Führungsstil Keine Angst vor zu viel Kommunikation

Lieber mehr als weniger: Kommunikation ist wesentlich für eine gute Zusammenarbeit.
Foto: g-stockstudio / iStockphoto / Getty ImagesEs soll Führungskräfte geben, die sich tatsächlich sorgen, dass sie womöglich zu viel mit ihren Mitarbeitenden kommunizieren, weil sie befürchten, diese mit Informationen zu überfrachten oder bevormundend oder pingelig zu wirken. Diese Ängste scheinen jedoch unbegründet, wie eine Stanford-Doktorandin und ihr Doktorvater bei einer Analyse von 2717 Kommentaren in archivierten Führungsbeurteilungen herausgefunden haben.
In den Bewertungen wurde nur 46-mal über "zu viel Kommunikation" geklagt, jedoch sage und schreibe 421-mal über die allzu spärliche Kommunikation von Vorgesetzten geschimpft. Ein ähnliches Ungleichgewicht ergab sich, wenn Probanden zu ihrer aktuellen oder vorigen Führungskraft befragt wurden.
In einem Folgeexperiment bekamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Beurteilungen zu lesen, laut denen eine fiktive Führungskraft mal zu wenig, mal zu viel und mal genau im richtigen Umfang kommuniziert hatte. Anschließend sollten sie die Führungsqualitäten und Empathiefähigkeit der Person bewerten. Die angemessen kommunizierende Führungskraft erhielt hier die höchsten Bewertungen, gefolgt von der zu viel kommunizierenden. Mit weitem Abstand folgte die zu wenig kommunizierende Person. Ihr wurde zudem deutlich weniger Empathie zugeschrieben als den beiden anderen.
In der abschließenden Studie sollten die Probanden angeben, wie viel ihre eigene Führungskraft mit ihnen kommunizierte und wie viel Dialog sie sich tatsächlich wünschten. Die meisten sagten, dass ihre Vorgesetzten viel seltener mit ihnen sprachen, als sie es sich wünschten. Diese Führungskräfte erhielten zudem schlechtere Bewertungen als ihre wortgewandteren Kolleginnen und Kollegen.
"Mangelnde Kommunikation kommt offenbar häufiger vor als zu viel Kommunikation – und sie führt zu höheren Kosten", schreibt das Forschungsteam. Sie signalisiere nicht nur, dass die Führungskraft es versäumt habe, dem oder der Angestellten zu helfen, "sondern auch, dass sie sich nicht einmal die Mühe gemacht hat, Kontakt aufzunehmen". Übertrieben häufige Kommunikation sei dagegen ein gut gemeinter, aber dennoch fehlgeleiteter Versuch.
Quelle: Francis J. Flynn, Chelsea Lide: "Communication Miscalibration: The Price Leaders Pay for Not Sharing Enough", Academy of Management Journal, im Druck

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