Editorial Unhöflichkeit hat viele Gesichter
Was Menschen erleben, die uns fahren, pflegen, bedienen oder unser Leben retten, muss uns beschämen. 82 Prozent aller Rettungssanitäter in Deutschland haben in den vergangenen zwei Jahren Übergriffe im Einsatz erlebt. Verkäuferinnen werden bepöbelt, belästigt und bespuckt. Frontlinework – dieser englische Begriff beschreibt gut, wie sich Betroffene fühlen. Wie die vorderste Linie auf einem Kampfplatz.
Ich bin überzeugt, die wenigsten von Ihnen bespucken oder bedrohen andere Menschen. Bedeutet das, Sie können weiterblättern? Sind es wirklich nur die anderen?
Unhöflichkeit hat viele Gesichter. In ihren Studien hat Managementprofessorin Christine Porath herausgefunden, dass sie in der Regel nicht aus Bosheit entsteht. Auch wenn die meisten Menschen überzeugt sind, ihre Wirkung auf andere genau einschätzen zu können, gelingt das jedoch kaum jemandem. Wir mögen uns bemühen, geduldig und tolerant zu sein. Unser Tonfall, unsere nonverbalen Signale oder unser Handeln kommen häufig ganz anders an.
Oft sind wir zu sehr von Instagram oder der Musik im Kopfhörer abgelenkt, um mit denjenigen zu interagieren, die unsere Einkäufe abkassieren. Wenn ich mir vorstelle, ich säße an der Kasse und würde behandelt wie eine Maschine, bekomme ich Gänsehaut.
Ich habe aus unserem Titelschwerpunkt nicht nur mitgenommen, wie wichtig es ist, Mitarbeitende zu schützen. Die Autorinnen und Autoren haben mir auch ins Gedächtnis gerufen, wie wertvoll und menschlich ein einfaches Hallo, Bitte oder Danke sind.

Der unverschämte Kunde
Lächeln um jeden Preis? König Kunde wird immer häufiger zum ungnädigen Tyrannen. Wie Sie sich und Ihr Team schützen.