sie können sich auch bereits anmelden zum Webinar, damit Sie es nicht verpassen.