Gruner+Jahr-Chefin Julia Jäkel im Podcast-Gespräch
"Die Zeiten der Macht-Symbolik sind vorbei"
Die Medienmanagerin Julia Jäkel will nicht mehr im Chefbüro sitzen. Der Neubau des Verlagshauses Gruner+Jahr soll die neue Arbeitswelt widerspiegeln - auch wenn aktuell niemand weiß, wie die nach Corona aussehen wird.
Vorzimmer und Eckbüro, ein dicker Chefsessel, das Familienfoto auf dem Tisch und Abschlusszertifikat an der Wand. Das waren einst Insignien und Inbegriffe des Büros. Es scheint, als habe die Corona-Pandemie diese Ära beendet. Viele Firmen machen Homeoffice zum neuen Standard, stellen auf hybrides Arbeiten um, hinterfragen Rituale und wie viel Platz sie wirklich brauchen.
"Das Büro entstand im Grunde ja in der Zeit nach der Entstehung der Dampfmaschine. Wir haben es einfach perpetuiert", sagt Julia Jäkel, Verlagschefin von Gruner + Jahr in der neuen Folge des Führungspodcast Team A. Es habe wohl eine Art exogenen Schock gebraucht, der daran erinnert hat, dass wir längst ohne Papier arbeiten können.
Julia Jäkel, CEO von Gruner + Jahr
Foto: Bertelsmann
Julia Jäkel gilt als eine der mächtigsten Medienmanagerinnen Deutschlands. In ihrem Verlag erscheinen Marken wie Stern, GEO oder chefkoch.de. Gruner + Jahr ist auch am Harvard Business manager und manager magazin beteiligt.
Der lang geplante Neubau in der Hamburger Hafencity soll trotz Pandemie entstehen. "Wir haben von Anfang an dieses Gebäude so kalibriert, dass wir flexibel sind, da wir uns außerstande gesehen haben, zu projizieren, was wir in 5, 10 oder 20 Jahren brauchen", sagt Jäkel. Gruner + Jahr verkleinert sich von rund 70.000 auf 44.000 Quadratmeter Fläche. Geteilte Arbeitsplätze und der Wechsel zwischen mobilem Arbeiten und Büro waren bereits vor der Pandemie mitgedacht, sowie mögliche Untermieter eingeplant. "Das Haus kann atmen." Statt fester Einzelbüros wolle der Verlag unterschiedliche Arbeitsflächen und Räume anbieten.
Austausch statt Einzelbüros
Der Veränderungsprozess verläuft nicht ohne Reibung: "Ich will nicht verhehlen, dass es hier Leute gibt, die sehr an einem Einzelbüro hängen und auch sehr gute Gründe haben, das zu verteidigen", sagt Jäkel. Wie sie mit Widerständen umgeht, Veränderungen vorantreibt und warum sie ihr Vorstandsbüro mit Blick auf die Elbphilharmonie aufgegeben hat, teilt Julia Jäkel diese Woche im Podcast von Harvard Business manager und Xing.
Team A - Der ehrliche Führungspodcast
Astrid (Maier, Xing-Chefredakteurin) und Antonia (Götsch, Chefredakteurin des Harvard Business manager) - deshalb Team A - leiten seit Jahren Teams. Sie sprechen alle zwei Wochen mit Gästen aus Unternehmen und Universitäten offen über starke Führung und das, was Managerinnen und Manager umtreibt.
Die Symbolik verschiebt die Verlagschefin durchaus bewusst von der Etage mit Ausblick ins Erdgeschoss. "Ich glaube, die Zeiten der Macht-Dominanz oder Macht-Symbolik sind vorbei", sagt Jäkel.
Wo der Verlag hinwolle, spiegele sich auch in der Architektur des Neubaus. Warme Terrakottasteine statt Stahl und Glas, Platz für Cafés und Austausch mit den Leserinnen und Lesern. "Es wird ein großes Gebäude sein", sagt Jäkel. "Gleichzeitig aber kein dominantes Phallus-Symbol."
Wie lassen sich Methoden und Ideen rund um Führung, Strategie und Management wirklich im Alltag umsetzen? Womit sind wir selbst und andere Führungskräfte gescheitert? Im ehrlichen Führungspodcast Team A sprechen die Chefredakteurinnen Antonia Götsch (Harvard Business manager) und Astrid Maier (Xing News) alle zwei Wochen mit Managerinnen und Managern, Gästen aus der Wissenschaft und dem Sport. Team A erscheint vierzehntäglich hier sowie auf Spotify und Apple.