Unternehmenskultur Motor für die Leistung

Kunstwerk: Paul Villinski "Orbit Series" (2010), bemalte Aluminiumstücke
Sie können den Artikel leider nicht mehr aufrufen. Der Link, der Ihnen geschickt wurde, ist entweder älter als 30 Tage oder der Artikel wurde bereits 10 Mal geöffnet.
Wenn sie abends das Büro verlassen, drücken die Mitarbeiter von Ubiquity Retirement and Savings in der Lobby ihres Unternehmens eine Taste. Nicht dass sie ausstempeln würden, jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinne. Sie geben Auskunft über ihren Gemütszustand.
Dafür stehen ihnen fünf verschiedene Tasten zur Verfügung: Eine mit glücklichem Smiley, wenn sie einen guten Arbeitstag hatten, eine mit traurigem Smiley, wenn sie einen schlechten Tag hatten, und so weiter. Das mag wie eine Art Kummerkasten der Personalverwaltung wirken ("Schau her, die Firma kümmert sich!") oder wie ein Instrument erzwungener Glückseligkeit ("Gewonnen hat das Team mit den meisten glücklichen Smileys!"). Doch Ubiquity sammelt diese Daten, um besser zu verstehen, was Mitarbeiter motiviert, was bei ihnen ein Gefühl von Bindung und Begeisterung entstehen lässt.
Andere Unternehmen gehen ähnliche Wege. Einige stellen mithilfe von Apps fest, mit wie viel Freude die Angestellten bei der Sache sind. Andere beauftragen Experten, die auf die monatliche, wöchentliche, tägliche oder gar stündliche Erfassung der Gefühlslage spezialisiert sind. Bedauerlicherweise sind solche Unternehmen noch immer selten. Die meisten Firmen interessiert tatsächlich kaum, wie sich ihre Mitarbeiter fühlen – oder fühlen sollten. Ihnen ist nicht bewusst, wie maßgeblich Emotionen zu einer gelungenen Unternehmenskultur beitragen.
Wenn die Menschen von Unternehmenskultur sprechen, meinen sie in aller Regel die kognitive Kultur: die gemeinsamen intellektuellen Werte, Normen, Artefakte und Annahmen, die dem Unternehmen als Leitbild dienen. Die kognitive Kultur schafft einen Rahmen dafür, wie sich Mitarbeiter im Unternehmen verhalten, wie sie über ihre Arbeit denken und wie kundenfokussiert, innovativ, teamorientiert oder wettbewerbsfähig sie sind oder sein sollten.
Für den Erfolg des Unternehmens ist die kognitive Kultur unbestreitbar wichtig. Und doch ist sie nur ein Teil der Geschichte. Ein anderer wesentlicher Erfolgsfaktor ist, was wir als die emotionale Kultur des Unternehmens bezeichnen: die gemeinsamen affektiven Werte, Normen, Artefakte und Annahmen der Mitarbeiter. Diese steuern, welche Gefühle die Menschen haben und im Unternehmen äußern und welche sie lieber für sich behalten. Auch wenn beide Begriffe grundsätzlich die Gedankenwelt von der Gefühlswelt trennen, unterscheiden sie sich auch in der Form ihrer Kommunikationskanäle: Die kognitive Kultur wird meist verbal vermittelt, während die emotionale Kultur häufig durch nonverbale Zeichen ausgedrückt wird – durch Körpersprache oder Gesichtsausdrücke.
Das Problem
Die meisten Unternehmen schenken ihrer emotionalen Kultur wenig Aufmerksamkeit. Es geht dabei um die Frage, welche Gefühle die Menschen im Arbeitsalltag haben (und haben sollten) und welche sie für sich behalten. Aus dem Umgang mit Emotionen können sich Probleme ergeben - sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Unternehmen.
Der Grund
Untersuchungen belegen, dass Emotionen das Engagement der Mitarbeiter, ihre Kreativität, Entscheidungsfreude, die Qualität ihrer Arbeit und die Wahrscheinlichkeit, dass sie im Unternehmen verbleiben, beeinflussen – positiv wie negativ. Dieser Effekt wirkt sich auch auf die Geschäftsergebnisse aus. Daher ist es wichtig, die Gefühle der Mitarbeiter ebenso zielstrebig zu managen wie ihre Einstellung.
Die Lösung
Sobald Sie einen Zugang zur emotionalen Kultur Ihres Unternehmens gefunden haben, können Sie diese auf verschiedene Weise gestalten. Erklären Sie ausdrücklich, welche Emotionen zum Erfolg des Unternehmens beitragen werden, kanalisieren Sie die Gefühle, die Ihre Mitarbeiter haben und ganz selbstverständlich ausdrücken, und kultivieren Sie gewünschte Gefühle durch emotionale Ansteckung und "Tiefenhandeln".
Obwohl sich die Wissenschaft seit einigen Jahren (unter dem Schlagwort der "affektiven Revolution") verstärkt dafür interessiert, wie Gefühle unser Arbeiten beeinflussen, wird die emotionale Kultur eines Unternehmens in den seltensten Fällen so bewusst gemanagt wie die kognitive Kultur. Meist erhält sie gar keine Aufmerksamkeit, sehr zum Schaden der Unternehmen. Mitarbeiter, die sich mitfühlend zeigen sollten (beispielsweise im Gesundheitswesen), werden gleichgültig und gefühlskalt. Abteilungen, denen Freude und Stolz bei der Arbeit helfen würden, akzeptieren eine Kultur der Wut. Menschen, denen ein gesundes Maß an Furcht abhandengekommen ist, handeln ohne jedes Verantwortungsgefühl (zum Beispiel bei Wach- und Sicherheitsdiensten oder bei Investmentbanken). Vor allem in Phasen der Unsicherheit können solche Entwicklungen großen Schaden anrichten, etwa wenn eine Unternehmensrestrukturierung bevorsteht oder im Falle einer Finanzkrise.
Jetzt weiterlesen. Mit dem passenden manager Abo.
Einen Monat für € 0,99 testen. Jederzeit kündbar.
Ihre Vorteile:
- manager magazin+ und Harvard Business manager+ im Paket
- Alle Inhalte von m+ und HBm+ auf der Seite manager-magazin.de und in der manager-Nachrichten-App
- Der Inhalt der gedruckten Magazine inkl. E-Paper (PDF)
Ihre Vorteile:
- Alle Inhalte von HBm+ auf der Seite manager-magazin.de und in der manager-Nachrichten-App
- Einmal anmelden und auf allen Geräten nutzen
- Der Inhalt des gedruckten Magazins inkl. E-Paper (PDF)
Sie sind bereits Digital-Abonnentin oder -Abonnent? Hier anmelden
Immer einen Einblick voraus
Ihre Vorteile mit manager+
-
manager magazin+
in der App
-
Harvard Business manager+
in der App
-
Das manager magazin und den Harvard Business manager lesen
als E-Paper in der App
-
Alle Artikel in der manager-App
für nur € 24,99 pro Monat
Sie haben bereits ein Digital-Abonnement?
manager+ wird über Ihren iTunes-Account abgewickelt und mit Kaufbestätigung bezahlt. 24 Stunden vor Ablauf verlängert sich das Abo automatisch um einen Monat zum Preis von zurzeit 24,99€. In den Einstellungen Ihres iTunes-Accounts können Sie das Abo jederzeit kündigen. Um manager+ außerhalb dieser App zu nutzen, müssen Sie das Abo direkt nach dem Kauf mit einem manager-ID-Konto verknüpfen. Mit dem Kauf akzeptieren Sie unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen und Datenschutzerklärung .